Neugestaltung der Plaza de la Encarnacion in Sevilla
in: BAUKULTUR 4_2010 (S. 21)
Foto: J. Mayer H. Architekten
Kleben statt schrauben
Das mehrgeschossige Bauwerk besteht aus einer gewaltigen Holzkonstruktion. Selbst für die tragenden Bauteile wurden filigrane Furnierschichtholzträger verwendet, die über Gewindestangen miteinander verklebt sind. Rein mechanische Schraubverbindungen schieden aus statischen Gründen aus. Bei Klebeverbindungen besteht allerdings die Gefahr, dass sie unter starker Sonneneinstrahlung erweichen und an Haltekraft verlieren. Aus diesem Grund war der Klebstoff für das „Metropol Parasol“ auf Temperaturen bis zu 600 Grad ausgelegt.
Belastungstest
Im Fraunhofer-Institut für Holzforschung WKI in Braunschweig wurde untersucht, wie nah die thermische Belastung diesem Grenzwert kommen kann. Dazu wurden die am Standort ungünstigsten Temperaturen ermittelt und simuliert, zu welchen Temperaturen dies in den Baumaterialien führt. Dabei zeigte sich, dass die Temperaturen im Klebstoff fast 600 Grad erreichen können und damit zu nahe am Grenzwert liegen. Anschließende Tests mit drei Probebauteilen in einer Klimakammer bestätigten das Ergebnis.
Nachbesserung
Die Temperaturfestigkeit des Klebstoffs lässt sich verbessern, indem man die Bauteile „tempert“. Dabei werden die Bauteile nochmals erhitzt, nachdem sie eingeklebt sind. Dadurch treten Nachhärtungsreaktionen ein, sodass der Klebstoff sich nicht mehr so leicht verflüssigen kann und bis zu 700 Grad stabil bleibt.
Ausblick
Lösungen wie diese können dazu beitragen, die Klebetechnik stärker im Bauwesen zu verankern. Während Klebstoffverbindungen in der Luftfahrtindustrie in großem Umfang eingesetzt werden, kommt das Kleben von tragenden Anwendungen im Bauwesen wenig zur Anwendung. Dabei eröffnet die Methode Architekten neue Freiräume: Geklebte Anschlussknoten ermöglichen viel flexiblere und kompliziertere Konstruktionen als mechanische Verbindungen.