Sanierung des Stadthauses 1 in Münster
(in: BAUKULTUR 5_2022, S. 18-19)
Das von Schoeps & Schlüter Architekten sanierte Stadthaus 1 liegt inmitten der Innenstadt von Münster. Dort stellt es den stadtzentralen Standort der Stadtverwaltung dar und wird insbesondere von Ämtern mit direkter Nähe zu den Ratsgremien und zum Verwaltungsvorstand oder mit publikumsintensiven, bürgernahen Dienstleistungen genutzt.
Der in den Jahren 1956–1961 errichtete Gebäudekomplex bildet mit dem unter Denkmalschutz stehenden Münsteraner Rathaus und dem Stadtweinhaus ein prägendes städtebauliches Ensemble, das sich um den Platz des Westfälischen Friedens gruppiert. Im Zuge der erforderlich gewordenen Innenraumsanierung wurden sowohl das Servicezentrum in das neue Nutzungskonzept der Verwaltung integriert als auch die technische Infrastruktur erneuert.
Teamarbeit für den Erfolg
Die Sanierung wurde in enger Abstimmung mit den beteiligten städtischen Ämtern und Institutionen entwickelt. Bereits ab der Grundlagenermittlung waren nicht nur die Entscheidungsträger, sondern auch die Nutzer an den Prozessen beteiligt. Auch bei der weiteren Umsetzung wurden die Wünsche und Vorstellungen bis ins Detail abgestimmt und eingebunden. Zudem fand eine enge Kommunikation mit der Öffentlichkeit statt.
Ausgewogene Gestaltung
Das Farb- und Materialkonzept orientiert sich an der Entstehungszeit des Gebäudes, erfährt aber durch eine moderne und gleichzeitig für Münster typische Formsprache und fortschrittliche Materialtechnologie eine neue Interpretation. In enger Zusammenarbeit mit der Stadt entwickelte das Planungsteam die für das Bauvorhaben richtige Balance zwischen geschütztem Bestand, neuer Bausubstanz und Formensprache.
Moderne Arbeitsstrukturen
Die umgebauten Räume bilden den Wandel zu flexiblen Arbeitsstrukturen ab. So gibt es verschieden gestaltete Zonen für Beratung und Begegnung sowie Einzelarbeitsplätze in offenen und räumlich abgeschlossenen Bereichen. Auch eine Desk-Sharing-Möglichkeit wurde neu eingeführt. Die um- bzw. neu gebaute Raumstruktur fördert die Kommunikation zwischen der Stadt und ihren Besuchern und trägt dazu bei, die Hemmschwelle vor einer Kontaktaufnahme mit den Behörden zu senken. Gleichzeitig verfolgt sie das Ziel, Unruhe in den Räumlichkeiten zu vermeiden. In diesem Sinne wurde auch ein durchdachtes Akustikkonzept entwickelt. Im Rahmen der zeitgleich vorangetriebenen Stadt-Digitalisierung wurden neben einem intelligent arbeitenden Termin- und Aufrufsystem neueste Sicherheitstechnik zum Schutz von Mitarbeitenden sowie großflächige LED-Präsentationssysteme zur Verbildlichung des Leistungsspektrums eingebaut. Ein taktiles Leitsystem und induktive Höranlagen sorgen für bestmögliche Inklusion.
Optimierte Arbeitsbedingungen
Zur Optimierung der Akustik wurden anhand bekannter Kommunikationssituationen die gewünschten Szenarien ermittelt und baulich umgesetzt. Bei
der Auslegung der Heiz- und Lüftungsanlage konnten anhand von Strömungsberechnungen und -simulationen zugluftfreie Arbeitsplätze geschaffen werden. Dabei berücksichtigten die Planer negative Erfahrungswerte aus der Zeit vor dem Umbau und gestalteten raumklimatisch eine Wohlfühl-Umgebung. Bei der Beleuchtung legten sie besonderes Augenmerk auf nutzerzentrierte Effektivität und Effizienz. Im Rahmen von Licht-Workshops wurden zunächst die gewünschten Lichtszenarien und deren Auswirkungen designt und im Fertigstellungsprozess zu unterschiedlichen Tageszeiten programmiert. Auch bei der Gestaltung der Thekenanlagen und Arbeitsplätze ging es nicht nur um selbstverständliche ergonomische Aspekte. Stattdessen wurden die individuellen Arbeitsabläufe und Platzbedarfe der Mitarbeitenden vor Ort analysiert und in die Planung eingebunden. Als Ergebnis entstand ein stadtzentraler Begegnungsort, der angenehme und produktive Arbeitsumgebungen bietet und gleichzeitig dazu beiträgt, die Bürger mit der Stadt in Kontakt zu bringen.