(in: BAUKULTUR 5_2017, S. 32-33)
Zur Entwicklung der künftigen Chorarbeit hatte das Domkapitel Münster beschlossen, die beengten Übungsmöglichkeiten im Dom durch den Neubau einer eigenständigen Domsingschule zu erweitern. Den dafür ausgeschriebenen Wettbewerb gewann das Büro Kuckert Architekten BDA aus Münster, das auch mit der Realisierung beauftragt wurde.
Domsingschule Münster
Räumliche Erweiterung
Die neue Domsingschule mit zwei Sälen, Studierzimmern und Verwaltungsbereich bietet dem Domchor St. Paulus, dem Knabenchor Capella Ludgeriana und der Mädchenkantorei im Dom mit ihren rund 300 Sängerinnen und Sängern ausreichend Platz für Proben, Stimmbildung und Konzerte. Der Baubeginn war 2011, Eröffnung und Übergabe im Juli 2013.
Lage im Stadtraum
Die stadträumliche Situation des Baugrundstücks in der Nähe der Innenstadt wird geprägt durch vielschichtige Wohnbebauungen, ein angrenzendes Studentenwohnheim und den Gebäudekomplex der Friedensschule. Kleinteilige Frei- und Grünflächen mit Baumbestand und die Boeselager Straße mit der Bushaltestelle sind darüber hinaus ortsbestimmend. Die vorhandenen stadträumlichen Bezüge wurden aufgenommen und bilden mit dem Gebäude eine neue, logische Abfolge von Kubatur zu Freiflächen, die den zukünftigen Entwicklungen gerecht werden. Übergänge von öffentlichen, halböffentlichen zu privaten Räumen sind klar definiert und in der Architektur zum Ausdruck gebracht. Der vorhandene Ort wird gestärkt, und eine neue Adresse ist entstanden.
Das Gebäude entwickelt sich wie selbstverständlich aus den raumordnenden Begrenzungsmauern und bietet spannende Bezüge zwischen innen und außen
Verbindung und Abgrenzung
Die Architekten schlugen eine ruhige, zurückhaltende, den Stadtraum ordnende Architektur vor. Das neue Gebäude entwickelt sich wie selbstverständlich aus den raumordnenden Begrenzungsmauern. Es verbindet und grenzt in gleicher Weise ab und lässt eine den Bestand stärkende eigene Identifikation des Neuen entstehen. Die Architektur basiert auf Zeitlosigkeit und der Wirkung der einfachen Mittel.
Funktionalität und Organisation
Der Anspruch an die Architektur war ein funktional zeitloses Konzept mit nachhaltiger Nutzbarkeit und einer Material- und Werktreue, die auf Dauerhaftigkeit in Form und Gebrauch zielt. Die Materialität beschränkt sich auf wenige hochwertige Elemente wie Stein, Beton, Holz und Glas. Die Räume sind wohlproportioniert und technisch der vorgesehenen Nutzung entsprechend ausgestattet. Die Gesangsräume entsprechen den Anforderungen des entscheidenden Verhältnisses zwischen Akustik und Mensch mit dem ihn umgebenden Raum. Alle Räume sind hell, offen und einladend, dennoch introvertiert und der notwendigen Konzentration auf das Musizieren zuträglich.
Der zentrale Innenhof ist Bindeglied und Aufenthaltsort zum einen, zum anderen ein Ort des Austauschs und Treffens in fröhlicher Gemeinschaft.
Die Domsingschule ist klar und logisch aufgebaut, gleichwohl bietet sie spannungsvolle Raumabfolgen und interessante Bezüge zwischen Innen- und Außenräumen. Sie dient ihren Nutzern nachhaltig und in unaufgeregter Art und Weise.