Hotelerweiterung in Münster
(in: BAUKULTUR 2_2023, S. 16-17)
Bestand erhalten und weiterdenken war die Grundhaltung bei der Planung der beiden Hotels Novotel und Ibis Budget unweit des Münsteraner Hauptbahnhofs. Um die Stadt an dieser Stelle weiterzubauen, entstanden drei Gebäude mit sehr unterschiedlichen Fassaden.
Das Bestandsgebäude, das zuvor lange Zeit leer gestanden hatte, ist in seiner äußeren Erscheinung nur wenig verändert worden. „Zum Glück passten sowohl die Abstände der Fenster als auch die Geschosshöhen gut für den Entwurf eines Vier-Sterne-Novotels“, erläutert Architekt Thierry Louvieaux.
So konnte es erhalten und umgebaut werden. Das benachbarte Eckgebäude hatte ebenfalls lange leer gestanden, war jedoch so marode, dass es nicht umgebaut werden konnte. An seiner Stelle entstand ein hell verklinkerter Neubau, der durch ein verglastes Treppenhaus sinnvoll mit dem Bestandsgebäude verbunden wurde. Die zwei Gebäude zusammen bilden das Novotel. Im dritten Gebäude, ebenfalls einem Neubau, entstand zwischen dem Novotel und einem Parkhaus das Ibis Budget.
Bestandsumbau
Im vorangegangenen Investorenwettbewerb konnte 2015 das Büro PSP Weltner Louvieaux mit der Grundhaltung des erweiterten Bestands punkten. Das Novotel interpretiert mit seiner hellen Fassade und dem Schrägdach die Altstadtgebäude Münsters und betont die Straßenecke, an der sich der Eingang befindet. Da unter dem Schrägdach teilweise keine Hotelzimmer angeordnet werden konnten, bot sich dieses Geschoss für die Gebäudetechnik an, die sich auf diese Weise architektonisch elegant in die Kubatur einfügt. Das Dach stellt mit Lamellen lediglich einen optischen Schutz dar, die wasserführende Schicht befindet sich auf der Geschossdecke darunter. So konnte hier die Lüftungszentrale aufgestellt werden, die durch die Lamellen des Daches Frischluft bekommt. Wie ein Mosaik wirken die Fensterformate des Neubaus und setzen sich so von der regelmäßigen Struktur des Altbaus ab. Damit im Bestandsgebäude die Hotelküche eingerichtet werden konnte, wurde das Erdgeschoss 80 cm tiefer gelegt und neu strukturiert. Das Dach musste vollständig erneuert werden, da die zuvor vorhandene Sprengwerkskonstruktion zu kleinteilig für eine Weiternutzung war. Statisch fängt nun eine Stahlbockkonstruktion die zusätzlichen Lasten ab. Vom Dach abgesehen wurde strukturell nur wenig in den Bestand eingegriffen. Ursprüngliche Elemente, wie eine alte Stahltür, weisen innen auf den Übergang vom Neu- zum Altbau hin. Den Höhenunterschied der beiden Gebäude im Erdgeschoss erleben Hotelgäste bereits im Neubau. Nur die Lobby liegt auf Straßenniveau. Zum Restaurant geht man wenige Schritte hinunter, sodass hier ein höherer Luftraum entstand, der dem Essbereich Weite verleiht.
Patio
Der Gebäuderiegel des Zwei-Sterne-Hotels Ibis Budget dient für das Novotel als Schallschutz zum Parkhaus und säumt einen lauschigen Patio, der von beiden Hotels genutzt wird. Damit Hotelgäste im Ibis Budget trotzdem gut schlafen können, orientieren sich die Zimmer in den oberen Geschossen zu diesem Hof, während sich im Erdgeschoss lediglich Nebenräume befinden. Im Novotel grenzen die Konferenzräume an den Patio, sodass die Gäste für eine Kaffeepause dort an die frische Luft können. Der Hof hat zudem die Aufgabe, für Licht und Luft auf dem eng bebauten Grundstück zu sorgen. Mit einer Geschossflächenzahl von annähernd 4 entstanden auf dem etwa 3.000 m² großen Grundstück rund 12.000 m² Grundfläche mit 117 Zimmern im Novotel und 123 im Ibis Budget. Die Schwierigkeiten bei der Baustellenlogistik mit der stark befahrenen Zufahrtstraße sind vorstellbar, und so arbeitete das Büro PSP Weltner Louvieaux ab dem Zeitpunkt der Ausführungsplanung mit dem ortsansässigen Büro Heyen Lippross Kiefer Architektur zusammen.
Innenarchitektur
Starke Farben leiten die Gäste in den beiden Hotels. Im Ibis Budget sind das vor allem Gelb- und Grautöne, während im Novotel Grüntöne in Verbindung mit Messing im Erdgeschoss und Bordeaux mit Cremetönen in den oberen Geschossen den Räumen ihren Rhythmus verleihen. Die langen Hotelflure werden durch Farbstreifen, die sich über die Wände, die Decke und den Teppichboden ziehen, in Segmente unterteilt. In den Zimmern setzt sich die Farbgebung fort. Gepolsterte Kopfteile der Betten mit dazu passenden Polstermöbeln machen sie komfortabel. Messingglänzende Beschriftungen auf mattem farbigem Grund weisen den Weg zu den Zimmern und den weiteren Räumlichkeiten. Im Restaurant kombinierte die Innenarchitektin lange, gepolsterte Sitzbänke, die zudem den Raum zonieren, mit frei beweglichen Stühlen. Vor allem die lange Bank unter dem Fenster ist einer der Lieblingsplätze der Gäste.