(in: BAUKULTUR 5_2017, S. 10-11)
In diesem Jahr verleiht der DAI turnusmäßig den DAI Literaturpreis. Der DAI und der Münsterländer AIV haben sich entschieden, diesen Preis erstmals als Filmpreis zu vergeben. Erhalten wird ihn der Schweizer Filmemacher Maurizius Staerkle Drux für seinen erstaunlichen und berührenden Dokumentarfilm über eine Architekten-Dynastie und ihre Liebe zum Bauen: „Die Böhms: Architektur einer Familie“. Die festliche Preisverleihung findet am 23.9.2017 anlässlich des DAI Tages 2017 in Münster statt.
Der Dokumentarfilmer Maurizius Staerkle Drux wird im Rahmen des DAI Tages in Münster mit dem
DAI Literaturpreis 2017 ausgezeichnet (Foto: www.maxdrux.com)
Maurizius Staerkle Drux
Der 1988 geborene Filmemacher Maurizius Staerkle Drux absolvierte 2008–2012 ein Studium der Filmregie an der Zürcher Hochschule der Künste. Ab 2009 arbeitete er als Konzepter und Tonmeister; seit seinem Hochschulabschluss als Regisseur und Tongestalter. 2013 gründete Staerkle Drux das Film- und Tonstudio MAXDRUX & Co. GmbH mit Sitz in Zürich. Sein 2014 entstandener Dokumentarfilm „Die Böhms – Architektur einer Familie“ gewann auf dem Internationalen Filmfestival in Leipzig den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts 2014. Darüber hinaus wurde der Film auf mehreren internationalen Festivals ausgezeichnet, u. a. am Internationalen Dokumentarfilmfestival München mit dem ersten Preis für den besten Nachwuchsstoff, an den Bozener Filmtagen mit dem Hauptpreis des Festivals, mit dem Prix du Jury am Festival International du Film sur l‘Art (FIFA) und mit einer Lobenden Erwähnung am Filmfestival Max Ophüls Preis. Der Film war im Jahr 2015 einer der zuschauerstärksten Dokumentarfilme im Deutschen Kino.
(Quelle: Wikipedia)
Architektur einer Familie
Der Film „Die Böhms“ ist vorrangig natürlich ein Film über das Bauen, vor allem aber ist es ein Film über die Erbauer, über die Bande, die sie zusammenhalten, und über die Spannung, unter der diese stehen. Neben Gottfried Böhms Ehefrau und Kollegin Elisabeth sind da die Söhne und Kollegen Stephan, Peter und Paul, selbst ausgewiesene Experten ihres Fachs und allesamt mit großen, Aufsehen erregenden Gebäuden hervorgetreten. Gemeinsam wie auch individuell nehmen die Familienmitglieder den Betrachter mit auf die Suche nach den Möglichkeiten und der Bedeutung der Architektur und des Familienzusammenhalts in einer Konkurrenzsituation. Es sind Momentaufnahmen, Situationen, die im Gedächtnis bleiben. Und, immer wieder: Töne, Geräusche, Klänge, teils musikalisch, teils abstrakt. Neben den Geräuschen, die von außen eindringen, ist es vor allem die Architektur, die klingt. Die vielfältigen Räume, die die Kamera erkundet, besitzen ein akustisches Eigenleben. Sie sind hörbar. Und es ist großartig, wie wenig sich der Autor und Tongestalter Maurizius Staerkle Drux selbst beschränkt: Hier darf groß klingen, was groß ist.
Dokumentation und Tonkunstwerk
Die Nähe zu den Protagonisten ist von entscheidender Bedeutung: Sie ermöglicht es, Zeuge zu sein von Momenten großer Intimität. Diese Momente sind es, die „Die Böhms“ zu einem besonderen Film machen. Verluste, Ängste, Hadern und Ringen, Trauer und Sinnsuche, Getriebensein und Ankommen: Was schon ein einzelnes Leben zur Gänze auszufüllen vermag, ist im Mikrokosmos dieser in Beruf und Berufung, aber auch in geschwisterlicher Solidarität und beruflicher Konkurrenz verbundenen Familie potenziert. Zu jedem Zeitpunkt des Films ist das Vertrauen zu spüren, das die Beteiligten dem Regisseur entgegenbringen. Die teils assoziativ verbundenen Momentaufnahmen montiert Staerkle Drux zu einer ebenso komplexen wie liebevollen Bestandsaufnahme, die mit ihrer anrührenden Zärtlichkeit überrascht und zugleich den Eindruck einer großen, unüberwindlichen Kraft hinterlässt. Dass in einem Film über Architektur neben dem Emotionalen auch das Formale zu seinem Recht kommen muss, versteht sich von selbst.
(Matthias Hornschuh, Auszug aus einem Artikel in: Filmdienst, 2015/2)