(in: BAUKULTUR 1_2022, S. 3)
Liebe Leserinnen und Leser,
verehrte Freunde der Baukultur,
ich möchte Ihnen für das neue Jahr 2022 alles Gute, insbesondere Gesundheit, Erfolg, Glück und Zufriedenheit wünschen. Tatsächlich ist es das dritte Jahr in Folge, bei dem Corona die wichtigsten politischen Themen besetzt hält. Ein Jahr der Gegensätze. Wir haben gesehen, dass die Wissenschaft international, aber vor allem auch in Deutschland große Erfolge bei der Entwicklung von Impfstoffen und bei der Erforschung der Krankheit(en) und ihrer Behandlung errungen hat. Wir haben zur gleichen Zeit aber auch große Widerstände und grobe Kampagnen gegen die Wissenschaft und einige Protagonisten erfahren müssen. Wir haben großartige
Solidarität in weiten Teilen der Gesellschaft erlebt, aber auch Zwietracht, Hass und Verleumdung mit zunehmender Gewaltbereitschaft. Wir sehen besorgt und aufmerksam in die Zukunft, aber vor allem auch mit Zuversicht.
Im vergangenen Jahr ist eine bedeutende Ära zu Ende gegangen. Die Erstwähler bei der Bundestagswahl können sich an keine andere Regierung als die der Kanzlerin Angela Merkel erinnern. Sie hat unser Land 16 Jahre lang mit Klugheit, Besonnenheit und Konstanz geführt und ab und zu sogar etwas hanseatischen Humor aufblitzen lassen. Ihr gebührt Dank und Anerkennung.
Das Ende dieser Ära ist aber auch der Aufbruch zu einem Politikwechsel, der sich anhand verschiedener Themen im vergangenen Jahr angekündigt hat und immer wieder auch in dieser Verbandszeitung diskutiert wurde. Es geht um nicht weniger als um eine Neuausrichtung von Politik und Gesellschaft. Allen vorangestellt ist ein nachhaltiger Umgang mit unserer Umwelt, mit den Ressourcen, mit Wasser und Energie, Bodenschätzen und sauberer Luft. Die anschwellenden Müllberge haben nicht nur die Ozeane erreicht, sondern machen nun auch den Weltraum unsicher.
Es geht ebenfalls auch um den Umgang der Menschen miteinander, um Respekt, Toleranz und Solidarität. Eine wichtige Säule unserer Demokratie ist der Pluralismus, der das Miteinander von Bürgern und Organisationen mit unterschiedlichen, ja sogar widerstrebenden Interessen im Parlament verankert. Hieran sollten wir uns erinnern, wenn es darum geht, zukünftig den Kompromiss im Ausgleich zu suchen.
Der DAI hat auf seiner Jahrestagung im September 2021 mit der Aschaffenburger Erklärung ein wichtiges Statement zu den drängenden Aufgaben der neuen Regierung gegeben: Durchsetzung einer sozial gerechten und nachhaltigen Bodenpolitik, Gestaltung klimagerechter Städte und Regionen, Klimaneutralität im Bauwesen, Weiterentwicklung der digitalen Infrastruktur und Stärkung der öffentlichen Verwaltung. Das Plenum der Jahrestagung forderte die zukünftige Regierung auf, die Bearbeitung dieser bedeutenden Aufgaben in einem eigenständigen Bauministerium zu bündeln.
Wir begrüßen daher besonders herzlich die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Klara Geywitz, die seit dem 8.12.2021 das reanimierte Ministerium führen wird. Gerhard Matzig hatte wenige Tage zuvor in der Süddeutschen Zeitung die Bewältigung der anstehenden Themen als Herkulesaufgabe bezeichnet. Der Neubau von 400.000 bezahlbaren Wohnungen soll helfen, das Grundbedürfnis auf Wohnen zu bedienen. Gleichzeitig müssen die Städte umgebaut werden, um besser mit den Herausforderungen des sich bereits veränderten Klimas umgehen zu können. Die Gebäudesanierung wird insbesondere auch bei der Nutzung regenerativer Energien den wichtigsten Beitrag zum Klimaschutz leisten müssen. Die Städte müssen dichter werden, vorhandene Infrastruktur besser genutzt, und ein ausufernder Flächenverbrauch eingedämmt werden. Diese Ziele stehen zum Teil in Konkurrenz zueinander, wenn nicht sogar das Neu-Bauen als solches bereits als Verbrauch der Ressourcen kritisch betrachtet wird. Tatsächlich sind die Umnutzung und der Erhalt von Bestandsgebäuden deutlich stärker in den Mittelpunkt gerückt. Das Bundesbauministerium wird daher eine wichtige Schlüsselfunktion bei der Gestaltung unserer Zukunft haben. Wir Architekten und Ingenieure haben in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf den Wert der Planung hingewiesen, um Probleme in der Zukunft zu lösen, noch bevor diese entstehen.
Ganz in diesem Sinne: Der DAI wird vom 30.9.–2.10.2022 ein Symposium zur „Mobilität in der Stadt“ anlässlich des DAI Tages 2022 in Münster durchführen. Ich darf Sie auch im Namen des Münsterländer AIV bereits heute ganz herzlich dazu einladen.
Herzlichst Ihr
Arnold Ernst
DAI Präsident