BAUKULTUR 2_2015: Editorial

Prof. Christian Baumgart, DAI Präsident
(in: BAUKULTUR 2_2015, S. 3)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Leser und Freunde der Baukultur,

was liegt näher, als zum Ende eines Winters das Thema Licht in einer Ausgabe der BAUKULTUR näher zu beleuchten? Wir alle sehnen uns nach Licht, Sonne und mehr Wärme. Licht ist für uns weit mehr als nur ein Wegweiser aus der Dunkelheit. Es steht gleichermaßen für Hoffnung wie für Zuversicht und ist aus unserem Leben nicht wegzudenken. Auch in unserer gebauten Umwelt gehören Licht und Architektur untrennbar zusammen. Was wären von Menschen genutzte Gebäude ohne gut belichtete Fenster und ohne Kunstlicht?

Wie komplex die planerischen Anforderungen an richtige Lichtverhältnisse sind, wie hoch spezialisiert es in der Architektur in diesen Bereichen zugeht, das soll diese Ausgabe der BAUKULTUR ausleuchten. Wer die im 2-jährigen Turnus in Frankfurt am Main stattfindende Messe light + building besucht, weiß, wie viel Know-how Planer in dieses Thema stecken – und mit Recht stecken müssen. Mit Belichtung und Beleuchtung steht und fällt die Qualität der gebauten Umwelt, der Baukultur insgesamt. Viele Parameter sind zu berücksichtigen, von der Lage des Baugrundstücks über die Ausrichtung des Baukörpers, Größe und Anordnung von Fensteröffnungen, Tiefe der Räume über Arten der Verglasung bis hin zum Sonnenschutz. Denn Licht kann auch stören.

Wir alle kennen Weltraumaufnahmen der Erde bei Nacht. Die Ballungszentren unserer Zivilisation sind hell erleuchtet – oder besser beleuchtet. Hier überschreitet die künstliche Beleuchtung Grenzen, Fachleute sprechen seit langem schon von „Lichtverschmutzung“. Dies ist ein ernstzunehmendes Problem. Gerade in großen Städten wird es nicht mehr richtig dunkel, Flora und Fauna finden keinen Tag-Nacht-Rhythmus mehr. Ein Phänomen, das auch uns Menschen tangiert. Wer schon einmal versucht hat, bei voller Beleuchtung zu schlafen, der kann das nachvollziehen. „The City that never sleeps“ war einst Symbol des ewigen Fortschritts und der Moderne. Heute müssen wir wohl auch hier umdenken, nicht zuletzt, weil das Thema Beleuchtung auch Fragen des Energieverbrauchs und der Energieeffizienz direkt berührt.

Auch die Bundestiftung Baukultur, seit ihrer Gründung eng mit dem DAI verbunden, nimmt sich des Themas Baukultur und Lichtdesign im Spannungsfeld von Ästhetik, Energie-effizienz und Nachhaltigkeit als Daueraufgabe an. In der „Projektgalerie“ auf der Web-Seite der Stiftung sind eine Reihe sehr ansprechender Realisierungen einzusehen: Von der gläsernen Fabrik über Laboreinrichtungen bis zum natürlichen Wohnen. Solche und weitere Themen geht der DAI in engem Schulterschluss mit der Stiftung an. Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, wurde erstmals zum Ende letzten Jahres ein „Baukulturbericht 2014/15“ von der Bundesstiftung Baukultur vorgelegt. Dieser Bericht wurde zwischenzeitlich vom Deutschen Bundestag als eigenständiger parlamentarischer Vorgang beraten und verabschiedet. Dies ist nicht nur ein Novum, sondern hebt die Baukultur im Lande auf eine neue politische Stufe, verleiht ihr zusätzlich nachhaltige Bedeutung. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Reiner Nagel, stellte den Baukulturbericht Anfang Februar den Abgeordneten der zuständigen Bundestagsausschüsse im Rahmen eines parlamentarischen Frühstücks in informeller Runde genauer vor. Dankenswerter Weise hatte ich Gelegenheit, den DAI in dieser Runde zu vertreten, siehe dazu auch die Rubrik „Aus dem Präsidium“ in dieser Ausgabe der BAUKULTUR. Natürlich sind Erarbeitung und Vorstellung eines solchen Berichts allein nicht ausreichend. Vielmehr sind wir alle in unserem persönlichen wie auch beruflichen Umfeld aufgerufen, die Auseinandersetzung mit der Baukultur in der gebauten Umwelt in allen ihren Facetten voranzutreiben. Dazu gehört nicht zuletzt eine Verbreiterung der Basis durch Werbung für ein Mitmachen im Förderverein der Bundesstiftung. Jeder von Ihnen, jeder von uns ist herzlich eingeladen, sich hier zu engagieren und die Werbung für gutes Planen und Bauen im Land und darüber hinaus voranzubringen.

Bitte bleiben Sie in diesem Sinne dem DAI und der BAUKULTUR gewogen und helfen Sie tatkräftig mit, unseren planenden und bauenden Berufen eine gute Zukunft zu sichern.

Herzlichst Ihr
Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart
DAI Präsident

Genderhinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in unseren Inhalten bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern überwiegend die männliche Form. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Informiert bleiben, Partner finden, Baukultur erleben!

Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. Mitgliederzeitschrift Mitglied werden