BAUKULTUR 6_2015: Editorial

Prof. Christian Baumgart, DAI Präsident
(in: BAUKULTUR 6_2015, S. 3)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
verehrte Leser und Freunde der Baukultur,

umBAUKULTUR – wer hätte noch vor wenigen Monaten gedacht, wie hochaktuell dieses Thema zum Jahresende 2015 sein könnte? Umbau steht in diesen Zeiten im übertragenen Sinne sehr wohl auch für Veränderungen in unserer Gesellschaft: Hunderttausende von Zufluchtssuchenden aus Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt, gravierender struktureller Wohnungsmangel in Deutschland – insbesondere für sozial schwächere Mitbürger – sowie die dauerhaft aktuellen Fragen hinsichtlich des Planens und Bauens vor dem Hintergrund eines sich verändernden Klimas und der konkreten Herausforderung der Energiewende.

Der Umbau gilt also nicht nur dem Bad, Wohnzimmer oder auch dem Dach, er gilt Häusern, Quartieren, Gemeinden und Städten – im ganzen Land. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten intensive Diskussionen im DAI geführt: Mit den Kammern und befreundeten Verbänden, mit der Politik und mit Bauschaffenden aus vielen Bereichen. Alle sind sich einig: Wir brauchen keine Notlösungen und Provisorien, sondern nachhaltigen Wohnraum für eine große Zahl von Menschen – und zwar schnell.

Aktuell haben wir nicht nur die große Chance, sondern auch die Pflicht, die hochwertige Bau- und Planungskultur in Deutschland, wie sie im Baukulturbericht 2014/15 zum Ausdruck kommt, in die Tat umzusetzen. Handeln statt Zögern ist das Motto der Stunde und wird mit Sicherheit noch für Jahre das Motto bleiben. Den Planern und allen Bauschaffenden kommt eine gesellschaftspolitische Schlüsselrolle zu.

Während des DAI Tages Ende September in Hannover – erste Eindrücke der äußerst gelungenen Veranstaltung finden Sie auf der nebenstehenden Seite – haben wir im Verbandsrat wie auch in der Mitgliederversammlung diskutiert, wie der DAI zu diesen wichtigen Fragen unserer Zeit Stellung beziehen kann. Die Formulierungen mündeten in einer „Hannoveraner Erklärung“, die Sie auf unserer Web-Seite unter www.dai.org nachlesen können und über die wir in der nächsten Ausgabe der BAUKULTUR berichten werden.

Unser Beitrag ist die WillkommensBaukultur, die zunächst und in erster Linie den aus der Not zu uns kommenden Menschen zugute kommt. Sie muss darüber hinaus aber auch denjenigen eine Willkommensbotschaft zurück in unsere Gesellschaft bieten, die sich – aus welchen Gründen auch immer – derzeit in ihr nicht wiederfinden und zunehmend an den Rand gedrängt werden. Wissenschaftlich untermauerte Schätzungen gehen davon aus, dass in Deutschland allein strukturell rund 400.000 Wohnungen pro Jahr für die nächsten 5–6 Jahre fehlen. Hinzu kommt eine große Zahl von Schutzsuchenden, die ebenfalls ein Anrecht auf menschenwürdigen Wohnraum haben und nicht Zuwanderer in Zelten oder Containern sein dürfen. Hier gilt es, den Integrationsaspekt von Anfang an mitzudenken. Dies setzt beim Planen und Bauen grundsätzliches Umdenken und klare Prioritätensetzungen voraus: Bestandsbauten unterschiedlichster Art nutzen und aufwerten, innerstädtisch angemessen verdichten, Aufstockungsmöglichkeiten mit innovativen Leichtbauweisen nutzen und schließlich auch Neubau in den Peripherien. Ich bin mir sicher, dass die Planenden und Bauschaffenden im Land dies in konzertierter Aktion schaffen können – wenn nicht wir, wer dann?

Neben der WillkommensBaukultur hat der DAI aber auch weitere Themen und Angebote: Allen, die noch dieses Jahr mit unserem Reisepartner RDB Kuba besuchen werden, wünsche ich interessante und nachhaltige Eindrücke eines ebenfalls im Umbruch befindlichen Landes. Genießen Sie Land, Leute und natürlich die einzigartige Architektur. Bereits an dieser Stelle der Hinweis, dass wir im nächsten Jahr wiederum im November eine Reise in den Iran zu Persiens interessantesten Zielen anbieten werden. Über das Programm werden wir Sie hier in der BAUKULTUR rechtzeitig informieren.

Wie immer wünsche ich Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre, bleiben Sie dem DAI und unserer BAUKULTUR gewogen, Sie unterstützen damit die Interessen unserer planenden und bauenden Berufe.

Herzlich Ihr
Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart
DAI Präsident

Genderhinweis
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir in unseren Inhalten bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern überwiegend die männliche Form. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.

Informiert bleiben, Partner finden, Baukultur erleben!

Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V. Mitgliederzeitschrift Mitglied werden