Fließende Haushaltskonstellationen und neue Arbeitskonzepte, losgelöst von Zeit und Ort mit zunehmender Überlagerung von privaten und beruflichen Aktivitäten, treffen vielerorts auf den urbanen Kontext hoher Dichte. Für das urbane Gefüge der Zukunft sind neue Wohntypologien gefragt. Shared Living ist in diesem Kontext ein aktueller Ansatz. Jetzt brachte das Schindler ANCB Student Applied Innovations Lab ganz neue Ideen hervor, die noch weiter gehen.
Auch wenn der Wunsch nach Wohneigentum in weiten Teilen der Bevölkerung immer noch ungebrochen groß ist, Konzepte für das Wohnen in der Zukunft weisen in eine andere Richtung. Shared Living, Co-Sharing, Co-Living, Collective Spaces oder hybride Mietkonzepte kennzeichnen allesamt ein neues Denken, welches sich an der tatsächlichen Nutzungsdauer von Räumen orientiert. Wie intelligent und kreativ neue Wohnformen gedacht werden können, zeigt der Gewinnerentwurf des Schindler/ANCB-Studierendenwettbewerbs. Mit seinen Interchangeable Shared Units für On-Demand-Lebensräume überzeugte der Architekturstudent Zhengyang Ke die Jury. „Kes Arbeit schafft eine gelungene Verbindung zwischen zukünftigem flexiblem Wohnen und Arbeiten, innenliegender Mobilität sowie dem Einsatz moderner digitaler Technologien“, erläutert Christian Schulz, Mitglied des Excecutive Commitees der Schindler Group.
Smart PHome
Der Entwurf Smart PHome von Zhengyang Ke entstand im Rahmen des Seminars „Domestic Automatons“ von Professor Tobias Nolte, Fakultät für Architektur und Landschaft an der Leibniz Universität Hannover. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist die Frage, wie Wohngrundrisse aussehen könnten, die nicht statisch und funktionsgebunden sind. Räumliche Transformation und temporäre Zugangsmöglichkeiten sind Aspekte, mit denen sich Ke der Aufgabe nähert. Dazu formt er die Idee aus wenigen permanenten Räumen, die mit temporären mobilen Räumen bedarfsorientiert verknüpft werden. Diese temporären mobilen Räume kreiert Ke über leicht aufzustellende aufblasbare Module. Zum Einsatz kommen diese auf flexibel nutzbaren Flächen, die an die permanenten Räume angrenzen. Dabei ordnet er mehreren permanenten Einheiten gemeinsame temporäre Räume zu, sodass bedarfsorientiert mehr oder weniger Flächen in Anspruch genommen werden können.
Digital gestützte Transformation von Flächen
Auf Basis der erwarteten Frequenz und Nutzungsdauer legt Ke in seinem Entwurf Räume für Schlaf, Toilettennutzung sowie Lagerung permanent an. Temporär orientiert sind Module mit Nebenformen zum Beispiel für Arbeit bzw. Lernen, Fitness, Kochen, Duschen oder Gästebeherbergung. Für diese Module favorisiert er die Vorteile von aufblasbaren Konstruktionen: Seine Kreation knüpft an die Idee der sogenannten Inflatables aus den 1960er Jahren an, die eine enorm schnelle Neudefinition der temporär genutzten Flächen ermöglichen. Und: Das geringe Transportvolumen der Inflatables greift Ke geschickt für den Ansatz einer innenliegenden Mobilitätslösung mit automatisierten Robotern auf. Um für die Bewohner den gewohnten Fluss der unterbrechungsfreien Raumnutzung auch mit seinen Interchangeable Shared Units sicherzustellen, plant Ke die Koordination der Roboter über ein Access Management System. Sein Ansatz greift hier das Schindler Port-System auf, welches schon heute den Personentransport in großen Gebäuden mit mehreren Fahrstuhleinheiten optimiert. Schulz: „Faszinierend fanden wir, wie Ke mit seinem Entwurf die Aufgabenstellung unseres Wettbewerbs "Access the future: Connecting us to new habitats" in allen Facetten umsetzte und überdies deutlich über bisherige Shared-Living-Konzepte hinausdachte. Dies ist ein innovativer Entwurf, der uns in der Architektur sicher nachhaltig inspirieren wird.“
Der Wettbewerb
Das Schindler ANCB Student Applied Innovations Lab wurde von ANCB gemeinsam mit der Schindler Group ins Leben gerufen. ANCB The Aedes Metropolitan Laboratory ist Netzwerk, Plattform und Vermittler zwischen Industrie, Academia und Experten. Das Wettbewerbs-Format „Student Applied Innovation Lab“ wurde erstmals durchgeführt. Kern des Formats ist eine Fragestellung für die Zukunft, der ein konkretes Detail aus dem Umfeld des Partnerunternehmens zu Grunde liegt. In diesem Fall war dies die Frage nach „Access“. Eingebunden wurde der Wettbewerb in die Seminare verschiedener Hochschulen.
Weitere Informationen: www.schindler.de