BAUKULTUR 3_2015: Editorial

Volkmar Vogel, Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB)
(in: BAUKULTUR 3_2015, S. 3)

Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,

die Erde wird auch der „Blaue Planet" genannt. Mehr als 70 % sind mit Wasser bedeckt. Viele Wissenschaftler nehmen an, dass Wasser der Ursprung des Lebens ist. Auf jeden Fall ist Wasser eine Lebensgrundlage.

Die europäische Kulturlandschaft ist geprägt von Wasserläufen. Diese sind unerlässlich für den Transport. Sie dienen dem Wasserabfluss, der Trinkwasserversorgung sowie der Be- und Entwässerung. Wir nutzen Wasser zur Energieversorgung, etwa in Form von Wasserkraftwerken, aber auch als Kühlmittel für gängige Wärmekraftwerke. Durch die Fischerei tragen Gewässer zur Sicherung der Nahrungsgrundlage bei. Zudem dienen Meer, Flüsse und Seen unserer Erholung, denn das Wasser zieht die Menschen seit jeher an. Das zeigt sich auch in der hohen Besiedelungsdichte am Wasser.

Die große Bedeutung von Wasser und sein Nutzungspotenzial spiegeln sich in der Baukultur wider. Denken wir nur an die prähistorischen Pfahlbauten in Deutschland, an die Aquädukte der alten Römer oder z. B. an den Schiffs- und Brückenbau. Die Wassertürme in unserem Land dienen nicht nur der Trinkwasserhygiene, sondern haben sich vielerorts zu identitätsstiftenden Wahrzeichen entwickelt. Die Integration und Nutzbarmachung von Wasser stellen Architekten und Ingenieure vor große Herausforderungen. So entstanden baukulturelle Denkmäler, wie z. B. die Dresdner Elbbrücke „Blaues Wunder" oder das Schiffshebewerk Niederfinow bei Berlin – zwei Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst, die sich durch hohe architektonische aber ebenso durch hohe technische Qualität auszeichnen.

Die Förderung der Baukultur in Deutschland steht auch im Fokus der Bundespolitik. Die Bundesstiftung Baukultur bringt dies zum Ausdruck. Im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart: Wir werden die Bundesstiftung stärken und damit den breit angelegten Dialog im baukulturellen Bereich besser unterstützen. 1,3 Mio. Euro stehen jährlich im Bundeshaushalt für die Stiftung zur Verfügung, weitere 100.000 Euro stellen wir in diesem Jahr bereit. Das ist gut angelegtes Geld, auch mit Blick auf den Förderverein, der der Bundesstiftung Baukultur zur Seite gestellt ist. Ziel des Fördervereins ist es, Projekte, Akteure und Stiftungsaktivitäten miteinander zu vernetzen und den Erfahrungsaustausch zu intensivieren. Architekten, Verbände und Bauunternehmen engagieren sich über den Förderverein und setzen sich für die Belange der Baukultur ein. Das wiederum entlastet am Ende des Tages auch ein Stück weit den Bundeshaushalt und hilft, die Arbeit der Stiftung zu verstetigen. Die steigende Anzahl der Mitgliedschaften im Förderverein zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Unterstützen auch Sie den breit angelegten Dialog über die Baukultur, werden auch Sie Mitglied im Förderverein.

Der Baukulturbericht 2014/15 der Bundestiftung setzt Maßstäbe in der nationalen und internationalen Diskussion. Er ist für Architekten, Planer, aber natürlich auch Bauherren und Investoren richtungsweisend. Der Bund muss dabei seiner Vorbildfunktion gerecht werden. Es ist gut und richtig, dass wir unsere Bundesstiftung Baukultur mehr als bisher auch in die Entwicklung und die Untersuchungen bundeseigener Bauten einbeziehen. So können Hinweise und Erkenntnisse der Stiftung für die Umsetzung der Bundesbauten besser genutzt werden. Die Arbeit der Bundesstiftung Baukultur ist gerade in Zeiten erhöhter Bau- und Sanierungstätigkeit von großer Bedeutung.

Auch das Wasser ist im Baukulturbericht 2014/15 ein wesentliches Thema. Die Renaturierung von kanalisierten und verrohrten Gewässern wirkt sich positiv auf das Klima aus und wertet städtische Erholungsräume auf. Desweiteren stehen auch die Instandhaltung und Erneuerung von Brücken und Leitungssystemen im Fokus. In manchen Städten brauchen wir bessere Entwässerungsanlagen.

Die Hochwasserkatastrophe im Jahr 2013 hat uns erneut vor Augen geführt: Wasser ist nicht nur Lebensgrundlage. Wasser ist auch eine Naturgewalt. Wir müssen den Flüssen wieder mehr Raum geben und an bestimmten Stellen die Menschen besser vor ihnen schützen. Dazu haben wir im letzten Jahr das nationale Hochwasserschutzprogramm entwickelt.

Lassen Sie uns, alle Akteure des Bauwesens, die großen Herausforderungen im Bauwesen gemeinsam angehen. Es sollte unser aller Ziel sein, dass bei der alltäglichen Kultur des Bauens Funktionalität und Ästhetik, Kostenbewusstsein und Nachhaltigkeit, aber auch baukulturelles Erbe und moderne Gestaltung künftig noch stärker ins Blickfeld rücken.

Ihr
Volkmar Vogel,
Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB)

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