BAUKULTUR 1_2017: Editorial

Prof. Christian Baumgart, DAI Präsident
(in: BAUKULTUR 1_2017, S. 3)

Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,

alles erdenklich Gute für das neue Jahr 2017, Gesundheit, beruflichen Erfolg und Wohlergehen. Das zurückliegende Jahr hat uns vor Augen geführt, dass viele Dinge gar nicht mehr so selbstverständlich sind, wie wir das lange geglaubt haben. Die Europäische Union ist auf eine extrem harte Probe gestellt worden: Die nach wie vor schwelende Krise in Griechenland, Krieg im benachbarten Nahen und Mittleren Osten, immer wieder harte Debatten mit der Türkei, Brexit, Referendum in Italien und die Präsidentenwahl in Österreich. Das nun begonnene Jahr wird uns politisch nicht weniger beschäftigen mit Präsidentschaftswahlen in Frankreich, Parlamentswahlen in den Niederlanden, Landtagswahlen u. a. in Nordrhein-Westfalen oder im Herbst die Bundestagswahl. Hierfür haben wir bereits so genannte Wahlprüfsteine im Berliner Gesprächskreis der Kammern und Verbände abgestimmt. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe stand noch nicht fest, ob der Wahltag sogar mit unserem DAI Tag vom 22.–24.9.2017 in Münster zusammenfällt. Dazu lesen Sie im Heft weitere Hinweise – auch im Nachgang des DAI Tages 2016 in Aschersleben. Eine im Übrigen sehr gelungene Veranstaltung, deren Eindrücke Sie auf unserer Web-Seite unter www.dai.org finden. Wir haben im Plenum der Mitgliederversammlung eine Erklärung zur Vergaberechtsreform abgegeben, die wir öffentlich vorgestellt haben und die unsere Mitglieder für ihre Vereinsarbeit nutzen können.

Auf den DAI Tag in Münster möchte ich an dieser Stelle prominent hinweisen. Zum einen sind die Vorbereitungen sehr weit fortgeschritten. Zum anderen fällt der Verbandstag zusammen mit der nur alle 10 Jahre in Münster stattfindenden internationalen Skulpturenausstellung. Unter www.skulptur-projekte.de können Sie sich umfassend informieren. Das heißt für uns, dass in der Stadt viel los sein wird. Tragen Sie darum bitte rechtzeitig Sorge für Anmeldung und Unterkunft.

Die Baukultur beschäftigt uns weiterhin sehr. Viele unserer Kollegen konnten neue Impulse beim Konvent der Baukultur Anfang November in Potsdam mitnehmen. 10 Jahre Bundesstiftung Baukultur haben viele Akzente gesetzt. Dennoch bleibt viel zu tun. Nur einmal eine Zahl im Vergleich: Der Förderverein Bundesstiftung Baukultur konnte jüngst das 1.000 Mitglied aufnehmen. Der ADAC hat knapp 19 Mio. Mitglieder. Das soll uns nicht schrecken, macht aber deutlich, wie viel theoretisch noch zu tun bleibt.

Wann wird Architektur zu Baukultur? Da ist umfassende Kommunikation erforderlich. Allerdings liefert die Architektur selbst auch Anlass für die Kommunikation: Ein Gebäude braucht Würde und Angemessenheit hinsichtlich der Nutzung und des Erscheinungsbildes. Die unmittelbare Umgebung und Nachbarschaft spielen eine Rolle. Hat man sich in der „Phase Null“, wie die Bundesstiftung Baukultur es nennt, auch mit Anrainern ausgetauscht oder stellt man diese nur vor vollendete Tatsachen? Wie integriert sich das geplante und dann gebaute Objekt? Nimmt es die Bezüge auf, die vorhanden sind, sich aber nicht sofort jedem auf den ersten Blick erschließen? Wie ist die Gestalt eines Gebäudes? Stimmen Proportionen, Farben, Materialien? Das ist heute mehr denn je wichtig. Menschen erwarten in Gebäuden offene, helle und kommunikationsfreundliche Räume, die sie sich auf natürliche Weise erschließen können. Wer die oft dunklen und tageslichtfernen Gänge in mitunter 100 Jahre alten öffentlichen Gebäuden kennt, weiß, wovon ich schreibe. Diese Themen zu transportieren und vor allem auch der jüngeren Generation zu vermitteln, ist die zentrale Aufgabe aller Architektur- und idealerweise Baukulturschaffenden. Von Baukultur sollten wir nur dann sprechen, wenn diese genannten Aspekte angemessen berücksichtigt wurden.

Aber Baukultur ist nicht nur ein Thema für große Städte, Ballungszentren oder gar Eliten. Wir sind froh, dass der Baukulturbericht 2016/17 – der zweite seiner Art mit parlamentarischem Durchlauf – ländliche Räume wie auch die vielen kleineren Städte und Gemeinden im Land behandelt. Für den Zusammenhalt der Bevölkerung ist es immens wichtig, dass die Großstädter nicht abheben und die Bewohner ländlicher Gegenden sich nicht abgehängt fühlen. Denn dann kommt es genau zu dem Phänomen, das wir gerade vielfach politisch erleben: „Denen da oben zeigen wir‘s jetzt mal!“

Fraglos liegt ein spannendes Jahr vor uns. Persönlich wünsche ich Ihnen – das kann man nicht oft genug wiederholen – in erster Linie Gesundheit und Wohlergehen. Das ist und bleibt das wichtigste. Weiterhin freue ich mich, wenn Sie dem DAI und der BAUKULTUR gewogen bleiben und uns unterstützen, weiterhin für die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe einzutreten. Baukultur hat viel Zukunft, und wir sind alle aufgerufen, diese zu gestalten.

Herzlichst Ihr
Prof. Christian Baumgart
DAI Präsident

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