(in: BAUKULTUR 3_2013, S. 14-15)
Das Würzburger Architekturbüro Atelier Fischer realisiert derzeit ein Holzhaus in der Nähe von Bregenz. Eines von mehreren Holzhäusern deutschlandweit. Die Chance, vergleichend Bilanz zu ziehen.
Dem Entwurf für das Wohnhaus in Bregenz liegt ein minimiertes Raumkonzept zugrunde (Foto: Atelier Fischer)
Entwurfsansatz
Der Holzbau will klares Denken. Er diszipliniert. Die Besonderheit des Ortes – Topographie, Ausrichtung, Nachbarschaft – ist der erste Zugang zur Entwurfsidee. Unmittelbar damit verknüpft sind die Bedürfnisse der Bewohner. Der Entwurfsansatz geht aus von einem minimierten Raumkonzept, bei dem die Räume und Raumzuordnungen bezüglich der Nutzung und Möblierbarkeit optimiert sind. Die Öffnungen ergeben sich aus der Nutzung und aus dem Schutzbedürfnis der Privatheit. Bereits beim Entwurf wurden die Eigenschaften des Holzbaus im Hauskonzept integriert: Raster, Spannweite und Materialwahl.
Konstruktive Aspekte
Bauen mit Holz ist zunächst simpel. Balken, flache Holzelemente oder Platten werden zu Häusern gefügt. Die Konstruktionen sind schnell errichtet. Das ist Anreiz für Bauherren wie für Architekten. Jedoch sind beim modernen Holzbau viele Komponenten zu beachten, die dann erst im sinnvollen Zusammenspiel eine langlebige Qualität sichern können. Boden, Wand und Decke müssen in Aufbau und bauphysikalischem Verhalten genau aufeinander abgestimmt sein. Auch das Nutzerverhalten spielt eine Rolle. Wieviele Personen benutzen wann und wie das Haus? Und schließlich auch die Lage des Hauses – gerade für die Ausbildung des flachen Daches kann die Besonnung von immenser Wichtigkeit für eine dauerhafte Dachkonstruktion sein.
Gründung
Um der zunehmend gewünschten Barrierefreiheit Rechnung zu tragen, ist es sinnvoll, den Holzbau aus dem erdnahen Bereich zu heben und auf eine Betonaufkantung zu stellen. Diese muss außenseitig gedämmt werden. Die Dämmung gegen Erdreich kann dann – weil kostengünstig – auf der Bodenplatte erfolgen. Auf einen Keller wird üblicherweise verzichtet.
Wandaufbau
Der klassische Holzrahmenbau mit KVH-Ständern und einer aussteifenden Beplankung hat sich mittlerweile zu einem sehr guten Standard entwickelt. Sinnvoll ist der nach außen diffussionsoffene Aufbau mit einer etwas stärkeren äußeren Weichfaserplatte zur Überdämmung der Balken. Die innere Beplankung ist z. B. eine aussteifende OSB-Platte. Sparsam ist eine Aussteifung mit Gipsfaserplatten als fertige Oberfläche. Diese muss jedoch mit einer Dampfsperre unterlegt werden. Die Steckdosen in der Außenwand sollten dann minimiert und winddicht ausgeführt werden. Die Ausbildung einer Installationsebene auf der Rauminnenseite ist dieser „Sparlösung“ vorzuziehen, da die winddichte Ebene nicht durchstoßen wird und zusätzlich nochmals bis zu 6 cm gedämmt werden kann.
Dachaufbau
Der flachen Dachkonstruktion ist im Holzbau besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Prinzipiell sind zwei Konstruktionsarten sinnvoll: Die Dämmung über der Balkenlage oder die Vollsparrendämmung.
Bei der ersten Variante wird über der Tragkonstruktion und der oberseitigen Schalung eine Dampfsperre vollflächig aufgebracht. Auf dieser liegt die Gefälledämmung mit der Abdichtung und dem Kies oder der Begrünung. Diese Kon-struktion führt zu einem relativ hohen Dachaufbau bzw. zu einer hohen Attika, ist jedoch bauphysikalisch unbedenklich.
Die zweite Möglichkeit – die Vollsparrendämmung – bedarf genauerer Betrachtung. Die Abdichtung liegt hier gewöhnlicherweise auf der OSB-Platte über der Balken- und damit Dämmebene. Da die Abdichtung dampfdiffussionsdicht ist, empfiehlt sich eine so genannte variable Dampfbremse auf der Rauminnenseite. Es wird davon ausgegangen, dass Feuchtigkeit, die sich vor allem in den Wintermonaten in der Konstruktion sammeln kann, über die Sommermonate wieder „herausgebraten“ wird. Voraussetzung für ein funktionierendes System ist jedoch, dass die Dachfläche auch entsprechend aufgeheizt werden kann. Verschattung durch Bäume oder Kollektoren muss vermieden werden. Auch kann eine Bekiesung oder Begrünung hinderlich sein.
Realisierung
Das Wissen um den modernen Holzrahmenbau ist heute bei den ausführenden Zimmereibetrieben weit verbreitet. Dennoch müssen die Detail- und Übergangspunkte genauestens geplant und auf der Baustelle kontrolliert werden. Die Führung der Dampfsperrebene in den Anschlusspunkten Wand – Decke und Wand – Dach ist nicht selten eine geometrische und ausführungstechnische Herausforderung.
Ökologie und Ökonomie
Der Holzbau heute leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Schutz der Umwelt. Verarbeitet wird ein nachwachsender Rohstoff, der ohne großen Primärenergieeinsatz und ohne weite Transportwege auskommt. Die Wand- und Dachaufbauten gewährleisten einen guten „passiven“ Dämmstandard mit warmen Oberflächen. Der Einsatz technischer Komponenten kann somit auf ein sinnvolles Maß reduziert werden. Bei optimierter Raumeffizienz im Entwurf und angemessener Konstruktion kann der Holzbau heute zu tragbaren Kosten realisiert werden. Die Reduktion und Konzentration auf das Notwendige führen zudem zu einer hohen Gestaltqualität.