Hölzerne Box

Umnutzung einer Kirche in Saarlouis-Roden
(in: BAUKULTUR 3_2018, S. 16-17)

Kirche und Gemeindezentrum Christkönig in Saarlouis-Roden wurden 1965 von Günther Kleinjohann im Rahmen eines Architekturwettbewerbs entworfen und von 1966–68 geplant und realisiert. Seit 2008 steht die Kirche Christkönig unter Denkmalschutz. 2012 fand ein vom Bistum Trier organisierter geladener Architekturwettbewerb zu Umbau und Erweiterung statt, den das Büro FLOSUNDK aus Saarbrücken mit dem 1. Rang für sich entscheiden konnte.

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Die Fassaden der ehemaligen Kirche Christkönig sind von schräg gestellten Betonscheiben geprägt (Foto: Sven Paustian)

Überregionale Bedeutung
Die Kirche Christkönig ist ein überregional bedeutendes Bauwerk der 1960er Jahre. Dies wird nicht nur durch die Würdigung des BDA Rheinland-Pfalz deutlich, der die Kirche in einer Dokumentation von 2014 als einen der wichtigsten Bauten in der Zeit von 1950–1969 aufführt, sondern auch durch die Aufnahme in die Datenbank „#SOSBrutalism“ des Deutschen Architekturmuseums (DAM) Frankfurt. In dieser Liste, die als Vorbereitung einer internationalen Ausstellung zur Betonarchitektur der 1950er bis 1980er Jahre diente, sind aktuell ca. 1.000 Projekte weltweit aufgeführt.

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Durch das Einstellen der hölzernen Box wird die Vergänglichkeit der baulichen Maßnahme thematisiert (Foto: Sven Paustian)

Umbau und Erweiterung
Ursprünglich beherbergte das Gemeindezentrum Christkönig neben der Kirche und dem Pfarrhaus mehrere Gemeindesäle sowie einen Kindergarten, der bis zur Fertigstellung des neuen Kindergartengebäudes in Betrieb blieb. Wesentliche Idee des Entwurfs zum Umbau und zur Erweiterung war die Würdigung des bestehenden Kirchenensembles durch die Aufnahme vorhandener Linien des Bestandes und die Nachbildung diverser Bauteile. Dennoch sollten wesentliche Veränderungen entstehen und deutlich sichtbar sein. Aus diesem Grunde sind die neuen Gebäudeteile durch ihre eigenständige Oberfläche ablesbar. Mit einem Vorvergrauungsanstrich versehenes, sägeraues Holz an der Fassade nimmt die Textur der vorhandenen Sichtbetonwände auf. Somit werden der Kontrast zu bestehenden Betonelementen begrenzt und das bestehende Bauwerk weiter entwickelt. Innerhalb des Kirchenraums sollte durch das Einstellen einer hölzernen Box, die nun die Kinderkrippe beherbergt, die Vergänglichkeit der baulichen Maßnahme thematisiert werden. Die begrenzenden Bauteile der Box wie Wände, Decke und Boden wurden wie Außenbauteile wärmegedämmt ausgeführt. Auf die Verwendung von sonst bei Kindergärten üblichen bunten Farben wurde bewusst verzichtet. Ziel war es, einen hellen ruhigen Ort zu schaffen, an dem die Kinder sich geborgen fühlen. Alle verwendeten Materialien sollten natürlich und erlebbar bleiben.

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Speisesaal mit Küche und Nebenraum (Foto: Sven Paustian)

Konstruktion und Holzbau
Als besondere Herausforderung stellte sich der Bau im laufenden Betrieb dar. Um die Kinder weitestgehend vor Lärm und den sonstigen Gefahren der Baustelle zu bewahren, wurde die Erweiterung als vorgefertigte Holzkonstruktion realisiert. Im Außenbereich kamen industriell vorgefertigte Wände aus Kreuzlagenholz und Brettstapeldecken zum Einsatz. Im Innenbereich mussten alle Baumaterialien und Hilfswerkzeuge durch die beiden kleinen Kirchentüren eingebracht werden, was zu der Entscheidung geführt hat, die Konstruktion in der Kirche mit Holzrahmenwänden und Balkendecken auszuführen. Die Wände wurden entweder in Handarbeit vor Ort gezimmert oder unter Zuhilfenahme eines Gabelstaplers errichtet. Aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen wurden ausschließlich biologisch unbedenkliche Baustoffe für den weiteren Ausbau verwandt. Innenwandverkleidungen sind zum Großteil aus 3-Schichtplatten in Fichte realisiert. Als Dämmstoff innen und außen wurde Holzfaserdämmung eingesetzt. Alle Holzoberflächen sind entweder roh belassen oder mit einem Bio-Wachs behandelt.

50 Jahre lang war das Gebäude Kirche, nun ist es eine Kindertagesstätte. Diese wird in 50 Jahren möglicherweise auch nicht mehr in ihrer aktuellen Form Bestand haben. Was dann folgt, bleibt abzuwarten. Der Betonbau wird sicher bleiben, der Einbau wird eventuell anderen Ideen weichen.

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