DAI Literaturpreis 2013

Gerhard Matzig – eine biografische Annäherung
(in: BAUKULTUR 5_2013, S. 11)

Geboren in Deggendorf zog Gerhard Matzig schon bald nach München. Unter anderem studierte er dort Architektur und Politik, Rechtswissenschaften und Medizin. Gerne lebte er in der Nähe der Kneipen, Kinos und Partys, das verbindet er mit dem Leben in der Stadt. Er sagt: „Vielleicht war das mein gedachter Jungbrunnen.“ Heute lebt Gerhard Matzig mit seiner Frau und seinen drei Kindern „kompakt, urban und grün“ am Stadtrand von München. Das konnte er sich nie vorstellen, doch seine Frau wollte einen Garten, und er gab schließlich nach.

Gerhard Matzig
Gerhard Matzig erhält den DAI Literaturpreis 2013 (Foto: Peter von Felbert)

Seit 1997 ist Gerhard Matzig Redakteur beim Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, seit Mai 2013 ist er leitender Redakteur dort. Er gilt als bekannter Architekturkritiker, schreibt eloquent, locker und humorvoll. Über seinen Fachbereich hinaus bringt er Architektur und Technik zusammen mit der Soziologie der Stadt und zeigt dabei ein großartiges Gefühl für den Geist der Zeit. Gebäude werden für ihn erst interessant, wenn sie etwas über die Gesellschaft zu erzählen haben. Er versteht sich als Paartherapeut, der vermittelt, wenn die Rezeption von Architektur in der Öffentlichkeit wieder einmal anders ist als die innerhalb der Architektenschaft. Seine Veröffentlichungen haben ihm unter einigen anderen bereits zweimal den Kritikerpreis der Bundesarchitektenkammer eingebracht.
Der Autor beschränkt sich nicht auf das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, auch mehrere Bücher von ihm sind erschienen. In seinem neuesten Werk „Einfach nur dagegen. Wie wir unseren Kindern die Zukunft verbauen“ drückt er seinen Unmut über den Wutbürger, der nicht an Fortschritt interessiert ist, aus. Das amüsante Werk „Meine Frau will einen Garten“ handelt von anderen Belangen. Auf seine erfrischende Art erzählt er darin von seinen Erfahrungen, aus der Altbauwohnung in der Stadtmitte in ein Haus mit Garten an den Stadtrand zu ziehen. Ein Haus, das mit 4,80 m Außenmaß ungewöhnlich schmal ist, schwarz ist und kein Wohnzimmer hat, weil die Familie das nicht brauche.
In einem Interview reflektiert er im Nachhinein, dass wohl genau da die Zukunft der Architekten liegt: Durch die Verdichtung in den Städten entstehen immer mehr „problematische“ Grundstücke, und besondere Wünsche der Bauherrn, wie z. B. energetisches Bauen, rücken zunehmend in den Fokus. Oft ist die Vorstellung vom Eigenheim zwar sehr explizit, doch für die Umsetzung der Extrawünsche ist der Architekt zuständig. Der Weg zueinander ist häufig von großen Missverständnissen geprägt, denn meist kollidieren die Wünsche der Architekten nach kühlen, klaren Formen mit denen der Bauherrn nach warmer Heimeligkeit. Gut, dass es da den Paartherapeuten gibt.

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