Geradlinig und in Sichtbeton

Wohnhaus in Oberbayern
(in: BAUKULTUR 1_2016, S. 24)

Ein großzügiges Wohnhaus in Oberbayern zeigt alle konstruktiven und formalen Vorzüge der Stahlbetonbauweise. maio + maio architekten realisierten das Gebäude bis ins Detail komplett in Sichtbeton. Es zeigt sowohl an der Fassade als auch an den Innenwänden die authentische Struktur gegossenen Betons.

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Wohnhaus in Oberbayern von maio + maio architekten (Foto: InformationsZentrum Beton)

Maßgeschneidert bis ins Detail
Das Büro realisierte mit zweischaliger Betonbauweise und innenliegender Dämmung ein Bauwerk, das sowohl an der Fassade als auch an den Innenwänden die authentische Struktur des gegossenen Betons, insbesondere die feine Maserung der gehobelten Schalplatten, zeigt. Das Schalungsbild und der Verlauf der Fugen sind bis ins Detail aufeinander abgestimmt. Die Architekten entschieden, die Lage der Ankerlöcher so zu gestalten, dass sie innen wie außen ein harmonisches Bild ergeben. Selbst Leuchten sind auf das vorgegebene Raster ausgelegt, die Anordnung und Art der Möblierung bereits im Vorfeld mit bedacht. Im Zusammenspiel mit dem naturgrauen Beton wirken die eingebauten Teakmöbel nicht nur als farblicher Kontrapunkt; sie spiegeln zugleich Maserung und Struktur des Sichtbetons wider.
Alle Detailanschlüsse, etwa für Vorhangschienen, Einbauten, Aussparungen für Türklinken oder LED-Anschlüsse, wurden bereits im Rohbau eingeplant. Die Laufschienen und Rahmen der Schiebefenster verlaufen flächenbündig in der Betonkonstruktion, die Flächenheizung verbirgt sich unter dem geschliffenen und polierten Betonestrich. Beton hat in diesem Haus Vorrang vor allen anderen Materialien. Kein Fenster- oder Attikablech, keine Sockelkante stört das skulpturale Erscheinungsbild. Selbst die Rinnen im Garagendach wurden aus Ortbeton gegossen.

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Die Betonoberflächen wirken samtig und „gemütlich“ (Foto: InformationsZentrum Beton)

Intelligente Betonbauweise
Der Stahlbetonbau ist fugenlos geplant und komplett in Ortbeton ausgeführt. So konnten ausführungstechnisch schwierige und das homogene Erscheinungsbild störende Wartungsfugen vermieden werden. Die Ausführung der Betonwände in wasserundurchlässiger WU-Bauweise ermöglichte, auf eine Sockelabdichtung zu verzichten. In einer besonderen, nicht ohne Tragwerksplaner zu realisierenden Weise liegt die prominente, sichtbare Betondecke im Erdgeschoss – wie eine aufgelegte Tischplatte – auf der inneren Tragschale auf. So ließ sich auch die Zwangsbeanspruchung für die Außenwände reduzieren , da die Decke keine Verformungsbehinderung für die Außenwand darstellt. Als gezielte Begleiterscheinung konnten so kostspielige Isokorb-Anschlüsse vermieden und die Fassade ohne sichtbare Deckenkante ausgebildet werden.

Samtige Oberflächen
Der Oberflächenbeschaffenheit des Betons in Sichtbetonklasse 3 galt besonderes Augenmerk. Bei Ortbeton fallen Farbschattierungen und die Melange der Betonbestandteile deutlich ins Auge. Das für die Betonoberfläche gesteckte Ziel konnte am besten über den Einsatz einer schwach saugenden Schalung mit leichter Holzmaserung umgesetzt werden. Die durchgehend scharf ausgebildeten Betonkanten schaffen klare Konturen am Korpus. Frühzeitig waren Größe und Anordnung der Schal- und Schalhautelemente sowie die Lage der Ankerlöcher mit dem Bauunternehmer derart abgestimmt worden, dass deren Bild harmonisch in den Proportionen des Hauses und in der Gliederung der Fassade aufgeht.

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