Foto: Sivi Steys | Lizenz CC 2.0
Berlin – Der Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine (DAI) hat sich in den letzten Wochen intensiv mit dem Thema Wohnraumbeschaffung in Deutschland befasst. In der Diskussion werden immer wieder einzelne Leuchtturmprojekte für singuläre Wohn- und Integrationsvorhaben angeführt. Um jedoch Millionen von Menschen aufzunehmen und vor allem menschenwürdig unterzubringen und dann zu integrieren, braucht es großformatige Projekte. Bei deren Ausgestaltung sollten erkannte Fehler aus der Vergangenheit möglichst vermieden werden.
Der vermeintliche Vorteil für die Unterbringung in Ballungszentren wird in der Debatte oft mit Arbeitsplätzen, besserer Mobilität und Freizeitangeboten untermauert. Diese Faktoren sind auch unbestritten eminent wichtig, wenn Menschen in die Gesellschaft integriert werden müssen.
„Es besteht aber auch die Gefahr, dass in unausweichlichen Großsiedlungen erneut parallele Welten geschaffen werden“, erklärt DAI Präsident Prof. Dipl.-Ing. Christian Baumgart. „Die einseitige Quartiersbildung der sechziger und siebziger Jahre wirkt bis heute nach und erfordert immer weitere Nachbesserungen und Förderprogramme wie z.B. die Soziale Stadt. Bei allen vordergründigen Vorteilen einer städtischen Unterbringung von Hundertausenden von Menschen dürfen wir die Integrationsleistung kleinerer und sogar ländlicher Kommunen nicht vernachlässigen. Dort wird oft per Nachbarschaftshilfe agiert und der persönliche Umgang mit den Menschen fordert von allen Beteiligten von vorn herein Verantwortung für das Gemeinwesen. Im Übrigen ist unbestritten, dass ein großer Teil industrieller und gewerblicher Arbeitsplätze gerade im ländlichen Raum befinden“, sagt Baumgart.
Eine jüngst veröffentlichte Studie im Auftrag der Immobilienwirtschaft zeige, dass es ohne feste Verteilschlüssel voraussichtlich nicht gehen werde. Zwar sei es Wunsch vieler Neuankommenden, in die Großstädte zu ziehen. Diese seien aber schon jetzt mit dem strukturellen Bedarf an Wohnraum überfordert. Für eine Stadt wie Frankfurt/Main liege die Nachfrage inklusive Zuzug von Flüchtlingen bei 135%.
„Diese Situation erfordert ganz klar politische Maßnahmen, den Zuzug in alle Regionen gemäß ihrer Leistungsfähigkeit zu steuern“, ist Baumgart überzeugt und wiederholt seine Grundaussage: „Die Fehler bei der Planung von Großsiedlungen in der Vergangenheit kosten heute noch viel Geld. Solche Lasten sollten wir den nachfolgenden Generationen nicht erneut wissentlich auferlegen.“
Gegründet 1871, gehören dem DAI 32 Architekten- und Ingenieurvereine im gesamten Bundesgebiet an. Damit vertritt der Verband die Interessen von ca. 4.000 Architekten, Ingenieuren und Planern. Der Verband gibt die Fach- und Verbandszeitschrift BAUKULTUR heraus.
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Ansprechpartner: Udo Sonnenberg, DAI Geschäftsführer, Tel. 030 – 400 54 100, Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!