Bürogebäude in Delft
(in: BAUKULTUR 2_2021, S. 20-21)
Wer als Kind Lego gespielt hat, weiß, wie ideale Kreislaufwirtschaft im Bau aussieht: Aufbauen, abbauen und in einer neuen Kombination wiederaufbauen – ganz ohne Qualitätsverlust und CO2-Ausstoß. Im Zentrum der niederländischen Stadt Delft hat das Büro cepezed dieses Prinzip nun in gebaute Realität umgesetzt. Mit dem Building D(emountable) hat sie ein modernes, nachhaltiges und vollständig zerlegbares Gebäude realisiert.
Für die Niederlande ist Kreislaufwirtschaft mehr als nur eine leere Worthülse. Spätestens 2050 sollen alle Bauten des Landes nach diesem Prinzip errichtet werden. Das niederländische Architekturbüro cepezed hat sich dem modularen und zerlegbaren Design schon seit geraumer Zeit verschrieben. Und so ist es kein Wunder, dass Menno Rubbens, Direktor von Developer cepezedprojects und Mitglied des nationalen Programmkomitees für die Zirkularitätsziele der Niederlande, mit dem Building D(emountable) nun auch auf dem eigenen Gelände beispielhaft vorführt, wie kreislauffähige Gebäude aussehen.
Vom Laborgebäude zum Kreativcluster
Platz dafür fand sich auf einem Grundstück, das cepezed 2012 zusammen mit einem historischen Gebäudekomplex aus aufgelassenen Laboren der Technischen Universität Delft erworben hatte. In den folgenden Jahren hatten die Planer die monumentalen Bauwerke saniert und sie in ein Kreativcluster mit Wohnungen, Arbeitsstätten und Büros verwandelt. Nur ein Gebäude musste aufgrund seines schlechten Zustands abgerissen werden. An seiner Stelle steht nun das für das Thema Kreislaufwirtschaft exemplarische Building D(emountable). Der Neubau kann nach seiner Nutzungszeit komplett zerlegt und zu 100 % wiederverwertet oder einfach wiederaufgebaut werden.
Zerlegbar, remontierbar und superleicht
Der viergeschossige Neubau nimmt mit einer Länge von 21,5 m und einer Breite von 11 m dieselbe Grundfläche ein wie der abgerissene Vorgängerbau. Auch die Mietfläche des von dem App- und Website-Entwickler 9to5 und dem Spieleentwickler Triumph Studios genutzten Gebäudes ist vergleichbar. Die neue Struktur hingegen unterscheidet sich stark von der ursprünglichen Bauweise. Entsprechend dem Gestaltungsprinzip der höchsten Einfachheit beschränkten die Planer den Materialeinsatz auf ein absolutes Minimum und gewannen dadurch die Möglichkeit einer variablen Grundrisseinteilung mit flexibel gestaltbaren Räumen. Lediglich der Fußboden im Erdgeschoss besteht aus vor Ort gegossenem Beton. Die restliche, modular und trocken aufgebaute Struktur ist hingegen zerlegbar, remontierbar und superleicht.
Stahl, Holz…
Das vorgefertigte Gebäudeskelett kombiniert schlanke Stahlprofile mit Böden und Deckenelementen aus Funierschichtholz. Kabel und sonstige Installationen sind in den kompakten Holzelementen integriert, wobei die Architekten die Furnierschichtholzrippen bewusst sichtbar ließen. Der Estrich ist biobasiert und setzt sich aus einem kiesartigen Granulat in einer Wabenstruktur aus Pappe sowie einer Deckschicht aus Gipsfaserplatten zusammen. Er wurde trocken verbaut und lässt sich leicht wieder abbauen. Die Bodenbeläge bestehen aus recyceltem PVC.
…und Glas
Die Fassade des Gebäudes ist weitgehend transparent und setzt dabei ganz aufs Glas. Fensterrahmen gibt es nicht. Stattdessen wurde das zweischichtige Isolierglas direkt auf die Stahlkonstruktion montiert. Aus diesem Grunde wurde die Stahlkonstruktion mit geschweißten Schraubenprofilen versehen, wobei der Stahlbauer die engen Toleranzen des Fassadenbauers einhalten musste.
Haustechnik und Raumklima
Das gesamte Gebäude ist als ein einziger Brandabschnitt gestaltet, sodass nur wenige Brandschutzmaßnahmen erforderlich waren. Lediglich das Treppenhaus erhielt eine feuerfeste Trennwand. Zur natürlichen Belüftung können die vertikalen Lamellenstreifen in der Glasfassade geöffnet werden. Auf jeder Etage sind zudem Klimaanlagen zur Heizung und Kühlung in der Decke integriert. Darüber hinaus ist das Gebäude mit einem Wärmetauscher bzw. mit Wärmerückgewinnung ausgestattet. Und im Sommer bieten Jalousien Sonnen- und Lichtschutz.
Bauablauf als integraler Prozess
Die gesamten Bauarbeiten konnten dank der vorgefertigten Bauelemente in etwas mehr als einem halben Jahr abgeschlossen werden. Die Stahl- und Holzstruktur wurde binnen drei Wochen aufgebaut, der Aufzugsschacht in einer Stunde fertig positioniert. Möglich gemacht hat dies ein integrativer Planungs- und Fertigungsprozess in enger Zusammenarbeit zwischen den Projektentwicklern, den Architekten, den Innenarchitekten und den Implementierungskoordinatoren: cepezedprojects entwickelte den Bau, cepezed und cepezedinterior entwarfen ihn, und cepezedbouwteam übernahm die Koordination.