Toilettenhäuschen auf dem Golfplatz in Lauterhofen
(in: BAUKULTUR 1_2013, S. 22-23)
Stil am stillen Ort zeigt das neue Toilettenhäuschen auf dem Golfplatz in Lauterhofen in der Oberpfalz. Das von Berschneider + Berschneider, Pilsach, geplante Bauwerk wurde mit Stampfbeton realisiert.
Wie eine Skulptur steht sie in der Landschaft: Schicht um Schicht zeigt die archaische Toilettenbox an der Fassade die historische Bauweise. Grauer Stampfbeton, grob bearbeitetes Holz und verspiegeltes Glas sind die reduzierten Materialien dieses Kleinods. Dabei entspricht der Beton der typischen Farbe des oberpfälzer Juragesteins. Folgerichtig liegen jetzt auch die beim Aushub freigelegen Kalksteinbrocken als Natursteinboden im Innenraum. Ein Baum, der am Standort gefällt werden musste, lieferte das Holz für die Eingangstür, die geradlinig in der Form, mit bewusst derber Oberfläche ausgeführt wurde. Das Waschbecken ist eine antike Viehtränke und entstammt einem Bauernhaus des Areals. So fügen sich Materialien und zeitgeschichtliche Dokumente des Ortes zu modernen Sanitärobjekten und rahmenlosen Glasflächen und ergeben gemeinsam ein bemerkenswertes Zusammenspiel.
Die Materialien sind auf das wesentliche reduziert: Stampfbeton, Holz und verspiegeltes Glas, das die Natur reflektiert (Foto: Erich Spahn/BetonBild)
Für die Baustoffe und Einrichtungsgegenstände konnte der Golfclub Lauterhofen als Bauherr Sponsoren gewinnen. Durch freiwillig geleistete Arbeitsstunden wurde der kleine Betonbau kostenneutral realisiert. Die traditionelle Stampfbetontechnik erfordert keine Armierung. Die Standfestigkeit der Wände ergibt sich durch die stete Verdichtung der einzelnen Betonschichten. Sie erfolgt mittels Stampfen, das die Golfer – in Variation zur historischen Bauweise – unter Zuhilfenahme ihrer Driver bewerkstelligten. Eher symbolisch denn als Bewehrung wurden einige der alten Schläger in die Wandflächen einbetoniert. Die einzelnen Betonierabschnitte und der Abdruck der Brettschalung sind gut ablesbar und verstärken den archaischen Charakter. Im Vorfeld waren zwecks Festigkeit und Betonrezeptur Probewürfel gefertigt worden. Ohne Fließmittel oder Verfestiger wurde der natürliche Beton vor Ort mit relativ grober Gesteinskörnung in den von der Mannschaft jeweils zu bewältigenden Chargen gemischt. Größere Bauten aus Stampfbeton lassen sich hingegen natürlich auch mit Transportbeton ausführen. Hierfür werden von Betontechnologen spezielle Betonrezepturen konzipiert, die entsprechende Fließmittel, eventuell Farbpigmente sowie Verzögerer integrieren. So kann die gewünschte Stampfbetontechnik auch durch eine versierte Rohbaufirma professionell ausgeführt werden.
Die Verdichtung der einzelnen Betonschichten erfolgte mittels Stampfen, das die Golfer – in Variation zur historischen Bauweise – unter Zuhilfenahme ihrer Driver bewerkstelligten (Foto: Erich Spahn/BetonBild)
Insgesamt erforderte der Bau in Lauterhofen 5 Arbeitsgänge, die einzelnen Betonlagen konnten, gut gewässert, auch an verschiedenen Tagen übereinander eingebracht werden. Nur für die Betondecke in WU-Qualität waren Bewehrungseisen erforderlich. Die Entwässerung des Betonquaders erfolgt über ein Aluminium-Profil mit Speier, das Regenwasser versickert im Waldboden. Auch die Glasflächen mit der Spiegelfolie sind puristisch an den Beton gefügt. Sie wurden mit Winkeln in betonierte Falze und Fugen eingebracht und die Übergänge versiegelt. So ist nirgends ein störender Rahmen oder Winkel sichtbar. Im Innern sorgt die Verglasung für besten Panoramablick und wahrt dennoch die Intimität des stillen Örtchens.