Hopfen und Malz gefunden

Brauerei in Kirchheim unter Teck
(in: BAUKULTUR 1_2023, S. 16-17)

Sehen, hören, riechen und schmecken: In der von mehr* architekten geplanten Brauereihalle wird das Bier nicht nur hergestellt. Der Brauvorgang kann auch besichtigt werden und das fertige Produkt am Ende gekauft. Als Tragwerksplaner war die BB-Baustatik GmbH beteiligt.

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In Kirchheim unter Teck sind Hopfen und Malz nicht verloren. Stattdessen hat das Start-up Braurevolution hier eine eigene Brauerei gegründet, in der es vorhandene Bierstile neu interpretiert, geschmackliche Vielfalt kreiert, hinter Glas produziert, Brauseminare initiiert, die eigenen Produkte verkauft und im eigenen Biergarten auch noch serviert. Nachdem die Unternehmensgründer ihr Bier anfänglich in einer ehemaligen Schlecker-Filiale in Notzingen gebraut hatten, zogen sie nach einigen Jahren in die eigene Brauerei um.

Industrielle Architektursprache
Die Brauereihalle mit Ausschank und Lagerverkauf steht an der Längsseite eines Grundstücks, auf dem sich bereits mehrere Nutz- und Wohngebäude befanden. Der längliche Baukörper schließt den bestehenden Hof nach Norden hin ab und lässt zur Straße hin Platz für einen kleinen Biergarten frei. Der Kontext des umliegenden Gewerbemischgebietes gab für den Neubau eine industrielle Architektursprache vor. Diesen bildeten die Architekten als einfachen Kubus mit Satteldach aus, auf dem ein aufgesetztes Lichtband Akzente setzt. An den Giebelwänden bildet die Konstruktion eine ikonische Dachform aus, die eine Überhöhung und das Material Sichtbeton in deutlich ablesbare Vorder- und Rückseiten verwandeln. Die Eingangsseite markieren zwei auf einen Kreis und ein Rechteck reduzierte Öffnungen. Die Längsseiten sind als Stahlbau konzipiert, der mit einer Profilitverglasung verkleidet wurde.

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Innenleben
Das Innere der Brauereihalle stellt eine Art Schaulager dar. Man sieht, hört, riecht und schmeckt die Produktion der Biersorten, die Lagerung von Malz und Hopfen, den Akt des Brauens in den Kesseln bis zur Verkostung am Ort des Geschehens. Der Eingangsbereich bietet Raum für die Verkostung und den Verkauf und kann zudem für Brauseminare und Festivitäten genutzt werden. Im Hauptraum steht eine offene Theke, an der die Besucher zwischen Braukessel und Lagertanks Platz nehmen können. In einem in den Raum eingestellten Baukörper sind das Kühllager und die Nebenräume untergebracht. Bei einer möglichen Umnutzung kann dieser mit geringem Aufwand zurückgebaut werden.

Beton, Stahl und Glas
Die verwendeten Materialien spiegeln den pragmatischen Kontext der Umgebung wider. Aus Gründen des Erdbebenschutzes wurden die Bodenplatte und die Giebelwände aus Beton gefertigt, zwischen diese wurde der hell gestrichene Stahlbau eingestellt. Damit die Eingangstür und das Rundfenster ihre Wirkung in der Giebelfläche entfalten können, wurden sie in Ortbeton ausgeführt, um eine möglichst homogene Fläche zu erzielen. Lediglich die Einteilung der Schaltafeln und der Verzicht auf ablesbare horizontale Betonierfugen wurden hier vorgegeben. Im Innenraum ergänzen Holzwolle-Leichtbauplatten die Materialcollage an den Giebelwänden und optimieren dabei die Akustik des Raums. So bewegt sich das Projekt bewusst im Spannungsfeld zwischen Gestaltung und rudimentärer Einfachheit.

Genderhinweis
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