Von der Vielfalt des Mörtels

Sanierung der Festung Ehrenbreitstein
(in: BAUKULTUR 5_2013, S. 22-23)

Die Bedeutung und vor allem die Vielfalt des Mörtels ist auch unter vielen Bauschaffenden nur in geringem Maße bekannt. Außerordentlich umfangreich war der Einsatz von Mörtel-Spezialitäten im Zuge der Sanierung der Festung Ehrenbreitstein anlässlich der BUGA 2011 in Koblenz.

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Festung Ehrenbreitstein: Oberer Schlosshof

Mammutprojekt Ehrenbreitstein
Im Rahmen der umfangreichen, konzentrierten Baumaßnahmen auf der Festung Ehrenbreistein kam dem Mörtel in seinen vielen Variationen besondere Bedeutung zu, galt es doch, bestehendes altes Gemäuer zu sanieren und restaurieren, Wege und Straßen zu erneuern und auszubauen, Einfriedungen und Stützbauwerke zu befestigen, und auch der eine oder andere Neubau war konstruktiv und optisch auf den richtigen Mörtel angewiesen. Die Vielfalt des Mörtels, die über die traditionelle „Speis“ bei weitem hinausgeht, ergibt sich aus diesen zahlreichen Einsatzstellen und auch da wiederum in einer Reihe von speziellen Anwendungen.
Das Spektrum der eingesetzten Mörtel-Varianten war bei der Sanierung der Festung Ehrenbreitstein besonders vielfältig. Dieses Mammutprojekt, das durch das Land Rheinland-Pfalz mit einem Gesamtaufwand von ca. 40 Mio. Euro durchgeführt wurde, war, wenn auch mit deren Hauptattraktion, keine Baumaßnahme der Bundesgartenschau, wurde jedoch, durch deren Terminierung bestimmt, umfassend und massiv vorangetrieben. Hier fanden sich Unmengen an Mauerwerksbauten, deren konstruktive Restaurierung, Abdichtung und Gestaltung durchzuführen waren, um ihre ursprüngliche, imposante Attraktivität zu zeigen. Dies galt gleichermaßen für Bereiche, die schon vorher der Öffentlichkeit zugänglich waren wie für Abschnitte der Festung, deren Charme und kulturhistorische Anschaulichkeit ein viel umfassenderes Bild  dessen bieten, was sich in der „aktiven“ Zeit der Anlage hier abspielte.

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Festung Ehrenbreitstein: Kasemattenbau „Lange Linie“

Korrekte Substanzerhaltung
Dabei wurde konsequent die denkmalpflegerisch korrekte Substanzerhaltung berücksichtigt, zumal überwiegend nicht die Erneuerung, sondern die Reparatur und Ergänzung der Bauteile das Zusammenspiel von ursprünglichen Baustoffen mit  neuen Ersatzkomponenten einer dauerhaften Symbiose bedürfen, um vor den äußeren Einflüssen von Witterung und belasteter Luft zu bestehen. Die historische Vorgabe und damit Pflicht lautete bei allen Anwendungen, auf den Einsatz von Zement, sofern möglich, zu verzichten. Eine natürliche Bindemittel-Basis, natürlich-hydraulischer Kalk (NHL) wurde eingesetzt.
Putzmörtel mit historisch korrekten Einfärbungen, Kornaufbau und Bestandteilen waren dabei für die Fassadengestaltungen ebenso zu komponieren wie abdichtende Mörtelschichten, mit denen Dachflächen, Mauerkronen, Zinnen und ähnliches, die mit fließenden und stehenden Wässern belastet werden, vor deren Einflüssen zu schützen. Die darunter liegenden, zum Teil maroden oder gar schon verfallenen Grundaufbauten wurden zuvor mit zum Bestand kompatiblen Materialien in großem Umfang neu aufgebaut. Stützende und verfestigende Mörtelkompositionen waren erforderlich, um die abdeckenden Schieferplattenverbände nachhaltig zu stabilisieren und zu sichern.

Herausforderung Fugen
Die Verfugung der umfangreichen Mauerwerksflächen aus Bruchstein und Ziegeln war eine große Herausforderung. Allein der Flächenumfang machte es unumgänglich, diese Arbeiten in einer modernen, maschinellen Art und Weise durchzuführen. Es wurde das im historischen Bereich seltener verwendete Trockenspritzverfahren eingesetzt. Bei dieser Verfugung wird der für das Verfahren abgestimmte Mörtel in erdfeuchter Konsistenz mit hohem Druck in die Fuge eingebracht, sodass diese dauerhaft und witterungsbeständig geschlossen ist. Trotz des modernen Verfahrens wurden die ursprünglichen, technischen Eigenschaften des Bestandsmörtels erzielt. Eine manuelle Bearbeitung wäre aus Zeit- und Kostengründen nicht realisierbar gewesen. Angefangen bei den vorhergehenden Reinigungsmaßnahmen, bei denen u. a. ein Reinigungsgranulat aus verkleinerten Nussschalen eingesetzt wurde, mussten vorhandene Verarbeitungstechniken objektbezogen angepasst werden. Die Vielschichtigkeit der Mörtelvarianten und -anwendungen wird nochmals unterstrichen durch die Vielzahl der Schichten, die zusammen die Summe aller Anforderungen erfüllen helfen und dabei untereinander und in Verbindung mit der historischen Bausubstanz bestehen müssen.
Das umfangreiche Know-how, das diesen Anforderungen erst gerecht wird, basiert wesentlich auf den Ressourcen, die in der Region rund um das Mittelrheintal natürlich geboten werden. Auf dieser Basis konnte ein regional verankertes Unternehmen, die tubag Trass Vertrieb GmbH & Co. KG aus Kruft, die passenden Antworten auf die Fülle von Anforderungen geben.

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