Naturnahes Wohnen bei Köln
(in: BAUKULTUR 6_2015, S. 15)
Respektvoller Umgang mit Landschaft und altem Baubestand zeichnet den Feldhof in Bachem aus. Der Entwurf von lüderwaldt architekten, Köln, steht exemplarisch für die Symbiose aus hochwertiger Gestaltung, hoher Funktionalität, denkmalpflegerischer Sorgfalt, Naturverbundenheit und energetischem Bewusstsein.
Feldhof in Bachem (Foto: Tomas Riehle)
Geschichte und Lage
Der Feldhof in Bachem ist eine seit Jahrhunderten landschaftsprägende Anlage. Das Gebäudeensemble steht unter Denkmalschutz, gleichzeitig sind Hofanlage und die unmittelbare Umgebung als Bodendenkmal eingetragen.
Der Feldhof wurde bis vor kurzem als landwirtschaftlicher Betrieb genutzt. Sein Zustand war in weiten Teilen desolat. Nicht zuletzt in Anerkenntnis der geschichtlichen und geographischen Bedeutung des Feldhofes entschied sich der Bauherr für den Umbau zu einer naturnahen Wohnanlage. Das Vorhaben nahm 6 Jahre in Anspruch.
Nutzungskonzept
In die in Dimension, Konstruktion und Erscheinung verschiedenen Gebäude wurden 6 familienfreundliche Wohneinheiten eingefügt, von denen jede eine eigene Atmosphäre entwickelt. Der landschaftsprägende Charakter des „Vierkanthofes“ wurde durch Abbruch und bauliche Ergänzungen gestärkt. Die nun wieder klar zu Tage tretenden 4 Hauptgebäude werden durch einen umlaufenden Sockel optisch und räumlich zusammengefasst, sodass die Anlage wie eine Insel inmitten des Landschaftsschutzgebietes liegt. Die trockengefallene Wasserfläche vor der Hofanlage wurde wieder zu einem Teich im historischen Umriss aufgestaut. Der gemeinschaftlich genutzte Hof dient der Erschließung und fördert nachbarschaftliche Kontakte.
Die Umbauten erfolgten im Sinne eines „pragmatisch-poetischen Weiterbauens“ (Foto: Tomas Riehle)
Umbaukonzept
Ergänzungen und Umbauten an und in den Gebäuden erfolgten im Sinne eines „pragmatisch-poetischen Weiterbauens“: Funktionierende Konstruktionen wurden genutzt und den neuen Anforderungen entsprechend repariert, ergänzt, in neue Konstruktionen integriert und nur – wenn irreparabel – zerstört, ersetzt. Gleichwohl bleibt auch das sperrige, krumme, abgenutzte Bauteil sichtbar, stellt sich schon einmal den eingesetzten neuen Materialien und Techniken entgegen und wird in Einzelfällen auch besonders hervorgehoben. Neue Konstruktionen und Bauverfahren bleiben nachvollziehbar.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Grundkonstruktionen der Häuser, deren mannigfaltiger Schadensbilder und
vielfältiger energetischer und konservatorischer Anforderungen war für jedes Haus ein technisch-konstruktiv eigenständiges Umbaukonzept notwendig. Die Beschränkung auf wenige Materialien trägt dazu bei, ihre Heterogenität in ein harmonisches Zusammenspiel zu bringen. Es ging beim Entwurf nicht primär um Erhaltung oder Erschaffung eines Bildes, sondern um das Erfassen und Erforschen vorhandenen räumlichen Potenzials und dessen Überführung in funktional, technisch und ästhetisch zeitgemäße Räume.
Alle Häuser sind, obwohl denkmalgeschützt, als Energiesparhäuser konzipiert. Eine Holzpelletheizung in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude versorgt sie mit Wärme.
Sämtliche Dach- und Freiflächen werden in den Teich entwässert. Die jetzt beanspruchten Grundflächen fallen trotz intensiverer Nutzung geringer aus, als dies vorher der Fall war. Das Projekt zeigt, dass Bauen auch ohne zusätzlichen Landschaftsverbrauch gelingen kann.