Pfarrkirche in Leitershofen
(in: BAUKULTUR 1_2022, S. 12-13)
In den Jahren 1968–1970 errichtete der Architekt Adolf Zach die Pfarrkirche Zum Auferstandenen Herrn in Leitershofen. Sie war als Musterbau für eine Serie nachkonziliarer Kirchenbauten vorgesehen – es blieb aber beim Prototyp. 50 Jahre später wurde das Augsburger Architekturbüro Rumstadt mit der Sanierung des Innenraums beauftragt.
Die Außenwände bestehen aus vor Ort gefertigten, brettergeschalten Fertigteilen aus Leichtbeton mit Blähtonzuschlag, deren Fugenbild die einzelnen Wandsegmente gliedern. Schmale, vom Boden bis zur Decke reichende Fenster sowie ein umlaufendes Oberlichtband lassen Tageslicht in das Gebäude einfallen. Um den quadratischen Kirchenraum stützenfrei zu errichten, überspannte ihn Zach mit zwei mächtigen, glatt geschalten Spannbetonbindern. Sie scheinen über die Diagonalen des Raums schwerelos in eine Glasfuge zu laufen. Die farbig gefasste Decke besteht aus roh gehobeltem Holz, der Boden aus schwarzem Holzpflaster.
Zustand vor der Renovierung
Die Raumschale hatte mit der Zeit stark gelitten: Wände und Wandteppiche waren mit Ruß verschmutzt. An Oberlichtern und Fenstern war Wasser eingetreten. Die Betonumrandungen des Orgelpodestes hatten Risse. Die Altarinsel war nicht nur renovierungsbedürftig, die Priester äußerten auch den Wunsch, dass sie nicht mehr so bühnenartig hoch zum Kirchenraum stehen sollte. Darüber hinaus hatten verschiedene Eingriffe die Raumwirkung und Kraft der Kirche merklich geschwächt. So hatte die Orgel eine barock anmutende Farbgestaltung in grün und golden erhalten, die ursprüngliche Bestuhlung mit weißen Bugholzstühlen war durch holzfarbige Bänke ersetzt worden. Die Wände waren mit farbigen Drucken dekoriert. Insgesamt war die Wirkung des Innenraums düster und bei Dunkelheit kalt. Ziel der Renovierung war es daher, die vorhandenen Qualitäten wieder herauszuarbeiten und, wo nötig, zu verbessern und zu verstärken.
Beton reinigen, ablaugen, lasieren
Ursprünglich waren in der Kirche zwei unterschiedliche Betonarten zum Einsatz gekommen: Während die Gebäudehülle sägerau brettergeschalt war, waren im Innenraum die Deckenbinder sowie der Altar, Taufstein und Ambo in glatt geschaltem Beton ausgeführt. Bei einer früheren Sanierung wurde die Gebäudehülle mit einem filmbildenden Sanierungssystem überzogen, sodass die typisch feine und kristalline Oberflächenstruktur verloren gegangen war. Im Inneren war die kristalline Struktur noch vorhanden, wenn auch stark verschmutzt. Sämtliche Betonflächen wurden mechanisch gereinigt und anschließend mit farbloser Lasur behandelt und geschützt. Um keine störenden Gerüstankerlöcher in den Sichtbetonwänden zu verursachen, wurde das Innengerüst als freitragende, selbststehende Konstruktion ausgebildet. Die Betonoberflächen von Altar, Ambo und Taufstein waren mit grauer Farbe bemalt und wirkten stumpf. Sie wurden abgelaugt und dann ebenfalls farblos lasiert. Neu ergänzte Betonteile entstanden als glatt geschalte Fertigteile, die sich in der Farbgebung an den vorhandenen Betonfertigteilen orientieren.
Neuordnung des Innenraums
Ein wichtiger Punkt bei der Neugestaltung des Innenraums war das Absenken der Altarinsel mit einer dreiseitig umlaufenden Stufenanlage. Der Altarraum verbindet sich nun besser mit dem Kirchenraum, ist anders geordnet und bietet mehr Platz. Der Tabernakel ruht auf einer neuen Betonstele. Sedilien, Amboablage und Kredenz wurden verändert. Drei bronzefarbige Wandfelder hinter dem Altar verbinden Boden und Decke miteinander und akzentuieren den Altarraum. Die weiß überarbeiteten Bänke nehmen die Farbgestaltung der ursprünglichen Bestuhlung wieder auf. Die umgestalteten Weihwasserbecken nehmen formal Bezug zum bestehenden Taufstein. Die Apostelleuchter wurden nach einem Entwurf der Künstlerin Sabine Straub überarbeitet. Von Sabine Straub stammen auch die Entwürfe für Altarleuchter und Osterleuchter sowie das große Hängekreuz aus Bronzegewebe. Die Beleuchtung wurde in Zusammenarbeit mit dem Lichtgestalter Oswin Nikolaus konzipiert: Verdeckte LED-Lichtbänder zeichnen den Verlauf des Tageslichts an den Außenwänden nach. Hängeleuchten strahlen nach unten und oben, um die farbige Decke zu akzentuieren. Damit sind je nach liturgischer Vorstellung sehr verschiedene Lichtstimmungen möglich.