Variable Licht- und Sichtsituationen

Institutsgebäude in Karlsruhe
(in: BAUKULTUR 4_2019, S. 20-21)

Der Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft Karlsruhe hat mit seiner intensiven Durchgrünung, der klaren städtebaulichen Struktur und den bestehenden Stahlbetonskelettbauten eine starke Identität. Diese prägenden Gestaltungselemente greift der Neubau für den Fachbereich Sensorik (Gebäude N) von Schulz und Schulz Architekten auf und überführt die Prinzipien der 1960er und 1970er Jahre in die Gegenwart. Wissenschaftlicher Austausch und interdisziplinäre Kommunikation sind die zentralen Leitgedanken, um einen neuen, offenen und auf die Forschung fokussierten Campusbaustein zu formen.

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Die präzise Setzung des Gebäudes N führt die streng orthogonale Struktur des Campus weiter. Die städtebauliche Disposition folgt dem grundlegenden Campusgedanken, der verschiedene Institute um ein zentrales Herzstück gruppiert. Die bis dato unbebaute Ecke des Campus wird durch den Neubau besetzt, der über einen großen erdgeschossigen Unterschnitt auf die Campusmitte ausgerichtet ist. Mit seiner quadratischen Form ist er ein wichtiges Bindeglied, das zwischen den unterschiedlichen Ausrichtungen der Bestandsbebauten vermittelt.

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Innere Organisation
Die differenzierten Anforderungen an Raumgrößen und -nutzungen prägen die Grundrisstypologie. Die 4 Hauptgeschosse werden von einer in der Gebäudemitte angeordneten Kommunikationszone geordnet, die sämtliche Verkehrsflächen bündelt und den Blick auf den Campus sowie in die angrenzende Waldlandschaft freigibt. Die Loggien am südlichen Ende der Kommunikationszonen nehmen Gestaltungsmotive der Nachbarbebauung auf und ermöglichen einen geschossweisen Austritt ins Freie. Die Mittelzone dient neben der Haupterschließung auch als Wartebereich zwischen Vorlesungen, als Pausenbereich und als zwanglose Diskussionsplattform für alle Fachbereiche, die den wissenschaftlichen Austausch fördert. Die sonst üblichen Verkehrsflächen sind zentrale Aufenthaltsbereiche, die in die Vorlesungs- bzw. Laborräume überleiten. Eine zwischengeschaltete Vorbereitungs- und Sammlungszone generiert kurze Wege und schafft eine äußerst effiziente Erschließung und Verknüpfung aller Räumlichkeiten.

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Vertikal drehbare Metalllamellen
Bezugnehmend auf die bestehenden Campusgebäude ist die Fassade als Bandfassade mit vorgehängten Betonfertigteilen ausgebildet. Die Fensterbänder sind oberflächenbündig mit vertikal drehbaren Metalllamellen verkleidet, die in einer Art verstellbarer Filter ganz unterschiedliche Licht- und Sichtsituationen ermöglichen. Die geschlossenen Lamellen generieren eine konzentrierte Forschungsatmosphäre, die nur schemenhafte Ausblicke erlaubt. Die geöffneten Lamellen brechen mit der Hermetik des Institutsgebäudes und erzeugen ein lebendiges Schattenspiel auf der Fassade.

Überdimensionaler Fingerprint
Das Gebäude N öffnet sich über einen großen erdgeschossigen Unterschnitt zum Campus. Über dem Eingang verweist ein 8 m hoher übergroßer Fingerprint subtil auf den Nutzer, den Fachbereich Sensorik. Die Arbeit wurde von dem Künstler Jörg Mandernach aus Ludwigsburg konzipiert. Der Fingerabdruck ist als Flachrelief in die Oberfläche der seriell vorgefertigten Betonfassade eingearbeitet. Hierfür wurden die Papillarleisten als Siliconmatrizen in die Standardschalungen eingelegt, sie formen sich als Vertiefungen von etwa 1 cm in der Oberfläche der gesäuerten Betonelemente ab.

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