Denkmal und Schule

Schulprojekte zur Förderung der Baukultur
(in: BAUKULTUR 5_2014, S. 9)

Die Förderung der Baukultur gehört zu den Grundsätzen des DAI. Der Augsburger Architekt Wolfgang Weise, Mitglied des Schwäbischen AIV Augsburg und Vertreter des DAI im Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz, entwickelte das Projekt „Denkmal und Schule", in dem Grundschüler sich mit den Denkmälern ihres Wohnorts, ihrer Heimat beschäftigen.

Schulprojekte in ganz Bayern
Mit Unterstützung der Ministerialräte Michael Weidenhiller vom Bayerischen Kultusministerium und Dr. Andreas Baur vom Bayerischen Wissenschaftsministerium sowie Katharina Matzig von der Bayerischen Architektenkammer konnten inzwischen über 150 Projekte an über 100 Grundschulen durchgeführt werden; davon 8 in der Region Augsburg, einer von 18 bayerischen Regionen. Rund 100 Fachleute der Denkmalpflege, hauptsächlich Architekten, waren eingebunden und haben

  • die Schüler in zwei Unterrichtsstunden über Denkmäler im Nahbereich der Schule, sozusagen am Schulweg gelegen, informiert.
  • die Schüler in zwei Stunden durch ein Denkmal geführt, um zu zeigen, dass alte Gebäude spannende Untersuchungsobjekte für „Denkmaldetektive" und „Spurensicherer" sein können.
  • den Schülern in zwei Unterrichtsstunden Beispiele aus der Erhaltungspraxis von Denkmälern aufgezeigt – im Büro, auf der Baustelle oder in der Klasse – und Fragen zum Berufsalltag von Architekten, Ingenieuren, Restauratoren und Handwerkern in der Denkmalpflege beantwortet.

Weise DenkmalschutzSchule
Die Lehrerin Bettina Haugg mit ihren Schülern vor dem Unteren Schlösschen in Bobingen

Aufbauende Projektarbeit
Im weiteren Verlauf brachten die Lehrer dann häufig eigene Ideen ein, die sie dann zum Teil auch ohne die Architekten realisierten. So entstanden z. B. ein Denkmalkalender für Simbach am Inn oder eine bebilderte Karte der Denkmäler in Stettfeld, in Augsburg-Pfersee und weiteren Orten oder zur Stadtbefestigung in Sulzfeld. In anderen Schulprojekten haben die Schüler ein Memory mit Motiven von Denkmälern aus Weisingen entworfen, einen Museumsrundgang in Landshut entwickelt oder einen Denkmalführer zu den Jurahäusern in Titting aufgelegt. Die Schüler haben sich mit städtischen und ländlichen Wohnbauten, mit Kirchen, mit öffentlichen Bauten, mit Burgen und Schlössern, mit Bauten der Technik und des Verkehrs, mit Gartendenkmälern und mit Ensembles beschäftigt. Eine über 200 Seiten starke Publikation mit dem Titel „Erlebnis Denkmal" (Kastner Verlag) ist entstanden und 2010 an alle 2.800 bayerischen Grundschulen verteilt worden. Darin werden 14 Projekte ausführlich dargestellt und Unterrichtsmaterialien vorgestellt; ein Stationentraining kann unter www.denkmalschulen.de heruntergeladen werden. Insgesamt 36 Projektbeispiele aus den Jahren 2011–13 stehen als Download zur Verfügung; sie können auch als Plakate bei der Bayerischen Architektenkammer für Ausstellungszwecke ausgeliehen werden. Der Link lautet: www.byak.de/start/architektur/architektur-fur-kinder/erlebnis-denkmal.

DAI Tag 2014 in Augsburg
Während des DAI Tages 2014 in Augsburg können die Teilnehmer sich über das Projekt „Denkmal und Schule" informieren, um in ihren Städten und Bundesländern ähnliche Projekte anregen und initiieren zu können. Geplant ist, dass man sich ergänzend auch über Projekte der bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft „Architektur und Schule" informieren kann – ebenfalls als Anregung, sich an den bereits in allen Bundesländern etablierten Aktivitäten in dieser Richtung zu beteiligen. Die Internetadresse zu den bayerischen Aktivitäten lautet: www.architektur-und-schule.org.

Neue Aufgabenfelder
Das Projekt „Denkmal und Schule" wird im nächsten Schritt auf die Sekundarstufe I – hier die Mittelschulen und dann die Realschulen – ausgeweitet. Die Vermittlung von Baukultur anhand von Bauten der vergangenen 30 Jahre, die noch nicht unter Denkmalschutz stehen, wird zum immer wichtigeren Thema – nicht nur unter Fachleuten. Die Beschäftigung mit Denkmalen führt automatisch auf die gesellschaftspolitisch höchst aktuellen Themen der Nachhaltigkeit und der Genügsamkeit (Suffizienz), mit der sich die junge Generation existenziell wird auseinandersetzen müssen. Die bundesweit vertretenen Architekten- und Ingenieurvereine sollten sich aktiv an der Vermittlungsarbeit in den verschiedenen Bildungseinrichtungen wie Schulen und Volkshochschulen beteiligen und sich allen an Baukultur interessierten Personengruppen öffnen.

Weitere Informationen: Wolfgang Weise, Telefon: 0177.318 40 82, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Internet: www.denkmalschulen.de

Genderhinweis
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