Ort der Kulturen und Religionen der Welt

Münsterländer AIV: Ausstellung vom 22.2.-6.4.2010 in Münster
in: BAUKULTUR 2_2010 (S. 12-13)

Kulturelle Konflikte werden im politischen Alltag zunehmend thematisiert, insbesondere Konflikte um den Übergang von traditionellen zu modernen Gesellschaften, das Verhältnis von Staat und Religion, Bruchlinien zwischen westlichen und nicht-westlichen Weltanschauungen sowie zwischen widerstreitenden Religionen und Heilslehren. Hier spielen kultur-, werte- und identitätsbezogene Faktoren eine Rolle. Auch die Globalisierung erzeugt neben neuen Wirtschaftsdynamiken die Pluralisierung von Normen und Werten. Es sind Lösungsansätze vonnöten, damit sich die These vom Kampf der Kulturen nicht als selbst erfüllende Prophezeiung bewahrheitet.

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Vor diesem Hintergrund veranstaltet die Akademie für Baukultur in Münster die Ausstellung „ORT der Kulturen und Religionen der Welt“. Kurator ist Prof. Dr. Z. Peter Pininski. Im Zuge der Vorbereitungen wurden studentische Wettbewerbe ausgelobt, deren Ergebnisse in der Ausstellung gezeigt werden. Textbeiträge von Dr. Berthold Tillmann (Münster), Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, MdEP, Straßburg, Dr. habil. Reza Hajatpour (Iran und Bamberg), Prof. Martin Korda (Münster), Prof. Dr. Jürgen Fissler (Berlin) ergänzen die Präsentationen. Parallel finden verschiedene Vorträge und Podiumsdiskussionen statt, u.a. organisiert vom Excellence Cluster der Universität Münster. Interkulturelle Gedichte, Kompositionen und Ballettstücke, die eigens für die Ausstellung verfasst worden sind, kommen zur Vernissage und Finissage zur Aufführung.

ORT der Kulturen und Religionen der Welt
Der ORT besteht aus einer runden Platzanlage mit einem Durchmesser von ca. 65 m. Sein Zentrum ist von Kreisen verschiedener symbolischer Aussagen umgeben. Warum wurde die Form des Kreises gewählt? Er ist eine elementare Urform mit gleichberechtigter Universalität eines jeden Teiles, eines jeden Abschnittes. In der Kult- und Kulturgeschichte der Menschheit wird der Form des Kreises, der auch für die Sonne steht, eine besondere Bedeutung beigemessen.

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Kreis des Menschen
Im Zentrum des ORTES befindet sich die Zone des Menschen. Sein Kreis ist mit hellem Naturstein gepflastert und fällt zur Mitte hin leicht ab. Dort brechen die Steinplatten auf, und aus dem Inneren entspringt das „ewige Feuer“.

Kreis der Kulturen und Religionen
Gesäumt wird der innerste Kreis von einer 3,30 m hohen, rhythmisch durchbrochenen Ummauerung. In den offenen Abschnitten werden sakrale Symbole oder Kultur-Artefakte aufgestellt. Es ist der Kreis der Kulturen und Religionen. Überdacht wird er von einer quasi schwebenden, filigranen Glas-Stahl-Konstruktion - einer Aureole gleich.

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Kreis der Erde
Ein geschlossener Erdwall bildet den Kreis der Erde. Außer der symbolischen Aussage als „Apotheose der Erde“ begrenzt der Wall optisch den wahrnehmbaren Raum.

Kreis des Baumes
Unmittelbar an den Erdwall schließt sich der Kreis des Baumes an. Er besteht aus einer Reihe dicht gepflanzter Säulenpappeln. Außer seiner symbolischen Aussage als „Apotheose der Natur“ ergänzt er den Erdwall in seiner abschirmenden und raumbildenden Funktion.

Kreis des Wassers
Die äußerste Zone ist der Kreis des Wassers. Auch hier wird symbolisch eine Hommage an das lebensspendende Element Wasser entrichtet. Der Wassergraben verhindert, dass man den ORT an beliebiger Stelle betreten kann. So ist der Zugang des ORTES nur an einer einzigen Stelle möglich. Der Kreis des Wassers wird auch hier nicht unterbrochen, sondern kann nur über aus dem Wasser heraus ragende Steinquader passiert werden. Die dadurch bedingte Konzentration des Besuchers ist eine Form der Vorbereitung auf das Erleben des ORTES. Ebenso wird der Kreis der Erde nicht unterbrochen. Der Besucher muss sich der Anstrengung unterwerfen, den Erdwall auf überdimensionierten Stufen hinauf und hinab zu steigen. Die Funktion des ORTES verdichtet sich in diesem Bereich, wo die kulturellen und sakralen Symbole aufgestellt sind. Deshalb ist dieser Kreis mit einer Überdachung geschützt und betont.

Veranstaltungsort: Bürgerhalle im Landeshaus des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, 48147 Münster, Freiherr-vom-Stein-Platz 1

Weitere Informationen: www.arch-pininski.de und  www.baukultur-akademie.de

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