Licht durch gestalterische Intervention
(in: BAUKULTUR 3_2016, S. 16-17)
Die einst so erfolgreiche niederländische „Cacaofabriek“ in Helmond war in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Seit März 2014 gibt es dort jetzt einen kulturellen Hotspot mit Raum für Musikveranstaltungen, Ausstellungen, einem Kino, Gastronomie und Büros für die Kreativ-Branche. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro cepezed aus Delft. Diverse Umbauten führten zu einer großzügigen Versorgung mit Tageslicht.
Die ehemalige Kakaofabrik in Helmond wurde zu einem zeitgemäßen kulturellen Zentrum umgebaut und erweitert (Foto: Léon van Woerkom)
Industrielles Erbe
Das Unternehmen ging in den 1930er Jahren in Konkurs. Der Komplex wurde im Laufe der Zeit mehrmals verändert und umgebaut. Beispielweise verschwand das charakteristische Walmdach, und ein Teil des Ensembles wurde 2008 durch ein Feuer zerstört. Nichtsdestotrotz blieb die Fabrik definitiv der Ort des industriellen Erbes in Helmond. Wegen des schlechten baulichen Zustands verschiedener Bereiche und der Brüchigkeit der Ziegel des Haupthauses entschieden sich die Architekten für Lösungen, die in erster Linie die Erscheinung der historischen Fabrik in einem abstrahierten Zusammenspiel von Gestaltung widerspiegelt.
Tageslicht durch Dachgauben
In die neue Walmdachkonstruktion, die der alten gleicht, allerdings in einer zeitgenössischen, verspielten Form, wurden etliche Dachgauben integriert. Einige sind mit profiliertem Stahl verkleidet und dienen als Auslass für Installationen, einige sind voll verglast und bringen zusätzliches Tageslicht in das Obergeschoss des Haupthauses. Das Dach ist mit minimal detailliertem, rostfreiem Stahl gedeckt.
Identitätsstiftendes Gesamtbild
Die Außenfassaden des Hauptgebäudes waren über die Jahre hinweg unzählige Male gestrichen worden und in ihrer Substanz stark gefährdet. Sie in den Originalzustand zu versetzen, wäre ein kostspieliger und zeitraubender Aufwand gewesen, verbunden mit dem Risiko eindringender Feuchtigkeit. Nach verschiedenen Reparaturen wurden die Fassaden mit einer Mineralfarbe behandelt, die gut haftet und einen hohen Grad an Schutz, Haltbarkeit und Festigkeit bietet. In Kombination mit dem neuen rostfreien Stahldach entstand ein beinahe immaterielles Bild, das gleichwohl zweifelsfrei als „die Cacaofabriek“ erkennbar ist.
Oberlichter und Lamellen sorgen für ein angenehmes Raumklima und ein lebhaftes Licht- und Schattenspiel (Fotos: Jannes Linders)
Großformatiger Bildschirm
Ein Anbau aus den 1920er Jahren in sehr schlechtem Zustand wurde durch einen Neubau für die Kreativ-Branche ersetzt, wobei die existierende markante Fassade wiederverwendet wurde. Hier sorgen raumhohe Fenster für reichlich Tageslicht. Der große Abstand zwischen diesen Fassaden verbessert nochmals den Tageslichteinfall im Bürogebäude. Zusammen mit dem Erweiterungsbau umschreibt das Hauptgebäude einen U-förmigen Innenhof, der zum einen als zentrales Foyer dient und zum anderen auch Funktionen wie Musikveranstaltungen aufnehmen kann. Aus Schallschutzgründen und zur Verbesserung des Tageslichteinfalls wurde eine Platzierung in einiger Entfernung zum Innenhof gewählt. Die Fassade des Erweiterungsbaus ähnelt mit ihren vertikal angeordneten Anti-Slip-Gittern der Fassade einer Industriehalle. In Kooperation mit dem Licht-Architekten Har Hollands wurden LED-Streifen in die Gitter integriert, die die Fassade in einen großformatigen Bildschirm verwandeln können.
Transparenz und Flexibilität
Durch die vollflächige Fassadenverglasung mit den feststehenden Lamellengittern erhält das Foyer ausreichend Tageslicht. Die Gitterelemente fungieren dabei als Blendschutz, der sowohl Wärme als auch die Beeinträchtigung durch blendendes Sonnenlicht reduziert. Der an das Foyer anschließende Gang ist zum Haupthaus hin volltransparent überdacht, was ebenfalls für eine Fülle an Tageslicht sorgt.
Eine box-in-box-Konstruktion dient gleichermaßen als Kino und Raum für Veranstaltungen. Über raumhohe öffenbare Glastrennwände kann sie mit dem Hauptgebäude verbunden werden und direktes Tageslicht empfangen.
Aus dem Englischen: Sylvia Jung