Schule in Marseille
(in: BAUKULTUR 4_2022, S. 12-13)
Die 1876 gegründete „Institution Sainte Trinité“, eine katholische Privatschule mit Grund-, Mittel- und Oberschule im Süden von Marseille, war in den vergangenen Jahren aufgrund wachsender Schülerzahlen immer wieder umgebaut und erweitert worden. Um einen modernen Schulbetrieb zu ermöglichen und den funktionalen Zusammenhalt der Gebäude wieder herzustellen, waren Lacube architectes mit der Umstrukturierung der Anlage beauftragt worden.
Im Zuge der Baumaßnahme wurde die Schule grundlegend erneuert und modernisiert mit dem Ziel, das hohe Potenzial des Standorts, der Gebäude und der umgebenden Landschaft auszuschöpfen. Darüber hinaus bestand der Wunsch, die Sichtbarkeit der Sainte Trinité in der Stadt zu erhöhen, die Freiflächen rings um die Schule besser zu gliedern und Erschließungs- und Verbindungswege zu optimieren.
Städtebauliche Situation
Die Schule liegt in Mezargues, einem südlichen Stadtteil von Marseille, in dem sich mehr oder weniger hohe Wohnanlagen rings um das Zentrum aneinanderreihen. Nach dem Vorbild der großen Landgüter der Region grenzt sie mit ihrer Außenfassade direkt an eine öffentliche Straße an. Durch ein bündig integriertes Eingangstor gelangen Schüler und Lehrer über den Schulcampus zu den einzelnen Gebäuden. Diese rahmen eine von Platanen gesäumte Wiese, die den Schülern als Freifläche und Pausenhof dient. Im weiteren Verlauf geht die Wiese in einen öffentlichen Park über, der sich über das hangartige Gelände bis hin zum nächsten Straßenzug erstreckt und zu dem die Schüler freien Zugang haben.
Innere Struktur
Die neuen Erweiterungsbauten sind wie die Bestandsbauten um die Wiese herum angeordnet und bilden so eine Art klösterlichen Kreuzgang aus. Die offenen Arkaden lenken den Blick auf das historische, einstige „Internat für benachteiligte junge Mädchen von Mazargues“, dessen Fassaden komplett saniert und mit einem traditionellen, handwerklichen Kalkputz versehen wurden. Im Inneren wurden die Fußböden verstärkt, eine mechanische Belüftung eingebaut und die Elek-trik und Beleuchtung erneuert.
Fassadenornamentik
Zur Straße hin kombinieren die geschlossenen Fassaden eine glatte Außenhaut mit einer darüber gelegten Reliefierung. Die Ornamentik erinnert an gotisches Maßwerk und ergänzt die tragende Struktur wie eine Vorhangfassade. Auch an den in Sichtbeton errichteten Ergänzungsbauten im Inneren der Anlage wird das ornamentale Motiv des Vierpasses aufgegriffen. Verschiebbare, perforierte Paneele aus faserverstärktem Beton dienen hier als Sonnenschutz und erzeugen lebhafte Licht- und Schattenspiele. Insgesamt verleiht die wiederkehrende Ornamentik dem ansonsten schlicht gehaltenen Gebäudekomplex sanfte Züge und setzt optische Akzente.