Judohalle Holzhausen

(in: BAUKULTUR 5_2018, S. 38)

Der Judo Holzhausen e.V. erwarb 2015 eine ursprünglich als Heizhaus genutzte Lagerhalle, die Ende der 1960er Jahre in DDR-Typenbauweise im Osten Leipzigs errichtet worden war. Die ungedämmte und in Betonbauweise errichtete Halle ist kein großes Baudenkmal, dennoch verkörpert sie mit ihrer charakteristischen Betonkassettendecke und ihrer Fertigteilfassade ein kleines Zeugnis der damaligen Baukultur. Schoener und Panzer Architekten BDA planten und realisierten den Umbau und erhielten dafür den Architekturpreis der Stadt Leipzig 2017.

Judohalle 1
Für den Ausbau der Halle kamen fast ausschließlich Komponenten aus Holz oder Holzwerkstoffen zum Einsatz (Foto: Margret Hoppe)

Die dreiseitig anschließende Nachbarbebauung der Halle forderte zur energetischen Ertüchtigung eine Innendämmung der Wände, lediglich das Dach konnte von außen gedämmt werden. Aus dieser Rahmenbedingung entstand die Chance, das äußere Erscheinungsbild unverändert beizubehalten und im Gebäudeinneren einen spannungsvollen Dialog zwischen der bestehenden Struktur und dem neuen Einbau entstehen zu lassen.

Ökologische Bauweise
Für den Ausbau der Halle kamen fast ausschließlich Komponenten aus Holz oder Holzwerkstoffen zum Einsatz. Damit wurde einerseits das Ziel einer ökologischen und umweltschonenden Bauweise auch an der Oberfläche sichtbar gemacht, andererseits konnten damit die äußerst engen Budgetgrenzen eingehalten werden.

Holzoberflächen
Die Dämmebene wurde auf der Innenseite der Betonfertigteilfassade durch eine Zelluloseflockung projektiert, die zwischen Außenwand und Dampfsperre eingeblasen wurde. Die raumhohe Verkleidung aus weiß lasierten Fichtensperrholzplatten ist im unteren Bereich als Prallwandkonstruktion ausgeführt. Das von oben gedämmte und zur natürlichen Belichtung und Belüftung mit Lichtkuppeln ertüchtigte Dach lässt die Kassettendecke und die Hauptträger im Raum wirken, lediglich die äußere Kassette wurde, um eine Flankenwirkung zu erzielen, ebenfalls von innen gedämmt.

Judohalle 2
Das Wandbild zeigt Kano Jigoro, den Gründer des Judosports (Foto: Margret Hoppe)

Wandbild
Für das Wandbild, das den Gründer des Judosports, Kano Jigoro, darstellt, wurden die Sperrholzplatten partiell mit einer Lochfräsung ausgeführt. Das Bild wurde von den Architekten entwickelt und in der Werkstatt für behinderte Menschen der Leipziger Lebenshilfe hergestellt.

Rezyklierbarkeit
Der Sportboden besteht aus einem auf Wärmedämmung gelagerten Holzschwingboden und einer 20 mm starken Eichenparkettschicht. Der komplette Bodenaufbau wurde in einer anderen Leipziger Sporthalle nicht mehr für sanierungsfähig befunden, unter Mithilfe der Architekten und Bauherren ausgebaut, aufgearbeitet und in der Judohalle wieder eingebaut. Der äußerst hochwertige und dennoch preiswerte Sportboden steht damit symbolhaft für die Rezyklierbarkeit und Langlebigkeit des Werkstoffes Holz.

2017 wurde die Halle um einen Erweiterungsbau ergänzt, der als Funktionsgebäude Umkleide- und Sanitärbereiche sowie einen Kraftraum umfasst.

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