Die neue Zentrale der Deutschen Börse in Eschborn
(in: BAUKULTUR 2_2011, S. 24-25)
Ansicht von Osten (Foto: Jean-Luc Valentin)
Identitätstiftendes Bauwerk
Blickfang des rund 90 m hohen Bürogebäudes ist die 83 m hohe Eingangshalle. Sie verbindet über 8 Brücken und 11 Stege die beiden sich gegenüber liegenden 21-geschossigen Hochhäuser miteinander. Die beiden L-förmigen Baukörper stellen mehr als 2.000 Arbeitsplätze zur Verfügung. Ziel war es, ein markantes und identitätsstiftendes Bauwerk zu schaffen, das stellvertretend für das Unternehmen Deutsche Börse steht. So verkörpert die neue Zentrale die Unternehmenswerte Transparenz, Standfestigkeit, Stärke und Nachhaltigkeit.
Transparenz
Die Gebäudehülle mit den charakteristischen Kastenfenstern erzeugt ein transparentes Erscheinungsbild und schafft durch natürliche Belichtung bestmögliche Arbeitsbedingungen. Haushohe, gläserne Einschnitte, die als „Landschaftsfenster“ Ausblicke in den Taunus und auf die Umgebung erlauben, belichten die Eingangshalle. Darüber hinaus ermöglichen die zur Eingangshalle raumhoch verglasten Büroräume, die Glastrennwände zu den Fluren und Gängen, die Glasbrüstungen der Stege und Brücken vielfältige Blickbeziehungen innerhalb des Gebäudes. Die Transparenz des Gebäudes macht die Aktivitäten der Menschen innerhalb des Hauses erlebbar und schafft auch eine visuelle Nähe zwischen den verschiedenen Abteilungen des Unternehmens.
Blick ins Foyer (Foto: Jean-Luc Valentin)
Kommunikation
Die flexibel nutzbaren Büroflächen bieten neben individuellen Einzel- und Doppelbüros und „Denkzellen“ für konzentriertes Arbeiten auch offene Teamflächen, Besprechungsräume sowie zahlreiche Orte für informelle Kommunikation. Das offene Architekturkonzept ermöglicht vielfältige Gelegenheiten für einen kreativen
Ideen- und Informationsaustausch: die Mitarbeiter der Deutschen Börse begegnen sich in der Eingangshalle, auf den Stegen und Brücken, in der Cafeteria, im Bistro und in den zahlreichen Kaffeeküchen, im Restaurant mit 600 Sitzplätzen und auf der Freitreppe vor dem Eingang. Das Atrium, eine lichtdurchflutete Empfangshalle, die durch ein gläsernes Dach zusätzlich von oben natürlich belichtet wird, ist das Herzstück des offenen Architekturkonzepts und bildet den kommunikativen Mittelpunkt der Unternehmenszentrale.
Nachhaltigkeit
Der kompakte Kubus ermöglicht nicht nur kurze Wege innerhalb des Hauses, sondern schafft durch seine minimierte Hüllfläche ideale Voraussetzung für ein energieeffizientes Gebäude. Als „Green Building“ verfügt die Zentrale der Deutschen Börse über modernste Techniken zur Minimierung des Energieverbrauchs.
Zu den Besonderheiten des Bauwerks zählen zwei hausinterne Biogas-Blockheiz-kraftwerke, eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung sowie eine intelligente
Gebäudeautomation (z.B. Sonnenschutz, Beleuchtung). Hinzu kommen der Einsatz regenerativer Energien, die Erzeugung von Kälte mittels Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung sowie Baustoffe aus der Region mit einem hohen Recycling-Anteil. Eine Solaranlage trägt zur Deckung des Warmwasserbedarfs bei. Die beiden Blockheizkraftwerke, die rund 60 % des eigenen Strombedarfs decken, produzieren vor Ort und damit ohne Transportverluste Strom und Wärme. Der Primärenergieverbrauch liegt unter den im Voraus berechneten 150 kWh/m2 jährlich.
Architektur und Kunst im Dialog
In der Eingangshalle und in den Fluren ist die Sammlung zeitgenössischer Fotokunst der Deutschen Börse zu sehen. Die Art Collection Deutsche Börse umfasst mehr als 700 Arbeiten von rund 70 internationalen Künstlern. Sie ist im Gebäude überall sichtbar und prägt die Wahrnehmung des Hauses. Das Bauwerk ist somit zugleich der architektonische Rahmen für das kulturelle Engagement der Deutschen Börse. Die außergewöhnliche Präsentation der Sammlung bereichert den Aufenthalt im Gebäude und macht die Werte, die das Unternehmen als Ganzes prägen, wie Kreativität, Präzision und Innovation, erlebbar.
Projektdaten
BGF: ca. 56.000m² (oberirdisch) / 80.000 gesamt
Höhe: 87m
Geschosse: 21 + 2 (Technik)
Baubeginn: 11/2008
Fertigstellung: 7/2010
Projektbeteiligte
Bauherr: Lang & Groß Projektentwicklung GmbH
Eigentümer: Signa Property Funds, Düsseldorf (seit Oktober 2010)
Architekt: KSP Jürgen Engel Architekten, Frankfurt
Energiekonzept: Dr. Tim Weber, Lenz Weber Ingenieure, Frankfurt
Haustechnik: Ebert Ingenieure, Frankfurt/Nürnberg; TP Elektroplan, Gaggenau