Leuchtende Berge

Giggijochbahn in Sölden
(in: BAUKULTUR 4_2017, S. 16-17)

Seit der Skisaison 2016/17 verfügt der Tourismusort Sölden in Tirol mit der Giggijochbahn über die leistungsfähigste Seilbahn der Welt. Der Entwurf für die Berg- und Talstation stammt vom Innsbrucker Architekturbüro obermoser arch-omo zt gmbh, das Lichtkonzept und die Umsetzung der Lichtinstallation von Bartenbach lighting solutions aus Aldrans bei Innsbruck. Für die neueste Seilbahntechnik zeichnet der Seilbahnspezialist Doppelmayr verantwortlich.

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Talstation der Giggijochbahn (Foto: Rudi Wyhlidal, Bergbahnen Sölden)

Landmarke im Ort
Sölden in Tirol ist einer der bekanntesten Wintersportorte in den Alpen. Dort findet jährlich das Auftaktrennen für den Weltcup-Winter des internationalen Skizirkus statt. Für den Film „Spectre“ jagte James Bond Bösewichte auf Söldens Pisten und der Gletscherstraße. Und seit vergangenem Winter verfügt der Tourismusort mit der Giggijochbahn über die leistungsfähigste Seilbahn der Welt. Bis zu 4.500 Wintersportler können pro Stunde auf den Berg gebracht werden. Aber nicht nur die technischen Features, auch die Architektur und das Lichtkonzept der neuen Bahn begeistern. Die Talstation fungiert als Landmarke im Ort. Nachts unterstreicht vor allem die Beleuchtung den Charakter als Orientierungspunkt.

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Bei Dunkelheit erstrahlt durch die gelochte Metallfassade das Bergpanorama in blauem LED-Licht (Foto: Peter Bartenbach)

Talstation
Die turmartige Bauform ergibt sich durch die engen Platzverhältnisse und die Seilbahntechnik, die untergebracht werden musste. Die Einstiegsebene der Talstation dockt in 13 m Höhe an einem schlanken Betonturm an. So wird möglichst wenig Grundfläche verbaut. Vor dem Einstiegsbereich befindet sich ein perforiertes Metallband, das die Ötztaler Alpen zeigt. Untertags zeichnen die Öffnungen in der Metallfassade ein dunkles Bild der Berge auf hellem Grund. Nachts erstrahlt das Panorama in blauem LED-Licht und verändert so das Erscheinungsbild des Bergpanoramas. Das ausgeklügelte Zusammenspiel der unterschiedlich großen Bohrungen im Metall und der LED-Beleuchtung entfaltet beim Betrachter eine ungeahnte räumliche Wirkung. Das blaue Licht sorgt nämlich für ein besonders plastisches Erscheinungsbild des Bergpanoramas. Bartenbach lighting solutions nutzte für die Hinterleuchtung der Metallfassade die Leuchten im Einstiegsbereich. Abends verändert sie also das gesamte Erscheinungsbild, ohne dass zusätzliche lichttechnische Features notwendig wären. Die Helligkeit des inszenierten Bildes ist optimal auf die Architektur und deren Beleuchtung abgestimmt. So tritt das „Licht-Bild“ gegenüber der Umgebung zwar hervor, es wird vom Betrachter jedoch nicht, wie überinszenierte Reklame, als störend wahrgenommen, sondern vielmehr als Lichtkunst. Die optimale Wirkung testeten und optimierten die Architekten und Lichtplaner vorab im Modell. Die verspiegelte Untersicht der auskragenden Einstiegsebene erzeugt ein Gefühl von Leichtigkeit. Es wird ein Kontrast erzeugt, der den Betonkern noch massiver erscheinen lässt. Nachts schimmert auch die gefräste und hydrophobierte Betonschale des Baus, da sich durch die Fräsung eine gebrochene Körnung ergibt.
Zwei Rolltreppen und zwei Aufzüge führen zur Einstiegsebene, es gibt auch direkte Verbindungen zur Skipiste und zum Parkhaus. Darunter befindet sich die 13 m hohe Kassenhalle mit 8 Verkaufsstellen. Der erforderliche Spannschacht wurde als architektonisch eigenständiges Element inszeniert. An einem ausgeklügelten Zutrittssystem vorbei kommen die Skifahrer zu 10er-Kabinen, die 20 cm mehr Platz bieten als vergleichbare Gondeln. 134 Kabinen sind mit einer Geschwindigkeit von 6,5 m/s unterwegs. Die Fahrt nach oben dauert bei einem Höhenunterschied von 920 m nur 9 Minuten.

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Bergstation der Giggijochbahn (Foto: Rudi Wyhlidal, Bergbahnen Sölden)

Bergstation
Im Betonsockel der Bergstation, die sich auf 2.283 m Höhe befindet, ist die Technik untergebracht. Eine transparente, folienbespannte Stahlkonstruktion schützt vor widrigem Bergwetter. Außerdem kaschiert sie die Dimension der Bergstation und lässt sie beinahe „verschwinden“. Wenn sie außer Betrieb sind, parken die 10er-Kabinen auch unter dieser überspannten Stahlkonstruktion über der Stationsebene. Zusätzliche Kubaturen in der Landschaft sind deswegen nicht notwendig. Ein Tunnel verbindet das 200 m entfernte Restaurant mit der Station und gewährleistet eine wetterunabhängige Ver- und Entsorgung.

Die Bergbahnen Sölden bieten mit der neuen Giggijochbahn nicht nur einen Quantensprung in Sachen Kapazität und Komfort, wie es in der Eigenwerbung heißt. Der Ort gewinnt auch ein baukulturelles und lichttechnisches Highlight.

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