(in: BAUKULTUR 2_2012, S. 24)
Mit dem „Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität" hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) in der Berliner Innenstadt ein bewohnbares Mustergebäude realisiert, das mehr Strom erzeugt als es verbraucht. Mit der überschüssigen Energie werden die zum Haushalt gehörigen Elektrofahrzeuge versorgt. Ab März 2012 bewohnt eine Testfamilie das Gebäude, und ein Monitoring beginnt.
„Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität" in Berlin (Foto: BMVBS / Schwarz)
Das Effizienzhaus Plus verkörpert alle Faktoren, die für ein energieeffizientes Gebäude von zentraler Bedeutung sind:
- Optimierte städtebauliche Ausrichtung
- Größtmögliche Kompaktheit
- Maximierung der Energiegewinne und Minimierung der Wärmeverluste durch die Gebäudehülle
- Optimierung der Gebäudetechnik ohne Komfortverlust für den Nutzer
- Deckung des Energiebedarfs durch erneuerbare, lokal erzeugte Energien
Das in Holztafelbauweise errichtete Gebäude ist modular aufgebaut und kann bei Bedarf völlig anderen Anforderungen angepasst werden. Entlang der vollständig verglasten Ost- und Westfassade dienen Stahlstützen als zusätzliche Auflager für die Decken- und Dachkonstruktion. Südseitig sind die geschlossenen Fassaden mit hinterlüfteten Dünnschicht-Photovoltaik-Modulen, nordseitig mit optisch angeglichenen, jedoch nicht Strom erzeugenden Gläsern verkleidet. Die Gläser bestehen aus einer Dreifach-Isolierverglasung, deren Zwischenraum mit Argon gefüllt ist. Die Dachfläche ist nahezu vollflächig mit monokristallinen Photovoltaik-Modulen belegt. Für die Innenausstattung kamen ökologisch verträgliche Materialien und Produkte zum Einsatz, die möglichst rückstandsfrei recycelt werden können.
Die erforderliche Energie wird aus zwei Quellen gewonnen. Eine hocheffiziente Luft-Wasser-Wärmepumpe gewinnt die im Winter notwendige Heizenergie aus der Außenluft. Die Photovoltaikpaneele auf dem Dach und an der Südfassade erzeugen Strom. Der Energiebedarf des Effizienzhaus Plus beträgt voraussichtlich weniger als 10.000 kWh/a. Für den Energieertrag werden mehr als 16.000 kWh/a prognostiziert. Der Überschuss in Höhe von rund 6.000 kWh/a kann entweder für die Elektromobilität verwendet oder in der hauseigenen Batterie zwischengespeichert oder auch in das öffentliche Versorgungsnetz eingespeist werden. Im Rahmen eines Monitoringprogramms werden die Energieströme messtechnisch erfasst und energetisch bewertet. Übers Jahr aufsummiert soll der mit der Photovoltaikanlage erreichte Stromgewinn größer sein als der Gesamtstromverbrauch für Wohnen und Elektromobilität.
Der Entwurf für das Effizienzhaus Plus entstand im Rahmen eines vom BMVBS 2010 ausgelobten Wettbewerbs, aus dem die Universität Stuttgart mit dem Büro Werner Sobek als 1. Preisträger hervorgegangen war. Die Fraunhofer Gesellschaft übernimmt die wissenschaftliche Begleitung des Gesamtprojekts. Nach der Projektlaufzeit von 2-3 Jahren wird das gesamte Gebäude rückgebaut, und alle Materialien werden wieder in den Stoffkreislauf eingegliedert.
Weitere Informationen: www.bmvbs.de