Baukulturbericht 2014/15
(in: BAUKULTUR 6_2014, S. 7)
Der Herbst steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Baukulturberichts 2014/15. Der nach 2001 und 2005 dritte Baukulturbericht an das Bundeskabinett und den Bundestag ist erstmalig von der Bundesstiftung Baukultur erarbeitet und vorgelegt worden. Entstanden ist ein kompakter Überblick zur Lage der Baukultur in Deutschland. Durch zwei bundesweite Umfragen in der Bevölkerung und bei Städten und Gemeinden wird die Bedeutung, aber auch teilweise das Auseinandergehen von Anspruch und Wirklichkeit der Baukultur aufgezeigt. Abgeleitet aus einer Analyse der aktuellen Schwerpunktthemen des Planen und Bauens in Deutschland werden Lösungen und Handlungsempfehlungen für Politik und die verschiedenen Akteure in der Bau- und Immobilienwirtschaft gegeben.
Der Baukulturbericht 2014/15 ist nicht hinter verschlossenen Türen oder in Einzelautorenschaft entstanden, sondern das Ergebnis eines umfassenden Arbeitsprozesses. In drei offenen Baukulturwerkstätten haben eine Vielzahl praxiserfahrener Beteiligter ihre Positionen eingebracht. Kammern, Verbände – hier zu nennen der DAI – und Interessenvertretungen sind ebenso eingebunden worden wie das fundierte Wissen eines Begleitkreises, des Stiftungsbeirates und des Stiftungsrats. Hört sich irgendwie nach kleinstem gemeinsamen Nenner an – ist es aber nicht. Vielmehr ist der Versuch unternommen worden, dem häufig selbstreferentiell benutzten Begriff Baukultur gerade gegenüber Politik und allgemeiner Öffentlichkeit mehr Bedeutung und Relevanz zu geben. Und es ist ein Referenzrahmen entstanden, der aus dem Blickwinkel der Baukultur die Themen, Probleme und Potenziale guten Planen und Bauens anspricht, als Steilvorlage für die öffentliche Debatte.
Sobald Kabinett und Parlament den Bericht noch im Oktober und November behandelt haben, ist eine Veröffentlichung und breite Diskussion vorgesehen. Beim Konvent der Baukultur 2014 vom 16.–17.11.2014 in Potsdam steht das Thema Baukulturbericht und dessen Konsequenzen auf der Tagesordnung. Aber nicht nur da: In allen Verbänden, Gremien oder Fachkreisen kann dem Thema Baukultur auf dieser Grundlage neue Konjunktur verliehen werden. Diese Möglichkeit stellt gleichzeitig aber auch eine Notwendigkeit dar. Versierte Kenner des parlamentarischen Umfeldes prophezeien der Stiftung nämlich schon heute: „Ihr werdet auf geballtes Desinteresse stoßen". Weil das eine zutreffende Einschätzung sein könnte, muss es uns gelingen, das Thema guten Planes, Gestaltens und Bauens von verschiedenen Seiten aus anzusprechen. Gerade angesichts des tagespolitischen Problemdrucks kann das Thema Baukultur mit seinen integrativen Lösungspotenzialen dann eher Gehör finden. Es ist ja vergleichsweise leicht machbar, bevorstehende Fehlentscheidungen zu späteren Bausünden zu vermeiden oder die Qualität gebauter Lebensräume durch eine anhaltende Umbaukultur zu verbessern. Wir haben es gemeinsam in der Hand – das Thema Baukultur steht jetzt wieder auf der Tagesordnung!
Die Bundesstiftung Baukultur hat bei ihrer zweiten Standpräsenz auf der Expo Real in München die Kommunikation in diesem Sinne schon begonnen. Im Gespräch mit Immobilienexperten, aber auch mit dem diesjährigen Träger des Großen DAI Preises für Baukultur, Gerhard Wittfeld, ist das Thema „Baukultur als Leitbild der Immobilienwirtschaft" gleichzeitig ein Vorschlag an die Bau- und Immobilienunternehmen zum Umgang mit Baukultur. Und es ist ein erster Schritt auf dem Weg der Umsetzung des Baukulturberichts 2014/15.