Holz und Salz

Salzlagerhalle in Geislingen
(in: BAUKULTUR 3_2018, S. 18-19)

Die Konzeption und Konstruktion von Salzlagerhallen muss vollständig aus den speziellen Anforderungen der Salzlagerung heraus entwickelt werden. Diese Aufgabe stellte sich auch für die neue Salzlagerhalle der Straßenmeisterei Geislingen von vautz mang architekten bda aus Stuttgart.

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Salzlagerhalle in Geislingen (Foto: Martin Duckek)

Planungskriterien
Durch geänderte Logistik im Streusalzvertrieb entsteht für neue Salzlagerhallen die Anforderung einer lichten Durchfahrtshöhe von 10 m für Sattelschlepper mit gekippter Liefermulde. Gleichzeitig erhöhen sich häufig aus Platzgründen auch die gewünschten Schütthöhen auf 5–7 m. Dies führt zu hohen Horizontalkräften an den Schüttwänden, für die angemessene Konstruktionen gefunden werden müssen, die den für die meisten Baustoffe aggressiven chemischen Eigenschaften des Salzklimas in der Halle Rechnung tragen.

Holz und Stahlbeton
Das Gebäude besteht aus einer Lagermulde und einer darauf aufgesetzten Wetterschutzhülle. Holz und Stahlbeton, die Materialien der Tragkonstruktion, sind jeweils dort eingesetzt, wo sie für die konstruktiv-statischen Erfordernisse die besten Eigenschaften bieten. So sind die Bauteile mit direktem Kontakt zum Salzklima in Holz ausgeführt, da Salz einen konservierenden Effekt auf Holz hat. Die großen Momente aus den Horizontallasten der Schüttwände und aus der Gebäudeaussteifung wiederum werden durch außerhalb der Halle angeordnete Stahlbetonlisenen aufgenommen. Diese sind über Stahlbetonfundamentbalken miteinander verbunden. Die dreieckige Geometrie der Stelen folgt dem Momentenverlauf und führt so zu einem optimierten Bewehrungsanteil. Zugleich entsteht auf der Außenseite ein ungewöhnliches Fassadenbild, das, vielleicht auch über Assoziationen zu Lagermulden, die besondere Aufgabe des Gebäudes spürbar macht.

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Die Geometrie der Stahlbetonlisenen erzeugt ein ungewöhnliches Fassadenbild, das die besondere Aufgabe des Gebäudes spürbar macht (Foto: Martin Duckek)

Offene Konstruktion
Die Aussteifung der Wetterschutzhülle, die als Holzkonstruktion auf den Stelen aufsitzt, erfolgt über eingespannte Stützen und die Dachscheibe. Die Stützen sind über jeweils zwei Edelstahlschraubbolzen an die Betonlisenen angeschlossen. Es gibt weder Fußpunktkonstruktionen noch Verbinderbauteile zur Erzeugung einer steifen Rahmenecke. Das am häufigsten auftretende Problem bei Salzhallen älteren Typs ist, dass Salz in Konstruktionshohlräume gelangt und dort zu Bauschäden führt. Alle Bauelemente der neuen Halle sind daher vollständig offen und hohlraumfrei konzipiert.

Schüttwand aus Brettschichtholz
Die einzelnen Betonlisenen verbindet eine 15 cm dicke Schüttwand aus Brettschichtholz untereinander. Die Schüttwandflächen sind je Seite lediglich horizontal, parallel zur Faserrichtung, zweimal gestoßen, um das Eindringen von Salz in Hirnholzflächen zu vermeiden, wodurch längerfristig die Faserstruktur aufgeweicht würde. Die einzelnen Brettschichtholzelemente waren daher bis zu 23 m lang. Die Dachplatte aus 5 cm dicken Brettschichtholzplatten bildet im Verbund mit den Attikaaufkantungen aus Konstruktionsvollholzprofilen eine aussteifende Scheibe.

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Die Bauteile mit direktem Kontakt zum Salzklima sind in Holz ausgeführt, da Salz auf Holz konservierend wirkt (Foto: Martin Duckek)

Minimaler Einsatz von Metall
Salz wirkt auf Stahl besonders aggressiv. Selbst Edelstahl sollte nur in aufwändigen, hochvergüteten Qualitäten verwendet werden. Die gewählte Konstruktion zielt daher darauf ab, die Anzahl von Metallverbindungen zu minimieren. Die Hülle dient als Schutz vor Witterung und Verschmutzung. Wärmedämmung und damit verbundene mehrschalige Konstruktionen sind nicht erforderlich. Öffnungen in den Fassadenanschlüssen und im Tor ermöglichen eine gute Belüftung der Halle und verhindern Kondensatbildung. Salzbeständige, transparente Kunststoff-Wellplatten gewährleisten die natürliche Belichtung und den erforderlichen konstruktiven Holzschutz der Schüttwand, die sich ansonsten ohne weitere Verkleidungen im Kontakt mit der Außenluft befindet.

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