Berlin – Die Debatte um richtiges Planen und Bauen sowie deren Umsetzung im Zeit- und Kostenrahmen hat mit Blick auf Großprojekte wie BER oder die Hamburger Elbphilharmonie einen neuen Höhepunkt erreicht. Der Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. kritisiert dabei die oftmals umgehende und ungerechtfertigte Schuldzuweisung an Architekten und Ingenieure.
Das Planen und Bauen bei modernen (öffentlichen) Großprojekten ist in immer komplexere Zusammenhänge eingebunden. Architekten und Ingenieure sind maximal noch Teil dieses Prozesses, haben aber schon lange nicht mehr die Kontrolle über alle Leistungsphasen, wie es z.B. die Honorar- u. Abgabenordnung (HOAI) vorsieht. Das führt zu vielen Verantwortlichen auf der (Groß-)Baustelle. Ein Verantwortungsdickicht, das von außen nicht mehr zu durchschauen ist. Folgt das Projekt nicht den politischen Vorgaben wie z.B. beim internationalen Flughafen in Berlin/Brandenburg, ist der Schuldige schnell gefunden – zumal, wenn es sich um ein namhaftes Planungsbüro mit internationalem Renommee handelt. Öffentlichkeitswirksam bleibt der Planungsfehler am Planer/Architekten hängen, ohne zu hinterfragen, woran es wirklich gescheitert ist.
„Man muss hier ernsthaft auch die Rolle der politischen Entscheider beleuchten. Ein Bauprojekt hat immer auch etwas mit Prestige zu tun. Das drückt sich in eng kalkulierten Kosten und einem oftmals zu ehrgeizigen Zeitplan aus. Gelingt es, diese Rahmenbedingungen einzuhalten, sind alle froh und der Erfolg hat bekanntlich viele Väter“, weiß DAI Präsident Prof. Christian Baumgart. So etwas funktioniere mit einem Bürogebäude inkl. Einzelhandelserdgeschoss in einer Innenstadtlage landauf landab vielleicht gerade noch. Bei Großprojekten sehe das aber ganz anders aus: „Eine Stelle schreibt international aus. Eine andere übernimmt die Bauüberwachung. Die Kostenkontrolle und Bauleitung machen wieder andere und der Architekt ist maximal noch Ausführungsplaner. Ausgebuffte Generalübernehmer sitzen immer öfter ausgedünntem Fachpersonal auf öffentlicher Seite gegenüber. Hinzu kommen politische Entscheidungen, die ggf. sogar ohne Rücksprache mit den Planern bezüglich der Termine und Kosten getroffen werden. Das führt am Ende ins Desaster“, so der DAI Präsident weiter.
„Wenn gute Planung Ausdruck eines kulturellen Handwerks ist, dann tun wir gut daran, dieser kulturellen Kompetenz wieder mehr Gewicht beizumessen. Denn ohne Planungskultur wird es langfristig auch keine Baukultur im Lande geben, dessen müssen wir uns bewußt sein“, mahnt Baumgart.
Gegründet 1871, gehören dem DAI aktuell 32 Architekten- und Ingenieurvereine im gesamten Bundesgebiet an. Damit vertritt der Verband die Interessen von ca. 4.000 Architekten, Ingenieuren und Planern. Der Verband gibt die Fach- und Verbandszeitschrift BAUKULTUR heraus, die sechs Mal pro Jahr erscheint. Der DAI hat zehn Förderpartner, neun Kooperationspartner und sechs Netzwerkpartner.
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Ansprechpartner: Udo Sonnenberg, DAI Geschäftsführer, Tel. 030 – 400 54 100, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!