Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“
(in: BAUKULTUR 4_2021, S. 10-11)
Berlin und Brandenburg müssen sich mit allen ihren Potenzialen, über die sie heute verfügen, den großen Herausforderungen der Zukunft stellen und den Lockdown als Chance verstehen, um jetzt die Zukunft zu gestalten. Das fordert der AIV zu Berlin-Brandenburg zusammen mit zehn weiteren Verbänden in seinem Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“ und fasst diese Forderungen dabei in 14 Punkten zusammen.
Der AIV zu Berlin-Brandenburg tritt dabei für einen Paradigmenwechsel in Richtung nachhaltige Stadtentwicklung und Städtebau ein, der neuen Schwung und mehr Dynamik erhalten muss. Dabei heißen die Themen Klima, Ressourcenschonung, Kreislaufwirtschaft, sozialer Zusammenhalt, Digitalisierung, Ernährungs- und Verkehrswende, Zentrenvielfalt, Länderkooperation und politische Verfasstheit. Alles das sollte sich in einem resilienten und schönen Städtebau wiederfinden.
Das Städtebau-Manifest ist ein Ergebnis des durch den AIV Berlin-Brandenburg und seine Partner realisierten Projekts „Unvollendete Metropole“ und verarbeitet die Erfahrungen und Ergebnisse der Ausstellung „100 Jahre Groß-Berlin“, des Internationalen Städtebaulichen Ideenwettbewerbs Berlin-Brandenburg 2070, der rund 40 Metropolengespräche und des Magazins BB2070, das die Metropolengespräche begleitet. Es richtet sich in erster Linie an Vertreter der Politik, die für Weichenstellungen zuständig und verantwortlich sind, aber auch an die Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft.
Die Metropolregion Berlin-Brandenburg hat wie keine andere der elf deutschen Metropolräume eine nach wie vor konsistente Raumstruktur. Mit einer Konzentration und Konsolidierung baulicher und infrastruktureller Entwicklung auf den Siedlungsstern, einer Neubewertung des polyzentralen Städtenetzes von Stadt und Land und einer Aufwertung der Lebensräume in Quartieren spricht sich das Städtebau-Manifest für eine neue, zielgerichtete Dynamik der regionalen Kooperation aus, exemplarisch in Berlin-Brandenburg, aber auch bundesweit.
Das Manifest versteht sich als Beitrag für die Diskussion um die städtebauliche Zukunft von Berlin und Brandenburg, die nicht getrennt voneinander entwickelt werden können. Die 14 Punkte des Städtebau-Manifestes lauten:
- Den Siedlungsstern zum Strahlen bringen!
- Zentren aller Art stärken und ausbauen!
- Sozial und funktional vielfältige Wohnviertel erhalten und schaffen!
- Den öffentlichen Schienenverkehr vermehren!
- Hauptstraßen und Hauptplätze urban gestalten!
- Grün- und Freiräume sichern, pflegen und vermehren!
- Reines Wasser einschenken!
- Neue Großprojekte sorgfältig mit der vorhandenen Stadt vernetzen!
- Den kommunalwirtschaftlichen Städtebau neu konzipieren!
- Die Hauptstadtrolle ernst nehmen!
- Den Austausch mit anderen Hauptstädten und Metropolen intensivieren!
- Das Verhältnis zwischen den Bezirken und dem Senat optimieren!
- Das Verhältnis zwischen Berlin und Brandenburg robust und dauerhaft weiterentwickeln!
- Demokratische Zusammenarbeit besser justieren!
Wichtig ist aber nicht nur der Inhalt des Manifestes, sondern auch, wie es zustande gekommen ist. Ab August 2020 wurde ein erster Entwurf in mehreren Stufen diskutiert, verändert und schließlich beschlossen. Eingebunden waren insgesamt elf Verbände, die sich in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg für Planung, Städtebau und Gestaltung engagieren. Sie alle haben das Städtebau-Manifest „Unvollendete Metropole“ unterzeichnet – ein einzigartiger Vorgang.
Die Unterzeichner sind:
- Prof. Dr. Harald Bodenschatz, Kurator „Unvollendete Metropole“
- Tobias Nöfer, Vorsitzender des Architekten- und Ingenieurvereins zu Berlin-Brandenburg e.V.
- Dr. Christian Strauß, Leiter der Lenkungsgruppe der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin/Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft
- Julia Dahlhaus und Hans-Joachim Paap, Vorsitzende und stellvertretender Vorsitzender des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, Landesverband Berlin e.V.
- Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur
- Aljoscha Hofmann, Generalsekretär des Council for European Urbanism Deutschland e.V.
- Dr. Friedemann Kunst, Vorsitzender der Landesgruppe Berlin-Brandenburg der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung
- Tim Heide, Vorsitzender des Deutschen Werkbunds Berlin
- Dr. Thomas Flierl, Vorsitzender der Hermann-Henselmann-Stiftung
- Matthias von Popowski, Geschäftsstelle des Kommunalen Nachbarschaftsforums Berlin-Brandenburg e.V.
- Stefan Richter, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Zukunft Berlin
- Ingolf Berger, Annemarie Schnerrer, Dr. Christian Strauß, Thomas Thurn, Sprecher der Regionalgruppe Berlin/Brandenburg der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e.V.
Das Manifest ist unter www.unvollendete-metropole.de veröffentlicht.