Prof. Christian Baumgart
(in: BAUKULTUR 6_2018, S. 3)
Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,
wer hätte es vermutet: Die Veränderungen gehen weiter, und ein Umdenken ist nicht nur beim Planen und Bauen gefragt – wie wir mit unserem aktuellen und traditionellen Titel zum Jahresende, der umBAUKULTUR, einmal mehr unter Beweis stellen.
Das Umbauen kann sinnhaft auf alle Bereiche übertragen werden: Integrationspolitik, Europapolitik, Klimawandel, Energie- und Mobilitätswende usw. Gerade mit Blick auf das Klima und die Energiepolitik erleben wir einen Paradigmenwechsel: Das Zeitalter der Kohle geht zu Ende. Vielleicht – für das globale Klima hoffentlich – rascher, als wir uns das heute vorstellen wollen und können.
Der Umbau gilt also nicht nur dem Bad, Wohnzimmer oder auch dem Dach, er gilt Häusern, Quartieren, Gemeinden und Städten – im ganzen Land. Aktuell haben wir nicht nur die große Chance, sondern auch die Pflicht, die hochwertige Bau- und Planungskultur in Deutschland, wie sie in den Baukulturberichten der letzten Jahre zum Ausdruck kommt, in die Tat umzusetzen. Der dritte Bericht „Erbe-Bestand-Zukunft“ wird bei Erscheinen dieser Ausgabe bereits vorliegen und im Bundestag zur Beschlussfassung eingereicht sein – Handeln statt Zögern ist das Motto der Stunde und wird mit Sicherheit noch auf Jahre das Motto bleiben müssen. Den Planern und allen Bauschaffenden kommt eine gesellschaftspolitische Schlüsselrolle zu. Beim Planen und Bauen muss weiter umgedacht werden, und klare Prioritäten müssen gesetzt werden: Bestandsbauten unterschiedlichster Art nutzen und aufwerten, innerstädtisch angemessen verdichten sowie Aufstockungsmöglichkeiten mit innovativen Leichtbauweisen denken.
Während des DAI Tages in Leipzig – einige Eindrücke der aus meiner Sicht gelungenen Veranstaltung finden Sie in diesem Heft – haben wir diskutiert, wie der DAI zu diesen wichtigen Fragen unserer Zeit mit Blick auf die Wohnraumsituation in den Ballungszentren Stellung beziehen kann. Die Formulierungen mündeten in der „Leipziger Erklärung“ für eine nachhaltige Boden- und Steuerpolitik. Sie können den Text auf unserer Web-Seite unter www.dai.org jederzeit nachlesen. Nicht zu vergessen natürlich die Gründung des AIV Leipzig, die wir während des DAI Tages offiziell begleitet haben. Schön, dass es nun auch in Leipzig wieder einen AIV gibt!
Umbaukultur bedeutet aus Sicht unseres Verbandes auch, ein Bestandsgebäude in seiner Ursprünglichkeit und Geschichte zu erfassen und durch die Möglichkeit neuer Nutzungsüberlegungen weiter zu beplanen und so umzubauen, dass es für die Zukunft sinnhaft erhalten bleibt. Das ist die Herausforderung. Zwar wird öffentlichkeitswirksam immer über Neubau gesprochen. Aber der Löwenanteil, nämlich 75% aller Bauinvestitionen, fließt in den Bestand. Da liegt der Hebel in vielerlei Hinsicht: Stadt- und Quartiersplanung, Energieeffizienz, Material- und Logistikplanung, Wiederverwertung von Baustoffen u.v.m.
Ressourcen schonend einzusetzen und trotzdem das Bewusstsein für eine anspruchsvolle Planungs- und Baukultur im Auge zu behalten, ist ein hoher Anspruch. Architekten und Ingenieure tragen hierbei eine große Verantwortung, zu der sich auch und gerade die Mitglieder des DAI bekennen.
Bereits an dieser Stelle der Hinweis, dass im kommenden Jahr der DAI Tag am 21.9.2019 in Berlin stattfinden wird und wir im kommenden Herbst erneut eine internationale Fachexkursion anbieten werden. Geplant ist entweder Kanada oder Mexiko. Es geht also wieder einmal nach Westen. Über das Programm werden wir Sie hier in der BAUKULTUR und via Newsletter rechtzeitig informieren.
Wie immer wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre dieser seitenstarken Ausgabe. Bleiben Sie dem DAI und unserer BAUKULTUR gewogen, Sie unterstützen damit die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe.
Herzlichst Ihr
Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart
DAI Präsident