Frische Lehre

Sanierung des Zisterzienserklosters Loccum
(in: BAUKULTUR 6_2022, S. 12-13)

Das im Jahr 1163 gegründete Kloster Loccum gilt neben dem Kloster Maulbronn als das besterhaltene Zisterzienserkloster nördlich der Alpen. Heute werden in Loccum evangelische Pastoren aus Niedersachsen und Bremen ausgebildet. Seit 2017 wurde die Anlage komplett saniert und durch Neubauten optimiert. An den Maßnahmen waren drei verschiedene Architekturbüros beteiligt.

Loccum PapeundPape by Maja Wirkus 2021 012

Die Modernisierung der Klosteranlage war das größte Bauprojekt der Landeskirche in der Nachkriegszeit: Sie betraf den gesamten Innenbereich mit Ausnahme der Klosterkirche. Für die Maßnahmen im Klosterinnenbereich waren woelk wilkens architekten bda dwb aus Hannover zuständig. Am Ostflügel entstand durch pape + pape architekten aus Kassel ein moderner Bibliotheksneubau für rund 120.000 Bücher. Ebenfalls neu errichtet wurde ein „Slaphus“ mit 30 Betten, für dessen Planung pax brüning architekten bda aus Hannover verantwortlich zeichneten. Auch ein Teil der Außenan-lagen wurde neugestaltet. Hier waren die Landschaftsarchitekten Wette + Küneke aus Göttingen beauftragt.

Loccum Stueber Slaphus Diele

Historische Authentizität
Bei der Sanierung hatte die Wiederherstellung der historischen Authentizität absolute Priorität. Das Kloster hatte sich im Laufe der Jahre immer wieder den Ansprüchen veränderter Nutzungen angepasst. Diese nachträglichen Einbauten wurden behutsam zurückgebaut, um die ursprüngliche Struktur der Klosteranlage wieder herauszuarbeiten. So erhielt das Gesamtensemble auch seinen umlaufenden Kreuzgang wieder zurück.

Konventsgebäude
Im Konventsgebäude entstanden ein großzügiger Speisesaal mit moderner Küche, zeitgemäße Büros, Seminar- und Aufenthaltsräume sowie Gästezimmer mit Möbeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Im historischen „Slaphus“ wurden die Studierzimmer mit den dazugehörigen Schlafkammern wieder hergestellt. Alte und neue Farben und Materialien ergänzen sich harmonisch, ohne zu Konkurrenten zu werden. Sowohl die Zeitfenster besonders wertvoller Oberflächen und Bauteile als auch die neuen Ergänzungen schaffen nun den Rahmen für eine moderne Ausbildungsstätte in einer klösterlichen Atmosphäre.

Loccum Bibliothek

Bibliothek
Das neue Bibliotheksgebäude artikuliert sich als moderne skulpturale Baufigur, deren Grundkonstruktion aus Stahlbeton besteht. Die Gebäudehülle aus hellem Sandstein orientiert sich an dem bereits für die historischen Klosterbauten verwendeten Baumaterial. Die Konturen der angrenzenden Bestandsgebäude wurden übergangslos aufgenommen und weitergeführt, sodass trotz der modernen Prägung des Neubaus ein harmonisches Ganzes entstand. Der Eingang zur Bibliothek befindet sich an der westlichen Gebäudeseite mit klarer Orientierung zu Priors Garten. Der Informationstresen befindet sich an der Schnittstelle zwischen den Freihandbereichen des Neubaus und des Calefaktoriums. Die Garderobe und Sanitärräume wurden als begehbare hölzerne Körper in das offene Foyer eingestellt. Eine Rampe leitet unaufgeregt über zum tiefergelegenen Niveau des Kreuzgangs. Das Treppenhaus mitsamt innenliegender Aufzugsanlage ist am Übergang zum „Slaphus“ mit direktem Ausgang ins Freie organisiert. Im Obergeschoss wurde die breite Flurzone des „Slaphus“ aufgenommen und als offener „Studierflur“ weitergeführt. Die beiden größtenteils intern genutzten Magazine wurden übereinander im 1. und 2. Obergeschoss angeordnet. In das Magazin im 2. Obergeschoss ist zudem ein Klimatresor (Pretiosum) als „Raum-in-Raum-Lösung“ eingestellt. Im 1. Obergeschoss ist die nördliche Giebelwand hinüber zum „Slaphus“ teilweise geöffnet und somit ein barrierefreier Übergang zwischen Neu- und Altbau gewährleistet.

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