Ausstellungshaus in Göttingen
(in: BAUKULTUR 4_2021, S. 26)
Das von der Atelier ST Gesellschaft von Architekten mbH entworfene Kunsthaus Göttingen ist nicht nur Impulsgeber für das neue Kunstquartier (KuQua). Der Neubau vervollständigt auch das räumlich kleinteilige Gefüge der Altstadt. Die Schwerpunkte der gezeigten Wechselausstellungen liegen auf Fotografie, neuen Medien und Arbeiten auf Papier.
Die auskragenden Geschosse des Neubaus stärken die städtebauliche Einbindung in die umgebende Fachwerkstruktur und maximieren gleichzeitig die Ausstellungsfläche. Mit seiner zeitgenössischen Erscheinungsform und den wenigen, metallisch-schimmernden Öffnungen verweist das Gebäude auf seine Funktion als moderner Bildungsort.
Markante Putzstruktur
Die lineare Struktur der Fassade erinnert an gestapeltes Papier und verweist somit auf die Exponate – Arbeiten auf Papier, die in diesem Haus vornehmlich gezeigt werden. Erreicht wurde sie unter Anwendung der historischen Handwerkstechnik des gekämmten Modellierputzes. Mittels einer speziell angefertigten Schablone mit unregelmäßigen Vertiefungsrillen wurde der weiche, natürliche Mineralputz geschossweise behutsam aufgekämmt – ein Verweis auf ähnliche Oberflächen der historischen Umgebungsbauten.
Flexible Nutzbarkeit
Die Ausstellungsräume werden unabhängig von natürlichem Tageslicht mit einem fein austarierten Kunstlichtsystem bespielt. Wenige Fenster bieten gezielte Ausblicke in den Stadtraum und können mittels Schiebewandkonstruktionen komplett verschlossen werden. Im Dachgeschoss können in großen, natürlich belichteten Räumen Vorträge und Veranstaltungen stattfinden. Für diese Zwecke wurde die Westseite des Daches als eingeschnittene Terrasse mit raumhoher Schiebeverglasung konzipiert.