Sehen – Denken – Bauen

Ein Versuch, die Ursachen für Fehlentwicklungen aufzuzeigen und Wege zu einer neuen Baukultur zu finden. „Architektur und Baukultur“ lautet der Titel einer Initiative des Bundesministeriums für Verkehr, Bauen und Wohnen, die in der Gründung der Stiftung Baukultur münden soll. Beide Begriffe sind in ihren Definitionen häufig umstritten. Architektur ist schon im ursprünglichen antiken Wortsinn ein umfassender und vielschichtiger Begriff. Von seinen zwei altgriechischen Wortwurzeln bezeichnet die eine (arch-) das Anfangen, Anführen und Unternehmen, die andere (tekton) das Erfinden, Hervorbringen, Verfestigen, Bilden und Bauen. Im Begriff Architektur vereinigt sich folglich eine ganze Summe schöpferischer Tätigkeiten die speziell in einem Objekt ihren Niederschlag finden müssen. In der Geschichte vor dem 19. Jahrhundert war das Planen und Bauen vor allem geprägt von vorangegangenen Erfahrungen sowohl in der Stadt- als auch in der Gebäudegestaltung. Die vorhandenen Materialien und technischen Möglichkeiten im Rahmen der Naturgesetze setzten die Grenzen, in denen sich die historischen „Baumeister“ zu bewegen hatten. Der evolutionäre Fortschritt des Bauens ging sowohl was den Verbrauch der Landschaft und der Verschmutzung als auch den Zugewinn an neuen Erkenntnissen betraf, nur leicht linear ansteigend aufwärts. Als Störung des Lebensumfeldes wurde die Entwicklung nicht empfunden. Seit der industriellen Revolution mit Beginn des 19. Jahrhunderts, die mit einem sprunghaften Anstieg von Produktion und Bevölkerung einherging, sind die Dimensionen gewaltig gewachsen. Neue Bautechniken, das rasche Fortschreiten der Mobilität und neuer Produktionsprozesse haben die Kurve der Entwicklung und des Bauvolumens exponential nach oben steigen lassen. Die Expansion der Städte und Industriereviere führte zur Überbauung und Zersiedelung ganzer Landschaften, insbesondere in den traditionellen Industrieländern, zu denen auch Deutschland gehört. Der früher noch als geradezu unermesslich angesehene Freiraum auf unserem Planeten ist inzwischen stark eingeengt und wir nehmen diesen Umstand bewusst als unangenehm wahr. Ansonsten hätte eine Partei wie die Grünen in Deutschland keine Chance gehabt. Unter diesen Aspekten mit schwindenden Ressourcen in allen Bereichen muss die Schaffung von Architektur durch Planen und Bauen eines der Mittel sein, um den mensch-lichen Lebensraum vom einzelnen Wohnhaus bis zu ganzen Regionen in der Wechselwirkung mit der uns umgebenden Natur und der klimatischen Verhältnisse zu ordnen, im notwendigen Rahmen einzugrenzen und zu gestalten. An der Erfüllung dieser Aufgabe müssen viele Gruppen von Fachleuten zusammen mit Architekten und Ingenieuren, Behörden und Industrie mitwirken.

Genderhinweis
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