BAUKULTUR 2_2022: Editorial

(in: BAUKULTUR 2_2022, S. 3)

Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,

seit Dezember 2021 gibt es mit dem Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen unter der Leitung von Bundesministerin Klara Geywitz wieder ein eigenständiges Bauressort innerhalb der Bundesregierung. Ich freue mich sehr, über die Aufgabe als Staatssekretär bei der Umsetzung der im Koalitionsvertrag der Regierungspartner vereinbarten Ziele in der laufenden Legislaturperiode in diesem neuen Haus mitzuwirken. Die vor uns liegenden Aufgaben sind ambitioniert, spannend und vielfältig.

Um den hohen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in breiten Teilen der Bevölkerung zu decken, hat sich die Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt. Wir wollen den Bau von 400.000 Wohnungen pro Jahr ermöglichen, davon 100.000 öffentlich gefördert. Diese Aufgabe stellt uns vor eine Vielzahl an Herausforderungen, die wir in einem breiten Bündnis mit unseren Partnern in den Ländern, den Kommunen und in der Bau- und Wohnungswirtschaft lösen müssen. Um nur einige zu nennen: Wir müssen mehr bezahlbares Bauland für den Wohnungsbau mobilisieren. Wir müssen Lösungen für den Fachkräftemangel auf dem Bau finden. Wir müssen das Planen und das Bauen schneller, effizienter und kostengünstiger machen. Gleichzeitig müssen wir die Klima- und Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung im Neubau und im Gebäudebestand erreichen. Und schließlich: Das Bauwesen muss auch einer bestimmten gestalterischen Qualität entsprechen.

Der Bund als Förderer sowie größter Bauherr und Betreiber von Gebäuden ist sich seiner Vorbildrolle für öffentliche und private Bauherren in der Bundesrepublik bewusst. Mit Einrichtungen, wie der Bundesstiftung Bauakademie und der Bundesstiftung Baukultur, verfolgen wir das Ziel, das Wissen zu Qualitäten in Architektur, Städtebau und Stadtentwicklung zu mehren, zu bündeln und in die Breite der Gesellschaft zu vermitteln. Mit dem Deutschen Architekturpreis vergibt das BMWSB zudem einen Staatspreis, der das Miteinander von Baukultur und nachhaltigem Bauen im Blick hat.

Im Innovationsprogramm Zukunft Bau des BMWSB ist die Forschung zu Roh- und Baustoffen und zu den Möglichkeiten ihres innovativen Einsatzes seit Jahren fester Bestandteil. Auch die Bauforschung trägt damit zur Erreichung unserer bau- und wohnungspolitischen Ziele bei. Holz und Lehm sind traditionelle und nachhaltige Baustoffe. Zahllose Bauwerke im Bundesgebiet zeugen von ihren breiten Verwendungs- und Gestaltungsmöglichkeiten sowie ihrer Sicherheit und Langlebigkeit. Holz ist dabei einer der wichtigsten nachwachsenden Baustoffe, der gute Baustoffeigenschaften mit vorteilhaften bauphysikalischen Eigenheiten vereint. Mit der im Jahr 2021 neu etablierten Nachhaltigkeitsklasse in der Bundesförderung für Effiziente Gebäude (BEG) wurde eine Möglichkeit geschaffen, den Einsatz treibhausgasarmer Baustoffe positiv in der Bewertungssystematik der Investitionsförderung abzubilden. Vorerst ist diese Möglichkeit dem Neubau vorbehalten. Das BMWSB arbeitet aber bereits an Lösungen für den Bestandsbereich.

Holz birgt auch Chancen für das serielle und modulare Bauen. Mit der Vorfertigung von Gebäudetypen und Modulen lassen sich sowohl gestalterisch hochwertige Lösungen für anspruchsvolle Bauaufgaben finden als auch Bauzeiten und -kosten verringern. Zahlreiche bereits realisierte oder in Planung befindliche Bauvorhaben zeigen die Möglichkeiten des Werkstoffs Holz, um auch mehrgeschossige Gebäude und sogar ganze Wohnquartiere zu realisieren. Zudem kann der Rohstoff Holz vergleichsweise einfach je nach Behandlungsweise entsorgt oder im Sinne einer Kreislaufwirtschaft wiederverwendet werden. Auch im Hinblick auf die Sicherheit der Rohstoffversorgung und der Preisstabilität sind nachwachsende Holzbaustoffe aus regionalem Anbau ökonomisch und ökologisch vorteilhaft.

Holz erfährt als Baustoff eine internationale Renaissance. Das konnte man an mehreren Beiträgen auf der 17. Architektur Biennale Venedig im vergangenen Jahr ablesen. Insbesondere die holzreichen Länder Skandinaviens und die USA widmeten ihre Beiträge der historischen Bedeutung des Pionier-Rohstoffs Holz bei der Besiedlung und Kultivierung ihrer Länder, bei der Deckung des Wohnraumbedarfs und in der Raumgestaltung, auch unter den angesprochenen aktuellen Blickpunkten.

Die Erreichung unserer hochgesteckten Ziele im Bauwesen kann nur im Verbund gelingen. Ihre Erfahrung und Ihr Wissen zu den komplexen Prozessen und Zusammenhängen im Bauwesen sind dabei überaus wertvoll.

Ihr
Dr. Rolf Bösinger
Staatssekretär im Bundesministerium
für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

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