Schön einfach, einfach schön

Betriebshof in Stuttgart
(in: BAUKULTUR 3_2021, S. 24-25)

Seit Frühjahr 2020 überzeugt der Betriebshof Vogelsang in Stuttgart sowohl funktional als auch ästhetisch. Das Stuttgarter Büro asp Architekten löste die vielschichtige Bauaufgabe mit der notwendigen Pragmatik. Und ganz nach dem Leitbild, das Besondere im Alltäglichen herauszuarbeiten, lässt die transluzente Hülle des Hauptbaus – passend zur Funktion – Assoziationen an einen Salz- oder Eiskristall zu.

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Am westlichen Stadtrand lagert und verlädt die AWS Abfallwirtschaft Stuttgart Streugutmaterial und versorgt von hier aus die städtischen Winterdienste. Gleichzeitig finden auf dem Gelände Abfallprodukte ganzjährig Platz zur Zwischenlagerung. Zudem werden hier die Betriebsfahrzeuge und Abfallbehälter gereinigt.

Klare Neugliederung
Während der Betriebshof selbst „unbemannt“ geplant wurde, befinden sich im Umfeld Wohnhäuser und Einrichtungen, die sich durch das Arbeitsaufkommen gestört fühlen könnten. Deswegen wurde im Vorfeld zu den Planungen ein schalltechnisches Gutachten beauftragt, das die Erstellung einer Schallschutzwand mit 4,30 m Höhe im Norden und Westen des Geländes erforderte. Besonders herausfordernd war es, im Rahmen des begrenzten Budgets die Gebäude und Freiflächen auf der im Vergleich zum Bestand verkleinerten Grundfläche so anzuordnen, dass die Arbeitsprozesse optimal organisiert werden konnten. Betritt man das Areal über den Hauptzugang, befindet sich rechterhand eine flache Funktionsspange mit Lagerflächen für Abfallmaterial, Platz für Schüttboxen, einem Abstellraum für Altfahrräder und einer Garage für Radlader sowie einem Technikbereich. Auch ein kleiner, thermisch getrennter und beheizter Personalbereich mit WC steht hier zur Verfügung. Gegenüber, auf der linken Seite, erhebt sich der deutlich höhere Hauptbau, der unter seinem Dach das Salzlager, ein Verladesilo und eine Anlage zur Soleerzeugung vereint – ein Unikum in Deutschland. Durch diese räumliche Konzentration lassen sich die einzelnen Arbeitsschritte vom Befüllen bis zum Beladen der Einsatzfahrzeuge taktgenau abstimmen. Zum Befüllen des Salzlagers fahren die LKWs bis in die Lagerhalle ein und kippen dort ihre Ladung ab. Mittels Druckluft wird diese dann von einer Unterfluranlage in den nebenstehenden Verladesilo gepumpt. Zum Beladen können die Streufahrzeuge den Hauptbau durchfahren.

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Ausdrucksstarke Materialien
Der obere Teil des Hauptbaus ragt weit über alle anderen Elemente hinaus. Die leicht transluzente, helle „Haube“ aus Polycarbonat-Stegplatten folgt dabei dem Knick in der Grundstücksform. Sie ist UV-beständig, wasserdicht und bruchsicher. Als Seitenwände kamen Mehrschichtholzplatten zum Einsatz, die von Stahlbetonlisenen gestützt werden. Die hölzernen Seitenwände schützen die konstruktiven Elemente vor den Einwirkungen des Salzes. Aus Korrosionsschutzgründen sind auch die weiteren Aufbauten im oberen Teil des Salzlagers vornehmlich in konstruktivem Holzbau erstellt. Nach außen zeigt sich der AWS-Betriebshof mit Fassaden aus unbehandelten und unbesäumten Holzschwartenbrettern. Sie setzen sich in der als Stahl-Holzkonstruktion ausgeführten Schallschutzwand fort und fassen das Gelände damit als klar erkennbare Einheit. Zur Hofseite hin wird das Bild durch tragende Betonelemente und verschiebbare Tore und Türen geprägt. Alle Materialien setzen sich in die Innenräume fort, die wegen ihrer Lager- und Technikfunktionen einfach gehalten wurden. Fast alle Dachflächen sowie der Vorbereich des Geländes sind begrünt. Auf dem Salzflachlager befindet sich zusätzlich eine Photovoltaikanlage.

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Optimierte Arbeitsabläufe
Der asphaltierte Innenhof im rückwärtigen Bereich wurde innerhalb der eigentlich beengten Verhältnisse maximal nutzbar gestaltet. Er funktioniert nicht nur als Rangierfläche für Silozüge und Kipplaster. Hier befindet sich auch der Fahrzeugwaschplatz mit der neuen Leichtflüssigkeitsabscheideanlage. Flächen für das Abstellen von Presscontainern sind direkt im Anschluss an die Lärmschutzwand hinter dem Salzflachlager vorgesehen.

Zukunftsfähiges Konzept
Mit ihrem Entwurf haben asp Architekten einen gleichermaßen ästhetischen wie substanziellen Grundstein für weitere Entwicklungen auf dem Gelände gelegt. In einer zweiten Ausbaustufe soll der Betriebshof bemannt und mit Umkleidekabinen, Duschen, WCs und Sozialräumen ausgestattet werden.

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