AIV KölnBonn: Studienreise nach Turin

(in: BAUKULTUR 1_2015, S. 18)

Die diesjährige Studienreise des AIV KölnBonn führte Anfang Oktober mit 35 Teilnehmern nach Turin. Die drittgrößte Stadt Italiens ist heute mit knapp 1 Mio. Einwohnern die Hauptstadt der Region Piemont, bis 1865 war sie sogar die Hauptstadt des Königreichs Italien. Turins wechselvolle Geschichte spiegelt sich in grandioser Architektur, und von reichem Kulturleben zeugen zahlreiche hochkarätige Museen.

AIV KoelnBonn Teilnehmer
Reiseteilnehmer des AIV KölnBonn auf dem Dach des Lingotto-Komplexes

Die Stadt hat mit einigen Besonderheiten aufzuwarten: Im Jahre 1839 hatte Turin 120.000 Einwohner, aber schon 98 Kaffeehäuser. In einem dieser schönen alten Cafés, dem „Baratti & Milano", fand der inhaltliche Auftakt der Studienreise statt. Der vor Ort ansässige Architekt Jaeger erläuterte in einem Vortrag die Struktur und Stadtentwicklung Turins. Es folgte eine Führung durch die Altstadt. Eine weitere Besonderheit Turins sind die Arkadengänge, die sich in einer Länge von 18 km durch die Stadt ziehen. Ansonsten wird das „centro storico" vor allem durch schöne Plätze, Barockpaläste und Alleen geprägt, wo man noch immer den vornehmen Geist der Savoyer verspürt.

AIV KoelnBonn Mole di Alessandro Antonelli
Blick auf Turin mit der Syn­agoge, der so­g. Mole An­to­nel­liana

Am nächsten Tag stand die moderne Architektur Turins im Mittelpunkt. Ziel war zunächst „Santo Volto", ein Kirchenkomplex des Schweizer Architekten Mario Botta aus dem Jahr 2006. Inmitten der ehemaligen Fiat-Stahlwerke im Nordwesten Turins zeigt sich der Sakralbau aus rotem Veroneser Naturstein höchst beeindruckend. Aus einem sternförmigen Grundriss erheben sich die 35 m hohen Türme, die an ein Zelt erinnern. Im Inneren besticht die Kirche durch ihre schlichte Gestalt. Die mit Holzpaneelen aus Ahorn verkleideten Wände und Decken verleihen dem Raum einen warmen, spirituellen Glanz.

AIV KoelnBonn Campus
Campus Einaudi von Norman Foster

Die Handschrift von Sir Norman Foster findet sich im Campus Einaudi. Der Campus umfasst die juristischen und politikwissenschaftlichen Fakultäten der Universität Turin für 5.000 Studenten, errichtet auf dem Gelände eines früheren Gaswerks im Stadtteil Borgo Rossini. Mit diesem Hochschulbau, den Foster als „Kraftwerk der Bildung" bezeichnet, soll das Industriegebiet wieder näher an die Stadt herangeführt werden. Eine textile Membran als Dachbespannung wird zum identitätsstiftenden, einigenden Symbol des Komplexes.

Das „Eataly Gourmetzentrum" im Lingottoviertel zeigt, dass „Slow Food" in Italien immer mehr an Bedeutung gewinnt. Von dort war es nicht weit zum Lingotto-Komplex, dem ehemaligen Fabrikgelände von Fiat, das Ende der 1980er Jahre von Renzo Piano umgebaut und einer neuen Funktion zugeführt wurde. Auf 300.000 m² befinden sich heute die Pinakothek Agnelli, Büros, Geschäfte, zwei Hotels, ein Kongresszentrum und 11 Kinosäle. Besucher der Pinakothek dürfen die alte Fiat-Teststrecke auf dem Dach des Komplexes besuchen.

Wiederum ganz andere Eindrücke brachte ein Ausflug ins Piemont. Vom wunderschönen Schloss Pollenzo, Sitz der Slow Food-Universität, ging es in den Marchesi di Barolo-Weinkeller in Barolo. Abschluss des Tages bildete ein Spaziergang durch Alba.

Der letzte Tag führte ins Susatal. Besichtigt wurde das ehemalige Benediktinerkloster Sacra di San Michele – eines der bedeutendsten romanischen Bauwerke Norditaliens und das italienische Gegenstück zum Mont-Saint-Michel in der Bretagne. Es folgte ein Abstecher zum barocken Jagdschloss „Palazzina di Stupinigi", ein Meisterwerk des Architekten Filippo Juvarra im Stil des späten Barock. Von dort ging es zum „Castello di Rivoli", das sich auf den Ruinen einer mittelalterlichen Burg erhebt und heute eines der größten Museen für zeitgenössische Kunst, das „Museo d'Arte Contemporanea Rivoli", beherbergt.

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