Erweiterung der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Konstanz
(in: BAUKULTUR 1_2019, S. 26-27)
Ein hellgrauer Kubus bildet den Auftakt zur Erweiterung der Hochschule für Technik und Wirtschaft Konstanz. Seine kräftige Fassade aus Sichtbeton mit dem einheitlichen Fensterformat wirkt streng und verspielt zugleich. Die Planung des Gebäudes stammt von MGF Architekten.
Im Rahmen des Ausbauprogramms Hochschule 2012 sollte ein Seminargebäude für neu einzurichtende Studiengänge entstehen. Gleichzeitig sollte der Ausbau der Hochschule durch 5 weitere Bausteine im städtebaulichen Kontext geplant und dargestellt werden. Die bestehende Hochschule ist durch eine offene Baustruktur gekennzeichnet, die sich aus vorhandenem Gebäudebestand entwickelte. Die Gebäude sind um eine zentrale Freifläche angeordnet. Die Weiterentwicklung des Hochschulcampus orientiert sich an diesen städtebaulichen Themen mit klarer Struktur der Erschließungs- und Freiflächen und der Körnung der Bebauung.
Kompaktes Volumen
Den ersten Baustein für die Erweiterung der Hochschule Konstanz bildet der hellgraue Kubus mit seiner Vielzahl von Öffnungen. Das 4-geschossige Gebäude fasst Seminarräume und Büros in einem kompakten Volumen zusammen. Sowohl an der Eingangsseite als auch an der Wasserseite finden sich zwei übergroße Öffnungen, die zum einen den Eingangsbereich schützen und zum anderen den Blick auf den See öffnen. Die kräftige Fassade aus Sichtbeton mit dem einheitlichen Fensterformat wirkt streng und verspielt zugleich. Aus der Ferne gleicht das Gebäude einem Würfel mit unregelmäßigen Augen. Kommt man näher, zeichnen sich die Betonfugen und die Abdrücke der Schalungsstöße auf den glatten Wänden ab.
Unregelmäßige Perforation
Die Flächen des Kubus werden durch die Fensterlöcher unregelmäßig perforiert. Durch das Einrücken der Glasflächen wird die Tiefe der Fassade sichtbar. Es findet sich kein Fensterblech, und die Rahmen der Fenster sind weitgehend durch die Betonschale verdeckt, was den Eindruck des veredelten Rohbaus verstärkt. Die Fenster sind an der Innenseite der Wand angeschlagen. In der umlaufenden Fuge befindet sich seitlich ein filigranes Lüftungsgitter, das auf den innenliegenden Lüftungsflügel hinweist. An der Oberkante des Fensters verbirgt sich der textile Sonnenschutz, der bei Sonnenschein das Fassadenbild durch die Stoffmarkise belebt.
Reduktion der Formate
Die robuste Schönheit des sichtbaren Betons wird auch in den großen Öffnungen des Eingangs und der Seeloggia deutlich. Hier sieht und spürt man die konstruktive Dimension der tragenden Betonaußenschale. Die Öffnungen sind ein diskreter Hinweis auf die innere Nutzung des Gebäudes und dienen der Auflockerung und Belichtung der inneren Erschließung. Die Perforation der Außenwände ist auf zwei Formate reduziert: das verglaste Fenster und die große Öffnung in der Wandfläche. Die Loggia bietet Schutz vor Regen und Sonne und schafft einen gerahmten Blick von Innen nach Außen und umgekehrt.
Konstruktionsprinzip
Die Außenhaut als tragende Betonkonstruktion besteht aus konventionellem Stahlbeton mit einer Stärke von 28 cm. Die Schaltafelgrößen und die Lage der Ankerlöcher wurden auf die Gebäudemaße abgestimmt und die Fensteröffnungen vermeintlich frei, jedoch nach drei „Fugenregeln“ angeordnet. Die Decken und das Dach spannen zwischen Konsolen an der Außenwand und dem inneren Betonkern. Losgelöst von der inneren Tragstruktur kann die Betonfassade thermische Bewegungen aufnehmen. Das gesamte Gebäude ist unterkellert und dient gleichzeitig als Gründungskörper bei schwierigem Baugrund am Seerhein. Durch die innenbündige Anordnung der Fensterebene ist das Konstruktionsprinzip bei allen Öffnungen wahrnehmbar.
Ausbau
Für die Innendämmung wurde diffusionsdichtes Schaumglas vollflächig in eine bituminöse Abdichtung eingebunden. In dieser Ebene wurden die Fensterelemente aus gedämmten Aluprofilen ohne Versatz montiert. Hinter einer vorgestellten Trockenbaukonstruktion sind die haustechnischen Medien in den Räumen verteilt. Einer Beschädigung der wichtigen raumseitigen Dampfsperre wird durch diese Vorsatzschale zusätzlich vorgebeugt. Die Unterteilung der Bürozonen ist in Leichtbauweise erfolgt. Der raue Sichtbeton steht im Kontrast zu den glatten, weißen Flächen. Präzise eingeschnittene, flächenbündige Türen aus grauem Stahl oder weißem Holz bilden mit dem Holzparkett den Material- und Farbkanon der Innenräume.