Die Energieeinsparverordnung EnEV fordert auch für den Gebäudebestand Maßnahmen zur Verbesserung des energetischen Standards der Gebäudehülle. Gerade in der Dämmung von Bestandsbauten steckt ein enormes Einsparpotenzial, das zur Erreichung der Klimaschutzziele genutzt werden muss.
Bei der Sanierung denkmalgeschützter oder aufwändig gestalteter Fassaden ist die Innendämmung oft die einzige Möglichkeit, den Wärmeschutz wirksam zu verbessern. Innendämmung ist jedoch eine bautechnisch anspruchsvolle Aufgabe, denn bei unsachgemäßer Ausführung kann sie zu massiven Schäden an der Bausubstanz führen. Eine detaillierte fachliche Planung ist daher unumgänglich. Das EcoCommercial Building Programm unterstützt Bauherren und Planer bei der energetischen Sanierung im Bestand sowie beim Neubau energieoptimierter und nachhaltiger Gebäude. Es bietet mit seinem Partnernetzwerk aus Material- und Planungsexperten ein umfassendes Angebot an innovativen Produktlösungen und Planungsleistungen.
Dämmung minimiert Wärmeverluste
Meist bilden die Außenwände den größten Flächenanteil der Gebäudehülle. Bei der energetischen Betrachtung eines Gebäudes kommt ihrer Dämmung daher eine besondere Rolle zu. Gerade ältere Bauwerke weisen häufig einen schlechten bis mangelhaften Wärmeschutz auf. Ein ungedämmtes Haus verliert über Fassade, Dach und Keller etwa 70 % der Heizenergie, über alte Fenster weitere 15 %. Außenwandbedingte Wärmeverluste lassen sich mit einer angemessenen Dämmung um etwa 50 % reduzieren.
Wo eine Außendämmung nicht möglich ist, kann eine Innendämmung einen effektiven Beitrag zur energetischen Optimierung leisten. Sie kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn die Fassade wegen des Denkmalschutzes oder aus ästhetischen Gründen erhalten bleiben soll oder Grundstücksgrenzen eingehalten werden müssen. Auch bei Gebäuden, die nur unregelmäßig genutzt werden, wie Kirchen oder Sporthallen, ist eine Innendämmung sinnvoll – Räume lassen sich so in der kalten Jahreszeit schnell aufheizen.
Innendämmung – eine bautechnisch anspruchsvolle Aufgabe
Bei der Planung einer Innendämmung ist äußerste Präzision gefragt. Dabei gilt dem Feuchtigkeitsschutz besondere Aufmerksamkeit. Da die Dämmung auf der Innenseite angebracht ist, hält sie Wärme vom Außenmauerwerk ab. Dadurch wird die Außenwand bei niedrigen Außentemperaturen erheblich kälter. Wenn warme, feuchte Wohnraumluft zwischen Dämmung und kalte Außenwand gelangt, kann diese Luft dort kondensieren und sich Tauwasser bilden. Um Feuchteschäden zu vermeiden, muss die Dämmung daher in der Regel durch eine Dampfsperre auf der Innenseite ergänzt werden. Alternativ werden auch diffusionsoffene oder kapillaraktive Dämmsysteme genutzt, die Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. In jedem Fall ist eine sorgfältige Ausführung der Dichtungsebene wichtig, denn undichte Stellen lassen feuchtwarme Raumluft in die Dämmung eindringen, was zu Pilzbefall und Schäden an der Bausubstanz führen kann.
Um diese Risiken zu vermeiden und hohen Ansprüchen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen, ist bereits bei der Planung die Wahl geeigneter Dämmmethoden und -materialien entscheidend. Das EcoCommercial Building Programm bietet Architekten, Projektentwicklern sowie öffentlichen und gewerblichen Entscheidungsträgern umfassende Unterstützung bei der Sanierung von Bestandsbauten sowie beim Neubau energieoptimierter Gebäude. Mit weltweit inzwischen rund 90 Partnern entwickelt das Netzwerk nachhaltige Gebäudelösungen mit integrierten Energie- und Materialkonzepten. Die Experten kennen die zukunftsfähigen Baulösungen und können so die Energieeffizienz und Klimaverträglichkeit von Immobilien verbessern und Betriebskosten deutlich reduzieren. Altimmobilien begutachtet das ECB-Netzwerk mit einem umfassenden Gebäudecheck. Bei Neubauten spielt die Simulation der Bauschritte bis zur energetischen Leistungsfähigkeit des Gebäudes eine zentrale Rolle.
Dämmsystem mit Polyurethan-Hartschaum
Die Wahl eines bestimmten Dämmsystems hängt ab von Faktoren wie der verfügbaren Raumfläche, der Beschaffenheit der Wandoberfläche sowie der künftigen Nutzung der Räume. Die Verwendung von Polyurethan(PU)-Hartschaum ist eine effiziente Methode zur Optimierung des Wärmeschutzes. Die konkreten Ausführungen der Dämmsysteme sind dabei vielfältig. In den vergangenen Jahren wurden – zusammen mit ECB Netzwerkmitgliedern – innovative Innendämmsysteme auf Hybridtechnologie entwickelt. Bei diesen besteht der Dämmkern aus baubiologisch positivem PU-Hartschaum, der höchste Dämmwerte bei minimalen Aufbauhöhen erzielt. Es geht daher kaum Wohnfläche verloren. PU zeichnet sich darüber hinaus durch geringes Gewicht, hohe Druckfestigkeit und Steifigkeit aus. Der Verarbeiter kann sich auf gleichbleibende Maßhaltigkeit verlassen – der Dämmkern ist resistent gegen Schimmel, nimmt nur sehr wenig Feuchtigkeit auf und gewährleistet eine maximale Raumausnutzung.
Die Xtra Klimaplatte von Calsitherm ist eine Kombination der diffusionsoffenen und feuchteregulierenden Calciumsilikat-Klimaplatte mit einem Hochleistungsdämmstoff wie Polyurethan-Hartschaum als Kern (Foto: Calsitherm)
Für die Innendämmung mit Polyurethan-Dämmkern bieten sich unterschiedliche Produkte und Lösungen an:
- Das von Remmers entwickelte IQ-Therm Innenwanddämmsystem (WLZ 031) verbindet effiziente Wärmedämmung mit „atmungsaktiver“ Kapillarität. Hoch dämmende Polyurethanschaumplatten sind mit regelmäßigen, senkrecht zur Oberfläche stehenden Lochungen versehen. Diese Lochungen sind werksseitig mit einem speziellen, hoch kapillaraktiven mineralischen Material verfüllt. Sie arbeiten wie Kanäle, die Feuchtigkeit zwischenspeichern und wieder abgeben können. Die Platten werden mit einem mineralischen Klebemörtel auf die Innenwandoberfläche angebracht und abschließend mit einem porosierten mineralischen Leichtmörtel überputzt, der die Sorptions- und Installationsschicht darstellt.
- Ein Hybrid-Dämmstoff ist auch die Xtra Klimaplatte von Calsitherm: Eine Kombination der diffusionsoffenen und feuchteregulierenden Calciumsilikat-Klimaplatte mit einem Hochleistungsdämmstoff wie Polyurethan-Hartschaum als Kern. Die Xtra Klimaplatte nutzt die Eigenschaften beider Baustoffe: Calciumsilikat nimmt durch die kapillare Leitfähigkeit Raumfeuchtigkeit auf und gibt sie über Verdunstung schnell wieder ab, PU verbessert gleichzeitig die Wärmedämmwerte (WLZ 035).
- Ein raumseitig oberflächen-kaschiertes Hybridsystem ist das Verbundelement Linitherm PAL SIL von Linzmeier. Es besteht aus einem beidseitig alukaschierten PU-Dämmkern und einer 6 mm dicken Silikatplatte. Die Silikatplatte stellt dabei den putz-, streich- und tapezierfähigen Raumabschluss dar und dient als Feuchtepuffer. Die Kantenverbindung ist durch eine lose, raumseitig alukaschierte Holzfeder gelöst, die gleichzeitig zur mechanischen Befestigung des Systems dient. Bei fachgerechter Verlegung entsteht eine homogene Dämmschicht ohne Wärmebrücken (WLS 024).
- Zu den raumseitig oberflächen-kaschierten Hybridsystemen zählt auch die Ausbaudämmplatte EUROTHANE GK von Recticel. Das Verbundelement besteht aus einem PUR/PIR-Dämmkern mit einer 9,5 mm dicken Gipskartonplatte und ist beidseitig mit diffusionsdichter Alu-Folie versehen, so dass keine separate Dampfsperre erforderlich ist. Auch hier sorgt der Dämmkern für höchste Wärmedämmung bei geringsten Dämmdicken. Dabei nimmt der PUR/PIR-Dämmkern so gut wie kein Wasser auf und behält konstant seine Dämmfunktion (WLS 024). Die Dämmplatten werden mit geeignetem Spezialklebstoff auf ebenen Untergründen befestigt.
Zu den raumseitig oberflächen-kaschierten Hybridsystemen zählt auch die Ausbaudämmplatte EUROTHANE GK von Recticel (Foto: Recticel)
Dämmstark mit wenig Raumverlust
Da das Dämmmaterial bei der Innendämmung raumseitig angebracht wird, reduziert sich das nutzbare Raumvolumen. Der Raumverlust bei der Dämmung mit PU-Hartschaum fällt jedoch geringer aus als bei konventionellen Dämmstoffen wie Styropor oder Mineralwolle. Mit PU lassen sich auch bei dünnen Aufbauhöhen hohe Dämmwerte erzielen. Ein Vergleich macht dies deutlich: Während die PU-Hartschaumplatte mit einer WLS von 024 für einen Wärmedurchlasswiderstand R = 2,5 (m²K)/W nur 60 mm dick sein muss, ist bei einer reinen Calciumsilikatplatte (WLS 090) eine Dicke von 220 mm, bei einer Holzfaserplatte (WLS 040) eine Dicke von 100 mm und bei einer Mineralfaserplatte (WLS 035) eine Dicke von ca. 80 mm erforderlich. PU zeichnet sich zudem durch ein geringes Gewicht, hohe Druckfestigkeit und Steifigkeit aus und ist darüber hinaus resistent gegen Schimmel.
Expertennetzwerk unterstützt bei Beratung
Um die geeigneten Materiallösungen für ein jeweiliges Projekt zu finden, bietet das von Bayer MaterialScience initiierte EcoCommercial Building Programm umfassende Beratungsleistungen: Mittels Computersimulationen kann das ECB-Programm beispielsweise bereits im Vorfeld konkrete Aussagen über den künftigen Energieverbrauch sowie über Betriebskosten treffen. Machbarkeitsstudien, die architektonische Konzeption, Planung und Ausführung bis zum Betrieb der Wohngebäude gehören ebenfalls ins Portfolio und werden vom ECB-Netzwerk kompetent begleitet.
Weitere Informationen: www.ecocommercialbuilding.de