Rhein-Mosel-Halle in Koblenz
(in: BAUKULTUR 5_2013, S. 18)
Die Festhalle der Stadt Koblenz wurde 1963 als Bau im Zeitgeist der 1960er Jahre durch den Kieler Architekten Wilhelm Neveling neu geplant. Sie diente weitgehend in dieser Form unverändert 47 Jahre lang als Konzert- und Veranstaltungshalle.
Seit ihrer Fertigstellung wird die Rhein-Mosel-Halle bevorzugt belegt: So ist es erfreulich, dass trotz Vollbelegung für ein Jahr im Voraus der DAI Tag 2013 hier stattfinden kann (Foto: Frey)
Zeit- und Kostenrahmen
Bereits 1996 hatte der Architekt Alexander von Canal den Auftrag erhalten, eine Machbarkeitsstudie zur Modernisierungs und Erweiterung der Halle zu erarbeiten. 2009 erhielt das Büro von Canal, architekten & ingenieure, aus Koblenz schließlich den Planungsauftrag mit dem Ziel, die neue Halle im Rahmen der BUGA 2011 fertig zu stellen. Dieser ambitionierte Zeitplan scheiterte an dem historisch harten Winter 2010/2011 und an einer Vielzahl erst im Rückbau erkannter Baumängel an der Substanz. So wurde die neue Rhein-Mosel-Halle 2012 nach 29 Monaten Bauzeit und knapp
30 Mio. Euro Baukosten der Bevölkerung übergeben.
Entwurfsidee
Das Ergebnis gleicht einem Neubau. Dennoch bedeutete es keine Einschränkung der Aufgabenstellung, statt einem Neubau einen Umbau mit Anbauten herzustellen. Die alte Rhein-Mosel-Halle war ein typischer Vertreter einer sehr demokratischen Architektur der Nachkriegszeit und in ihrer klaren Form ein dankbarer Baukörper, neue Elemente anzufügen. So stand schon in der ersten Machbarkeitsstudie die Idee einer vertikalen Erschließungshalle, die transparent alle Ebenen verbindet. Der im Süden angefügte Tagungsbaukörper ist dagegen gestaffelt, um dem benachbarten Wohngebiet in Höhe und Maßstäblichkeit Rechnung zu tragen. Die Auseinandersetzung mit dem Wohngebiet war eine Herausforderung im Sinne des Schallschutzes, die zu einer unterirdischen Lösung für LKW und Busse führte.
Die neue Rhein-Mosel-Halle wurde 2012 nach 29 Monaten Bauzeit der Bevölkerung übergeben (Foto: Frey)
Raumkonzept
Nach Umbau und Erweiterung stehen 16 Veranstaltungsräume mit Flächen von 35 m² bis zu 1.300 m² sowie eine Ausstellungsfläche von rund 1.600 m² zur Verfügung. Das flexible Raumkonzept erlaubt Veranstaltungen mit einer Bestuhlung für 10 bis 1.400 Personen. Der größte Veranstaltungssaal hat eine akustische Besonderheit: Die Rückkopplung der Saalinnenwände kann dem Klangcharakter angepasst werden. Rock- und Popkonzerte sind ebenso wie die Konzerte der Rheinischen Philharmonie in diesem Raum optimiert anzuhören. Auch alle anderen Räume sind mit modernster Veranstaltungs- und Klimatechnik ausgestattet. Jegliche Licht-, Kommunikations- und Bühnentechnik kann problemlos installiert werden. Außergewöhnlich sind dagegen die Glasfaser-Direktanbindung sowie das Energiekonzept der Halle, denn über 85 % des Energiebedarfs für Heizung, Klimatisierung und Lüftung werden nun durch regenerative Energiequellen abgedeckt.
Fassaden
Im UNESCO-Welterbe Mittelrhein gelegen waren allzu auffällige Oberflächen unerwünscht. Die Neubaukörper tragen daher eine tief dunkelblaue Edelstahlblech-Fassade, die in ihrer wellenförmigen Oberfläche dem Wasser ähnelt – unmittelbar am Rheinufer gelegen ein nachvollziehbares Konzept.
Veranstaltungen bedeuten Bewegung. Diesem Thema widmet sich die Fassade des Bestandsbaukörpers. Hier wurden vertikale Aluminiumlamellen der blauen Blechfassade vorgelagert. Die Elemente sind beliebig ausgerichtet. Bewegt sich der Besucher auf das Bauwerk zu, so verändert er fortlaufend seine Position zur Fassade, wodurch sich auch sein Blickwinkel fortlaufend zu den Lamellen verändert. Die Lamellen scheinen sich dabei zu bewegen, obwohl sie starr fixiert sind.
Herzstück des Neubaus ist das lichtdurchflutete neue Foyer. Es hat ein großes Glas-Oberlicht, und auch die Nordfassade besteht komplett aus Glas. Über langgestreckte Rampen erschließt sich der Besucher Geschoss um Geschoss.