Museum Goldkammer in Frankfurt
(in: BAUKULTUR 2_2020, S. 18-19)
Mehr als 500 Exponate spannen im Museum Goldkammer in Frankfurt einen kulturhistorischen Rahmen von über 6.000 Jahren. In unterirdischen Stollen und Kammern können die Besucher Gold von seiner Entstehung über seine symbolische Bedeutung in verschiedenen Kulturen bis hin zu seiner Verwendung als Tausch- und Zahlungsmittel entdecken. Die Ausstellungsräume haben merz merz konzipiert.
Die Goldkammer befindet sich in einem von AS+P Albert Speer + Partner geplanten Ensemble in der Frankfurter Innenstadt. Dieses besteht aus zwei über einen Glasgang miteinander verbundenen Gebäuden – einer denkmalgeschützten, spätklassizistischen Villa aus dem Jahr 1863 und einem 6-geschossigen Neubau. Das rund 3.000 m² Bruttogeschossfläche umfassende Ensemble beinhaltet nicht nur Büro- und Ladenflächen, sondern auch – im Altbau – die Ausstellungsflächen der Goldkammer Frankfurt.
Architektur als Rahmen
Da von Beginn an feststand, welche Exponate gezeigt werden sollen, wurden die Ausstellungsräume eigens für diese Exponate gestaltet – quasi um diese herum, wobei die Architektur bewusst auf die Anforderungen der Sammlung eingeht. Aufgrund der strengen Denkmalschutzvorgaben mussten die Ausstellungsräume allesamt unterirdisch entstehen. Es galt daher, auf einer Fläche von insgesamt nur 480 m² einen passenden Rahmen für die 500 thematisch sehr unterschiedlichen Exponate zu schaffen.
Stollen und Schatzkammern
Die baulichen Anforderungen verhalfen der Goldkammer Frankfurt schließlich zu einem einzigartigen Erscheinungsbild. Unter der Erdoberfläche entstand eine raffinierte Abfolge von Stollen und vielen kleinen Schatzkammern, die aufgrund einer speziellen Lichtführung jedoch größer wirken. Jede Kammer ist individuell auf die Exponate abgestimmt und unterscheidet sich in Größe und Form von den anderen. Inspirieren ließen sich die Ausstellungsplaner dabei von den Ägyptern. So ist das Erscheinungsbild der Räume den Grabkammern in Pyramiden nachempfunden. Der asymmetrische Grundriss und die Intimität der unterirdischen Räume wirken geheimnisvoll und schaffen eine außergewöhnliche Atmosphäre, die gleichermaßen Spannung und Vertrautheit auslöst.
Innovative Inszenierung
Um das Element Gold in seinen vielen Facetten zu inszenieren, wurden die Naturmaterialien Stampflehm, Bronze, Marmor und Stein als gestalterische Mittel eingesetzt. Das Material sollte spürbar und authentisch sein. Während Naturstein und Bronze sehr wertige Rohstoffe sind, eignete sich Stampflehm aus gleich mehreren Gründen besonders für die Kammern: Ebenso wie Gold ist auch Lehm ein archaisches Material und bildet in seiner Wertigkeit einen direkten Kontrast zu dem Edelmetall. Darüber hinaus bietet Lehm auch einen ganz praktischen Vorteil: Da er Feuchtigkeit sowohl aufnehmen als auch abgeben kann, regulieren die Wände die Luftfeuchtigkeit in den Kammern auf natürliche Art und Weise.
Spannende Kontraste
Im Zusammenspiel mit dem historischen Gebäude bilden die Ausstellungsräume spannende Kontraste zwischen alt und neu sowie hell und dunkel. Der unterirdische Teil ist der Sammlung und dem Museumsshop vorbehalten. Mit dem Aufzug gelangen die Besucher vom Foyer in die Schatzkammern und tauchen ein in die Welt des Goldes. Licht und Farben werden dort nur dezent eingesetzt. Der oberirdische Teil des Museums mit seinen auffälligen Marmorböden dient hingegen als Ort kulinarischer Genüsse. Der Kontrast zum Untergeschoss wird dabei ganz bewusst betont.