(in: BAUKULTUR 6_2015, S. 14)
Werkraumhaus Bregenzerwald
Vor drei Jahren führte die Herbstfahrt des OAIV Freiburg ins österreichische Vorarlberg. Besonders interessiert waren die Exkursionsteilnehmer an dem von Peter Zumthor geplanten Haus für den Werkraum Bregenzerwald, das damals allerdings nur in seinen Konturen erkennbar war. Deshalb reiste der Autor im Frühjahr 2015 erneut nach Andelsbuch, um das inzwischen fertig gestellte Gebäude zu besichtigen.
Werkraumhaus Bregenzerwald (Foto: © Florian Holzherr)
Verbindung von Handwerk und Design
Mit derzeit 80 Mitgliedsbetrieben bietet der Werkraum Bregenzerwald Hilfe in den Bereichen Service, Produkt- und Designinnovation sowie Aus- und Weiterbildung an. Außerdem werden Wettbewerbe, Ausstellungen und gemeinsame Aktionen durchgeführt. Als Motor für Innovation und Wachstum stellt das Netzwerk die Verbindung von Handwerk mit Design und neuen Technologien sowie die Stärkung projektbezogener und betriebsübergreifender Kooperationen in den Mittelpunkt seiner Arbeit.
Schwebendes Dach
Das dominante Gebäude steht direkt an der Hauptstraße und frontal zum Rand des Tals. Es bringt mit seinem 72 m langen und fast 2 m dicken schwarzen Dach, das über der 6 m hohen Glasfassade zu schweben scheint, Ruhe in die heterogene Struktur des Dorfzentrums. Die vollverglaste Fassade hebt die Trennung von Innen und Außen auf.
14 lederumwickelte Holzstützen tragen das 1.500 m2 große Holzdach und nicht, wie vermutet, die drei Betontürme, die kurz unterhalb der Decke enden; sie enthalten die Hebebühne, Treppen, den Aufzug zum Keller und Nebenräume. Zwischen den mehr als 500 Holzkassetten des Daches sind weiche blaue Kissen als Schallschutz gespannt. Darüber liegt die Haustechnik mit Beleuchtung, Lüftung und Brandschutz. Die offene und flexibel bespielbare Halle, die durch anthrazitfarbige Türme in drei Zonen geteilt wird, bietet auf 700 m2 Platz für Ausstellungen, Veranstaltungen und ein Café.
Mit 6 m langen Vorhängen aus Loden kann der Raum mit seinem fugenlosen schwarzen Terrazzoboden für verschiedene Nutzungen abgetrennt werden. Auch die Schaufensterzone ist teilbar und wird zur Ausstellung von Produkten vermietet.
Finanzierung
Die erste Idee des Vereins war, einen Raum in einem leer stehenden Wälderhaus für 300.000 Euro umzubauen. Die Entscheidung, einen großzügigen Neubau in der Ortsmitte zu realisieren, ließ die Gesamtbaukosten auf 3,8 Mio. Euro steigen. Von Bedeutung waren hier vor allem die Zusagen der EU, des Bundes und des Landes, das Projekt mit knapp 1 Mio. zu unterstützen, aber auch die Unterstützung durch die Gemeinde Andelsbuch. Wichtig waren besonders auch die Beiträge der Mitglieder, die ihr Haus teils direkt über Baubeiträge mitfinanziert und zu Selbstkosten gebaut haben.
Inzwischen hat sich der auf Initiative regionaler Handwerker gegründete Verein „Werkraum Bregenzerwald“ bewährt und wird auch als Modellprojekt für das neue Handwerk national und international anerkannt.