BAUKULTUR 3_2020: Editorial

(in: BAUKULTUR 3_2020, S. 3)

Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,

Wie sehr wir uns nach lebendigem Grün sehnen, wird uns momentan noch bewusster als sonst. Vor allem in den dicht besiedelten Städten sind Grün-, Sport- und Freizeitflächen rar. Dabei haben wir mit Dach- und Fassadenflächen große ungenutzte Potenziale vor uns liegen!

Gebäudebegrünung. Vielfacher Nutzen. Unsere Zukunft.
Derzeit werden nur etwa 10 % der jährlich entstehenden Flachdächer begrünt. Der Anteil begrünter Fassaden dürfte noch viel geringer sein. Dabei vereinen Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünungen eine Vielzahl an positiven Wirkungen. Wir vom Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) haben zusammengestellt, was 1 m² Gründach alles leisten kann. So nimmt 1 m² extensive Dachbegrünung 30 l Niederschlagswasser auf, verdunstet pro Tag 2 l, kühlt die Umgebungstemperatur um 1,5 °C herunter, speichert 10 g Feinstaub im Jahr und sieht zudem noch schön aus und tut der Seele gut. Das Leistungsvermögen von Intensivbegrünungen, also Dachgärten, ist noch größer. Und was hier entscheidend dazu kommt, ist deren Nutzung als zusätzliche Wohn-, Pausen- und Sportfläche. Auf jedem Dach könnte ein Garten mit Pflanz- und Gemüsebeet, Spielplatz und Jogginglaufbahn sein – schnell und barrierefrei erreichbar!

Der Gründachmarkt wächst. Im letzten Jahr sind wieder 7.200.000 m² Dachbegrünungsfläche dazu gekommen. Das bedeutet eine Steigerung von knapp 5 % gegenüber dem Vorjahr. Etwa 80 % der begrünten Dächer sind extensiv und etwa 20 % intensiv begrünt.

Der Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) hat erst kürzlich die „BuGG-Gründach-Bundesliga“ ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt steht dabei die von den Städten mittels Befliegungen und Kartierungen ermittelte Gesamtfläche begrünter Dächer. Für Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a.M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe, München, Nürtingen, Nürnberg und Stuttgart liegen Daten aus verschiedenen Ver-öffentlichungen vor, die der BuGG für die Erstellung nutzen konnte. Werden die Städte nach der Gesamtzahl ihrer ermittelten Gründachflächen aufgelistet, dann führt München mit 3.148.043 m² Dachbegrünung die Tabelle knapp vor Berlin mit 2.969.396 m² an. Die berücksichtigten 11 Städte hatten zum Zeitpunkt der Datenerfassungen zusammen einen Gründachbestand von 14.595.636.000 m². Setzt man die Summe der ermittelten Dachbegrünungsflächen je Stadt in Relation zur jeweiligen Einwohnerzahl, ergibt sich daraus der Gründach-Quadratmeter-Wert pro Einwohner („Gründach-Index“). Im Durchschnitt der 11 Städte liegt dieser Gründach-Index bei 1,5 m²/EW. Der derzeitige „Spitzenreiter“ Stuttgart hat einen Gründach-Index von 4,1 m²/EW, d. h. im Durchschnitt kommen auf jeden Einwohner Stuttgarts 4,1 m² Dachbegrünung.

Mit der „BuGG-Gründach-Bundesliga“ gibt es erstmals fundierte Werte zum Gründach-Index im Städtevergleich, um für Politik und Städteplanung eine Kennzahl bereitzustellen. Auch die Städte können sich und ihre Aktivitäten in Sachen Dachbegrünung im Vergleich zu anderen Städten nun besser einordnen. Einige der aufgeführten und viele weitere deutsche Städte haben darüber hinaus auch noch ihr vorhandenes Dachbegrünungspotenzial ermittelt, was sie in Form von Gründachpotenzialkatastern auf ihren Internetseiten präsentieren.

Dreh- und Angelpunkt für die Umsetzung von Gebäudebegrünungen sind die Städteplaner. Zusammenfassend über die Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern wurden mit unserer letztjährigen Umfrage 47 Förderprogramme für Dachbegrünung und 44 Förderprogramme für Fassadenbegrünung ermittelt. Weitere 33 Städte betreiben Programme, die Dach- und Fassadenbegrünung kombinieren und teilweise Innenhöfe, Vorgärten, Freiflächen o. ä. mit beinhalten. Einige Städte haben Förderprogramme in Planung.

Die Zeichen der Zeit wurden erkannt, das Begrünungspotenzial ist vorhanden – also lassen Sie uns loslegen mit Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünungen!

Herzlichst Ihr
Dr. Gunter Mann
Präsident Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG)

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