DAI Literaturpreis 2009 für Niels Gutschow

Den DAI Literaturpreis erhält in diesem Jahr der Architekt und Bauhistoriker Niels Gutschow. Die Preisverleihung findet im Rahmen des DAI Tages am 12.9.2009 in Hamburg statt.


Foto: Kuballa

Ausbildung
1941 in Hamburg geboren, beginnt Gutschow 1962 seine Ausbildung mit einer Reise durch Asien, der sich ein Aufenthalt als Mönch in einem buddhistischen Kloster in Rangun, Burma, anschließt. In Japan absolviert er ein Zimmermannspraktikum. 1963-1970 studiert er an der Technischen Hochschule Darmstadt Architektur, 1973 folgt die Promotion über Japanische Burgstädte im Fachgebiet Baugeschichte.

Berufstätigkeit/ Forschung In den folgenden Jahren 1974-1978 beschäftigt sich Niels Gutschow im Rahmen von Forschungsprogrammen in Nepal und Indien intensiv mit dem Thema Stadt und Ritual bzw. mit dem Nachweis von Prozessionswegen. Parallel forscht er an der TH Darmstadt zur Revitalisierung historischer Altstädte in Europa. Für zwei Jahre lebt er in Münster, wo er 1978-1980 maßgeblich am Aufbau der unteren Denkmalbehörde beteiligt ist. Die Architektur und die Stadtplanung im Westen Deutschlands während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit werden zu einem Forschungsschwerpunkt, den er ab 1989 mit Forschungen über die Architektur und den Städtebau in der DDR von 1945-1960 ausweitet. Mehrere wissenschaftliche Publikationen zu diesem Themenkomplex folgen.

Bauprojekte/ Forschung in Südasien Der tatsächliche Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit liegt jedoch in Südasien, was sich in einer regen gutachterlichen und bauplanerischen Tätigkeit niederschlägt. Schon zu Studienzeiten erarbeitet er mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit ein Gutachten zur Sozialstruktur in Bhaktapur, die als kleinste der drei Königsstädte im Kathmandu-Tal in Nepal seit 1979 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Bis 1990 begleitet er die dortigen Maßnahmen zur Erhaltung und Entwicklung. 1980-1988 hält er sich im Rahmen von DFG-Projekten zur Bauforschung ebenfalls in Nepal auf, wo er ganze Ortschaften, Paläste und Tempel im Sinne eines Denkmalinventars aufnimmt und sichert. Ab 1986 beschäftigt er sich mit dem Bautyp historischer Stupas (buddhistische Votivbauten) in Nepal, worüber er 1997 eine umfangreiche Monographie veröffentlicht. Nach jahrelanger Feldforschung zur Erfassung von Prozessions- und Pilgerrouten in Varanasi (Benares), einer der heiligsten Stätten des Hinduismus, erscheint 2006 ebenfalls eine abschließende Publikation.
Zwischen 1991 und 1998 erfasst er erneut im Rahmen von DFG-Projekten in Nepal und später in Pakistan mehrere Ortschaften und deren Feldfluren durch Bauaufnahmen. Hinzu kommen Gutachten und Restaurierungsprojekte in Kambodscha im Auftrag des Auswärtigen Amtes. 1992 und 1995 begutachtet er im Auftrag der UNESCO das Weltkulturerbe im Kathmandu-Tal und in Pakistan. 2001 und 2003 vermisst er eine Klosteranlage und Tempel in der Nähe des Karakorum in der Mongolei. 2002-2005 ist er im Auftrag des Auswärtigen Amtes mit der Restaurierungsplanung und -durchführung einer buddhistischen Klosteranlage in Kathmandu befasst. 2005 folgen Bauaufnahmen von Tempeln und Klöstern in Lhasa. Nachdem er bereits 1999 einen großen Chörten (buddhistischer Kultbau) in Godavari/ Nepal geplant und realisiert hatte, stellt er im Jahr 2000 insgesamt 9 Kopien historischer Stupas her und baut 2002 einen weiteren Stupa-Tempel. Darüber hinaus ist er 1996-1998 Mitarbeiter in einer deutsch-japanischen Expertenkommission zu Fragen der Denkmalpflege in Japan.
Seit 2004 ist Niels Gutschow Honorarprofessor am Südasien-Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und seit 2008 Mitarbeiter im Exzellenzcluster „Asia and Europe" der Universität Heidelberg zu Aspekten von Authentizität in der Denkmalpflege in China, Indien und Deutschland.

Ausgewählte Literatur
Seine Publikationen umfassen ca. 100 überwiegend in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichte Artikel sowie ca. 25 teilweise mit anderen Autoren verfasste Bücher, darunter mehrere Standardwerke.

1976: Die japanische Burgstadt, Paderborn, Verlag F. Schöningh
1978: mit J. Pieper, Indien - Bauform und Stadtgestalt einer beständigen Tradition, Köln, DuMont Verlag
1983: mit G. Pick, Bauen in Münster - Ein Architekturführer, Münster, Coppenrath Verlag
1984 mit J. Cramer: Bauausstellungen - Eine Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Stuttgart, Kohlhammer Verlag
1987 mit W. Durth: Architektur und Städtebau der Fünfziger Jahre, Bonn, Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz
1988 mit W. Durth: Träume in Trümmern - Planungen zum Wiederaufbau zerstörter Städte im Westen Deutschlands 1940-1950, Braunschweig, Vieweg Verlag
1993 mit A. Michaels: Benares - Tempel und religiöses Leben in der heiligen Stadt der Hindus, Köln, DuMont Verlag
1998 mit W. Durth und J. Düwel: Ostkreuz (Bd. 1) und Aufbau (Bd. 2) - Architektur und Städtebau der DDR, Frankfurt, Campus Verlag
1998 mit S. Enders: Hozon - Architectural and Urban Conservation in Japan, Stuttgart, Edition Axel Menges
2001: Ordnungswahn. Architekten planen im „eingedeutschten Osten" 1939-1945, Basel/Boston/Berlin, Birkhäuser Verlag
2004 mit A. Kretschmar und B. Knechtle: Buddha - Leben, Lehre, Votivbauten, Orte der Begegnung, Uenzen, Verlag Peter Hess
2006: Kunst im Ritual - Das Handwerk der Maler in Bhaktapur/ Nepal, Uenzen, Verlag Peter Hess
2006 mit Christian Bau: Shiva's Places/ Shivas Orte, Uenzen, Verlag Peter Hess
2008 mit J. Düwel: „Fortgewischt sind alle überflüssigen Zutaten" - Hamburg 1943. Zerstörung und Städtebau, Berlin, Lukas Verlag

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